Wohin mit übrigen Lebensmitteln?
Frankreich will Händler und Supermärkte künftig verpflichten, ihre Reste zu spenden. In Deutschland werden jährlich 11 Millionen Tonnen Essen weggeworfen. Was man dagegen tut.
Die Meldung aus der französischen Nationalversammlung löste Aufregung aus: Die Franzosen verboten Lebensmittelhändlern, Reste wegzuwerfen. Stattdessen müssen sich zum Beispiel große Supermärkte verpflichten, ihre unverkaufte Ware an Hilfsorganisationen zu spenden. Die Initiative wurde im Netz gefeiert – auch in Deutschland. Aber wäre ein solches Gesetz hierzulande denkbar?
Momentan heißt die Antwort Nein. Und zwar egal, ob man das zuständige Ernährungsministerium, den Bundesverband der Lebensmittelhändler oder den Bundesverband deutscher Tafeln fragt. Der Grund: Etwa 80 bis 90 Prozent der Supermärkte spenden schon jetzt freiwillig überschüssige Ware an die Tafeln in Deutschland. Um Lebensmittelabfälle zu vermeiden, setze man nicht auf Ge- oder Verbote, sondern auf Information, Beratung und Aufklärung, heißt es aus dem Ministerium. „Eine Zwangsverpflichtung zur Spende per Gesetz käme einer Geringschätzung unseres Einsatzes gleich“, sagte Christian Böttcher, Sprecher des Bundesverbands des deutschen Lebensmittelhandels.
11 Millionen Tonnen Essen landen jährlich im Müll
Trotzdem ist Lebensmittelverschwendung in Deutschland ein Problem. 11 Millionen Tonnen Essen landen nach einer Untersuchung des Ernährungsministeriums von 2012 jedes Jahr im Müll. Am verschwenderischsten sind die Privathaushalte. Das heißt, jeder Deutsche wirft im Jahr durchschnittlich 81,6 Kilo Essen weg. Pro Kopf landet so jährlich Essen im Wert von 235 Euro in der Tonne.
Das ist wohl auch der Grund, warum das Ernährungsministerium vor allem bei den Verbrauchern ansetzt, um das Wegwerfen zu beenden – etwa über die Aktion „Zu gut für die Tonne“. Mit einer App und im Internet können sich Verbraucher informieren, wie sie richtig einkaufen, aufbewahren und Reste verwerten können. So sollen sie langfristig ihr Verhalten ändern und weniger Lebensmittel wegwerfen.
„Für Deutschland kann man sagen: Es funktioniert ohne Gesetz.“
Und die Supermärkte? Laut Christian Böttcher vom Bundesverband der deutschen Lebensmittelhändler möchten auch sie, dass weniger Essen in der Tonne landet. So verkaufen sie etwa Lebensmittel, die bald ablaufen, zu einem günstigeren Preis. Auch die Verpackungsgrößen versuchen sie zu verkleinern, um sich so dem geänderten Kaufverhalten der Kunden anzupassen. „In Deutschland haben die Tafeln in den vergangenen 22 Jahren bereits wertvolle Aufklärungsarbeit geleistet und beim Handel ein Umdenken bewirkt“, sagt Jochen Brühl, Vorsitzender des Bundesverbands der deutschen Tafeln. „Für Deutschland kann man sagen: Es funktioniert ohne Gesetz.“
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