Steuerskandal: Auch bayerische Sünder müssen zittern
Während Postchef Zumwinkel zurückgetreten ist, entwickelt sich der Steuerskandal zum größten der deutschen Geschichte. Auch Bayerische Steuersünder müssen nach Informationen unserer Zeitung zittern. Von Stefan Stahl
Von Stefan Stahl
Augsburg/Bochum Deutschland droht der größte Steuerskandal in der Geschichte der Republik. Nach Informationen aus Justizkreisen sollen Bürger - "vom Mittelständler bis zum Prominenten" - über Liechtenstein insgesamt einen Betrag von rund 3,4 Milliarden Euro am heimischen Fiskus vorbeigeschleust haben.
Post-Chef Klaus Zumwinkel zog als Erster Konsequenzen aus der Affäre. Er soll etwa eine Million Euro via Liechtenstein an Steuern hinterzogen haben. Am Freitag stellte der Manager nach Kritik sein Amt als Konzernleiter zur Verfügung. Der Aufsichtsrat wird darüber wohl am Montag entscheiden.
Die Staatsanwaltschaft nannte gestern keine weiteren Namen von Steuersündern. Der Fall Zumwinkel scheint aber nicht einmal die Spitze des Eisbergs zu sein, zumindest was die Höhe der hinterzogenen Gelder betrifft. Andere Personen hätten den Behörden noch üppigere Beträge vorenthalten, war in Justizkreisen zu hören. Es gebe rund 700 Verfahren und etwa 900 Durchsuchungsbeschlüsse, hieß es.
Die für die Ermittlungen zuständige Staatsanwaltschaft in Bochum bestätigte diese Zahlen gegenüber unserer Zeitung jedoch nicht. Oberstaatsanwalt Eduard Güroff sprach von mehreren hundert Verfahren. "Darunter gibt es auch Fälle in Bayern und Baden-Württemberg", räumte er ein. Zunächst trete die Behörde in Bochum keine Verfahren an andere Staatsanwaltschaften ab. "Wir finden erst heraus, wo die Personen ansässig sind", so Güroff.
Das entspricht Recherchen unserer Zeitung in der Region. Die Staatsanwaltschaften in Augsburg, Ulm und München machten deutlich, dass sie am Freitag noch nicht im Zuge der Bochumer Ermittlungen tätig geworden seien. Dabei ist es aber möglich, dass Ermittler aus Nordrhein-Westfalen schon in hiesigen Breiten Erkundigungen einziehen. Kommt es zu Hausdurchsuchungen, würden aber die Verantwortlichen in Bayern oder Baden-Württemberg informiert.
Zumwinkel kündigte seinen Rücktritt als einer der mächtigsten Manager Deutschlands vor allem wegen des enormen Drucks von Seiten der Politik an. SPD-Chef Kurt Beck war der erste Berliner Spitzenmann, der am Freitag die sofortige Entlassung des Post-Chefs forderte. Kanzlerin Angela Merkel äußerte ihren Unmut darüber, dass sich Zumwinkel nicht zu den Vorwürfen gegen seine Person geäußert hat.
Jetzt setzen die Staatsanwälte darauf, dass es vermehrt zu Selbstanzeigen von "Liechtensteinern" kommt, wie Deutsche, die dort ihr Geld anlegen, genannt werden. Dadurch können Betroffene unter Umständen straffrei ausgehen.
Die Diskussion ist geschlossen.