Uwe Lauber ist von einer Japan-Reise zurück. Dort passierte es wieder. Der Vorstandsvorsitzende des Augsburger Motoren- und Turbomaschinenherstellers MAN Energy Solutions wurde als Chef des Münchner Lkw- und Busherstellers MAN Truck & Bus begrüßt. Mit derlei Fahrzeugen hat der Manager nichts zu tun, auch wenn beide ehemaligen Unternehmen der MAN AG zum Volkswagen-Konzern gehören. Außerhalb Augsburgs, dem Sitz von MAN Energy Solutions, wissen wenige, dass die Firma vor allem Schiffsmotoren und Kraftwerke herstellt, jedoch keine Produkte mit Rädern unten dran. Das Unternehmen hat sich neu erfunden und wandelte sich immer mehr zu einem Anbieter, der Technologien zur Verringerung des CO₂-Ausstoßes entwickelt.
MAN Energy Solutions stellt Lösungen bereit, um den Klimawandel aufzuhalten. Dabei baut die Firma auf die Technologie des Diesel-Motors auf. „Doch der Diesel ist ein Grüner geworden“, sagt Lauber im Gespräch mit unserer Redaktion. Der einst von Rudolf Diesel von 1893 bis 1897 in Augsburg entwickelte Diesel-Motor wird von dem Unternehmen längst mit klimafreundlicheren synthetischen Kraftstoffen angeboten, die ebenfalls mit Technologien des Hauses aus erneuerbarer Energie entwickelt werden. Diese Motoren auf Basis der Diesel-Technologie können bei Befarf zwar immer noch mit Schweröl, aber auch mit einer Reihe klimafreundlicher Gase betrieben werden.
Das Augsburger Unternehmen hieß einst MAN Diesel & Turbo
Deswegen hat sich das Augsburger Traditions-Unternehmen schon 2018 von MAN Diesel & Turbo in MAN Energy Solutions umbenannt, was damals in der Fugger- und Diesel-Stadt für Kopfschütteln sorgte, verschwand doch der Name „Diesel“ aus der Firmen-Bezeichnung. Auch wenn Augsburgerinnen und Augsburger bis heute sagen, dass sie „beim Diesel arbeiten“ und Taxi-Fahrer Gäste „zum Diesel fahren“, geht das Unternehmen mit rund 15.000 Beschäftigten weltweit einen Schritt weiter und streicht am 4. Juni offiziell auch die drei geschichtsträchtigen Buchstaben MAN, die für „Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg“ stehen. Mit dem wegfallenden „A“ findet sich zumindest im Firmen-Namen kein Verweis mehr auf Augsburg. Dort arbeiteten zuletzt wieder rund 4100 Frauen und Männer für das Unternehmen, während es 2020 noch etwa 4300 waren. Damals war MAN Energy Solutions in eine Krise geraten und baute circa 800 Stellen allein in Augsburg ab.
Die Zeiten sind vorbei. Das Unternehmen hat wieder kräftig eingestellt und fährt einen Auftragsrekord nach dem anderen ein. Zuletzt waren es für 2024 schon rund 5,3 Milliarden Euro. „Perspektivisch bewegen wir uns in Augsburg auf 4500 Mitarbeitende zu“, kündigt Lauber an. Und er bestätigt Informationen unserer Redaktion, dass aus MAN Energy Solutions offiziell ab 4. Juni Everllence wird. Die neue, melodisch klingende Firmen-Bezeichnung wurde mit einer Agentur und Kräften aus dem eigenen Haus aus der Taufe gehoben. Warum fiel die Wahl nach langen Diskussionen auf das international verständliche Kunstwort? Der Charme der neuen Firmen-Bezeichnung liegt für den MAN-Energy-Chef darin, dass sie eine Geschichte erzählt.

