Zugausfälle wegen Hitze: Fahrgastverband sieht strukturelle Probleme
Immer wieder macht extremes Wetter der Bahn zu schaffen. Nun fallen in der Region Züge aus, weil sich Schienen ausdehnen. "Pro Bahn" sieht strukturelle Probleme.
Die extrem heißen Temperaturen stellen die Bahn vor Probleme. Immer wieder sind in den vergangenen Jahren Züge wegen defekter oder fehlender Klimaanlagen ausgefallen, nun wurden hitzebedingt sogar Streckenabschnitte gesperrt.
Schienen dehnen sich wegen Hitze aus: Gleise in Österreich weiß lackiert
Auf der Strecke Augsburg-Ulm haben sich die Schienen bei Dinkelscherben wegen der hohen Temperaturen so stark ausgedehnt, dass Züge am Dienstag nur sehr langsam fahren konnten. Am Mittwoch gibt es zwischen 8 Uhr und 20 Uhr gar keine Verbindung nach Dinkelscherben, die Regionalzüge enden vorzeitig in Gessertshausen.
Der Sprecher des Fahrgastverbandes „Pro Bahn“, Karl-Peter Naumann, ist von den Störungen wenig überrascht: „Wie es mit der Technik so ist: Wenn es zu extremer Belastung kommt, fällt mal etwas aus. Das kann passieren.“ Prophylaktisch könne die Bahn nur wenig gegen Ausfälle bei starker Hitze tun.
Um Schienen vor Ausdehnungen zu bewahren, färbt die Österreichische Bundesbahn (ÖBB) derzeit testweise Streckenabschnitte in Vorarlberg weiß ein. Das soll die Temperaturen der Gleise um bis zu acht Grad Celsius senken.
Ob eine solche Lösung auch im deutschen Schienennetz denkbar ist, daran zweifelt der Sprecher des Fahrgastverbands. Naumann sagt: „Nun warten wir mal auf die Ergebnisse des Pilotversuchs in Österreich. Solche Mittel kann man aber nur langfristig und sehr gezielt an gefährdeten Stellen auf einzelnen Streckenabschnitten einsetzen.“
Hitze verursacht Ausfälle im Bahnverkehr - Fahrgastverband sieht strukturelle Probleme
Naumann weist aber auch auf strukturelle Schwierigkeiten hin, die sich angesichts der Hitze zeigen: „Das Hauptproblem ist nicht, dass es zu Störungen kommt.“ Allerdings leide der Zugverkehr bei Ausfällen sehr darunter, dass es kaum Ersatzfahrzeuge gebe. „Hier rächt sich der Rückbau der Gleisnetze“, sagt Naumann. Ausweichrouten zu organisieren werde immer schwieriger, gerade auch weil viele Strecken noch nicht elektrifiziert seien.
Ist etwa die Strecke Augsburg – Treuchtlingen – Nürnberg blockiert, sei es nicht ohne weiteres möglich, die Züge über Ingolstadt umzuleiten, da die Strecke dort nicht elektrifiziert ist.
Der Sprecher des Fahrgastverbands sieht angesichts dieser Probleme auch Verkehrsminister Scheuer in der Verantwortung und sagt: „Die Baumaßnahmen bei der Deutschen Bahn sind zu sehr von Kosten-Nutzen-Abwägungen abhängig. Budgets für Umleitungen oder Ersatzfahrzeuge kommen dabei kaum vor.“ (zian)
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