Wird ein Ex-BMW-Manager neuer Audi-Chef?
Die Hinweise verdichten sich, dass Markus Duesmann bald Bram Schot ablöst. Kein leichter Job - denn Daimler will hunderte Spitzenkräfte abbauen.
Die deutschen Autohersteller stehen vor harten Zeiten. Wenn der Experte Ferdinand Dudenhöffer recht behält, könnten es fünf schwierige Jahre sein. Das erste der nervösen Umbruchjahre geht im Dezember zu Ende. Demnach würden vier weitere folgen. Bei Audi zeichnet sich nach Informationen aus Industriekreisen immer mehr ab, dass der 58-jährige Bram Schot, der das Ingolstädter Unternehmen offiziell erst seit 1. Januar leitet, nur ein Übergangschef sein könnte.
Markus Duesmann könnte neuer Audi-Chef werden
Wie in Wolfsburg im VW-Umfeld zu erfahren ist, will Volkswagen-Chef Herbert Diess, 61, seinen einstigen BMW-Weggefährten Markus Duesmann im kommenden Jahr zum Audi-Chef machen. Diess sei – wie es heißt – davon überzeugt, dass die Ingolstädter nach dem Finanzexperten Rupert Stadler und dem Vertriebs-Profi Bram Schot einen Techniker wie den 50-Jährigen aus Heek im Münsterland stammenden Duesmann bräuchten. Der Maschinenbau-Ingenieur hat seine Karriere bei Mercedes gestartet und machte sich als Motoren-Entwickler einen Namen. Sowohl bei den Stuttgartern als auch später bei BMW arbeitete der Norddeutsche in führenden Funktionen im Formel-1-Bereich.
Bei den Münchner Autobauern war Duesmann zuletzt im Vorstand für das Einkaufsressort zuständig. Doch als seine weitere Karriere nicht in gewohntem Tempo voranging, konnte er, wie in München erzählt wird, den VW-Lockrufen von Diess nicht widerstehen. Wieder hatten die Wolfsburger BMW eine Spitzenkraft abgeworben, was in München für tiefere Verstimmungen sorgte. So muss Duesmann auf Druck von BMW noch warten, bis er bei Audi ans Steuer darf. Dessen Beförderung soll auf der Tagesordnung der nächsten Volkswagen-Aufsichtsratssitzung am kommenden Freitag stehen.
Bei Daimler trifft der Stellenabbau zunächst die Manager
Ob nach der Tagung aber feststeht, wann der neue Mann an die Audi-Spitze gehievt wird, ist unklar. Das verlautete gegenüber dieser Redaktion aus mehreren Quellen. Die FAZ hat auf alle Fälle recherchiert, dass Duesmann in jungen Jahren als Schlagzeuger in einer Punk-Band gespielt haben soll. Ob in Ingolstadt unter ihm als Audi-Boss der Punk in Richtung Rendite und E-Mobilität abgeht, wird sich zeigen. Nach wie vor wird ja auch in Ingolstadt diskutiert, wie viele Arbeitsplätze an den deutschen Standorten auf Dauer wegfallen sollen.
Doch noch gibt es für diese Werke eine Beschäftigungsgarantie bis 2025. Die Möglichkeiten zum Punk sind auch für Duesmann begrenzt, was schon Noch-Audi-Chef Schot immer wieder spüren musste. Wie geht es mit dem unkomplizierten Niederländer weiter? Für ihn werde sich schon ein anderer Spitzenposten im VW-Reich finden, lässt sich hinter den Kulissen in Erfahrung bringen. Sollte Duesmann wie geplant bei Audi zum Zuge kommen, muss er wohl angesichts des radikalen Umbruchprozesses der Branche hin zur E-Mobilität kräftig trommeln. Wo die Arbeitsplatz-Reise in der deutschen Autoindustrie derzeit generell hinführt, ist auf alle Fälle bei Daimler zu erleben.
Dort will Konzern-Chef Ola Källenius, der 50 und damit so alt wie Duesmann ist, nach Darstellung des Betriebsrats weltweit rund 1100 Arbeitsplätze im Management abbauen. Entsprechend herrscht Unruhe bei der Marke mit dem Stern in Stuttgart. Die Stadt ist extrem stark – und in viel höherem Maße etwa als Großraum München – von der Autoindustrie abhängig. Nach dort sitzenden Zulieferern setzt nun auch Daimler die Axt an Arbeitsplätze an. Derartige Befürchtungen gibt es auch bei BMW und Audi. Immerhin hat der scheidende EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker jetzt die Hoffnung geweckt, US-Präsident Donald Trump könnte von seinen Plänen für Zölle auf die Einfuhr deutscher Autos abrücken.
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