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Foto: Axel Heimken, dpa
Foto: Axel Heimken, dpa

Hand in Hand: Künstliche Intelligenz soll Menschen Arbeit abnehmen, ohne sie zu ersetzen.

AI Convention
22.03.2022

Welche Rolle Künstliche Intelligenz heute schon in Unternehmen spielt

Von Michael Kerler

Plus Das Versandunternehmen Otto schafft es, fast acht Millionen Artikel zu präsentieren. Der Käsehersteller Hochland durchleuchtet seine Produktion. In Augsburg zeigt die "AI Convention", was KI kann.

Aus Erfahrungen lernen. Aufgaben erledigen, wie es Menschen schaffen. Immer leistungsfähigere Prozessoren machen dies Rechnern möglich, Fachleute sprechen von Künstlicher Intelligenz, kurz KI. In unserer Region greifen immer mehr Unternehmen darauf zurück. Künstliche Intelligenz wird aktuell zwar erst von neun Prozent der Betriebe in Schwaben genutzt, das ergab kürzlich eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer unter 226 Unternehmen. Ganze 25 Prozent der heimischen Betriebe planen aber den Einsatz von KI bereits in den nächsten drei Jahren.

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Künstliche Intelligenz kommt unter anderem zum Einsatz, wenn es in der Produktion darum geht, den Verschnitt zu minimieren. Beispielsweise, wenn Bauteile aus dreidimensionalen Metallblöcken gefräst werden. Es soll dann möglichst wenig „Rest“ bleiben. Eine andere Anwendung sei die Optimierung von Lieferketten, berichtet Matthias Köppel, Leiter Geschäftsbereich Standortpolitik bei der IHK. Künstliche Intelligenz kann es möglich machen, dass nur die Ziele wie Zeit, Kosten oder der CO2-Abdruck vorgegeben werden – wie bei einem Navi im Auto, wo man nur das Ziel der Reise eingibt. Das KI-Programm optimiert dann im Unternehmen den Bestellprozess, so, wie das Navi den Weg zum Ziel berechnet.

AI Convention in Augsburg: Unternehmen präsentieren Erfahrungen

Derzeit – am Dienstag und Mittwoch – teilen auf der „AI Convention“ der IHK Schwaben Unternehmen ihre Erfahrungen mit „artificial intelligence“, kurz AI, wie die Künstliche Intelligenz im englischen Sprachraum genannt wird. Die AI Convention findet zum vierten Mal statt, dieses Jahr wegen Corona erneut digital.

Eine wichtige Rolle spielt Künstliche Intelligenz zum Beispiel im Versandhaus Otto aus Hamburg. „Es wird keine Welt ohne KI geben“, sagt Technologievorstand Michael Müller-Wünsch im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir werden in allen Lebens- und Gesellschaftsbereichen KI-Softwareelemente sehen.“ Es sei eine Chance, wenn man es verantwortungsvoll mache. „Den Menschen wird KI in den nächsten Jahren aber nicht ersetzen“, ist Müller-Wünsch überzeugt.

Versandunternehmen Otto: Rund acht Millionen Produkte mit KI präsentieren

Otto nutzt Künstliche Intelligenz in der Produktpräsentation. Hatte Otto vor einigen Jahren rund eine Million Artikel im Angebot, sind es heute bereits fast acht Millionen. Alle Bilder müssen mit Vorder-, Rück-, und Seitenansicht im Online-Handel gezeigt werden. Mit manueller Arbeitskraft sei das nicht mehr zu schaffen. KI nimmt diese Arbeit ab, es erkennt die Ansichten und ordnet sie in der richtigen Reihenfolge an. Zusätzlich filtert KI Aufnahmen heraus, die anzügliche Darstellungen oder politische Botschaften tragen – „alles, was nicht mit unserem Wertesystem vereinbar ist“, sagt Müller-Wünsch. Er ist überzeugt, dass die Bilderkennung auch Produktionsbetrieben in der Qualitätssicherung helfen kann.

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Ein zweites Beispiel: KI hilft bei dem Versandunternehmen Otto, dass das Sortiment stets in der richtigen Menge vorgehalten wird. Bei neuen Produkten nutzt der Algorithmus dabei Erfahrungen mit ähnlichen Produkten in der Vergangenheit. Mittelständler, die auf KI zurückgreifen wollen, finden inzwischen viele Partner, die Lösungen anbieten. Längst muss nicht jeder Algorithmus selbst neu programmiert werden. Es lasse sich inzwischen auch auf Softwarebibliotheken zurückgreifen.

Käsehersteller Hochland: Produktionsprozess durchleuchten

In unserer Region hat der Käsehersteller Hochland mit Mitteln der KI seinen Produktionsprozess an mehreren Stellen durchleuchtet. Einmal ging es darum, Fehler in der Versiegelung der Waren zu reduzieren, einmal um stundengenaue Vorhersagen, wann Produkte bei den Kunden ankommen. Die Erfahrung dabei: Je besser das Problem beschrieben wird, desto stärker kann KI helfen, aus den großen Datenmengen eine Lösung zu finden.

Produktionsnetzwerk KI: Unternehmen können mitmachen

Im Rahmen eines Zukunftsprogramms für Augsburg hat der Freistaat Bayern in den nächsten fünf Jahren 92 Millionen Euro zur Förderung von KI-Anwendungen in bayerischen Unternehmen zur Verfügung gestellt. Davon sind 62 Millionen Euro für Forschungseinrichtungen da, 30 Millionen aber auch für Kooperationsprojekte mit Unternehmen. 60 Unternehmen können dem Produktionsnetzwerk KI beitreten.

Forschungseinrichtungen wie die Universität Augsburg, die Hochschule Augsburg, das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder Fraunhofer melden sich dann bei den Betrieben und suchen gemeinsam nach Lösungen, berichtet IHK-Experte Köppel. Beitreten könne man über die IHK.

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