Everllence erzählt eine Geschichte? Im ersten Namens-Teil „Ever“, dem englischen Wort für „immer“, steckt nach Lesart Laubers die Assoziation „First ever“, also der Allererste, eben ein Hinweis auf Innovationen des Unternehmens. Der Firmen-Chef verweist etwa neben der ersten Groß-Wärmepumpe auf den ersten Diesel-Motor, zwei Pioniertaten seines Hauses. Zumindest assoziativ ist die Lebensleistung Rudolf Diesels weiter begrifflich irgendwie mit an Bord. So betont Lauber: „First ever ist unsere DNA.“ Soweit der erste Teil der sprachlichen MAN-Neuerfindung. Vor dem folgenden Wortbestandteil „llence“ sollen die vier Buchstaben „Exce“ gedacht werden. Zusammen ergibt das nach der Philosophie der Namens-Designer „Excellence“. Das überzeugt den Firmen-Chef: „Denn Exzellenz ist genau das, wonach wir in unserem Unternehmen täglich streben.“
Der erste Buchstabe des neuen Namens „Everllence“ ist ein Super-Zeichen

Natürlich wurde bei mehr als 30 Sprachen überprüft, dass der neue Name in bestimmten Ländern nicht mit unangenehmen Dingen in Verbindung gebracht werden kann. Lauber berichtet in dem Zusammenhang, ihm sei in China erzählt worden, die Abfolge der drei Buchstaben M, A und N stehe in dem Land für „langsam“. Ein weiterer Grund aus Sicht des Managers, auf eine neue Bezeichnung zu setzen. Eine untergeordnete Rolle habe hingegen gespielt, dass MAN Energy Solutions für die Verwendung des Namens „MAN“ Lizenz-Gelder an die zu VW gehörende Holding Traton zahlen muss. In Industriekreisen ist hier von jährlichen Millionen-Beträgen die Rede. Lauber macht dazu keine Angaben und verweist darauf, dass solche Lizenzzahlungen nach dem Steuerrecht geboten seien: „Auf alle Fälle können wir diese Summe jetzt in den Aufbau des Namens Everllence stecken.“
Heftige Diskussionen in Augsburg über den neuen Namen
Nachdem der neue Begriff im Unternehmen vorgestellt wurde, entbrannten heftige Diskussionen, auch im firmeneigenen Intranet. Manch ein Schreiber soll sich dem Vernehmen nach zunächst irritiert gezeigt haben. „Doch die Stimmung hat sich schnell gedreht. Jetzt sehen die meisten Beschäftigten die Umbenennung positiv“, hat der künftige Everllence-Chef beobachtet. Als Beleg für die Akzeptanz des Kunstworts führt er an, dass sich über 14.500 Angestellte bei einer Aktion ein T-Shirt mit der Aufschrift „Everllence“ bei dem Unternehmen bestellt hätten. Das sind nahezu alle Mitarbeitenden. In den ersten 24 Stunden waren schon 7000 der Shirts weg. „Ich habe drei der neuen T-Shirts“, verrät Lauber. Nach und nach verschwinden jetzt alte Logos und Aufschriften auf Maschinen, in Werkshallen und in gedruckter Form. Das große Emblem mit der von einem Bogen überwölbten Aufschrift „MAN“ auf dem „MAN-Hochhaus“ genannten Gebäude in Augsburg wird auch durch Everllence ersetzt, wenn auch noch nicht am 4. Juni.
Einen Vorteil hat die neue Bezeichnung auf alle Fälle: Sollte der Mutter-Konzern Volkswagen seine Augsburger Maschinenbau-Tochter an die Börse bringen, wie jüngst wieder die Nachrichtenagentur Bloomberg spekuliert hat, würde die Firma dank des ikonischen „E“ im vorderen Drittel der Aktien-Listen aufgeführt. Wäre das Kürzel „MAN“ geblieben, würde der Maschinenbauer weiter hinten einsortiert. Lauber nimmt zu Gerüchten, das Unternehmen könne im nächsten Jahr den Gang an den Aktienmarkt wagen, nicht Stellung. Dass immer wieder solche Berichte lanciert werden, liegt sicher auch an den guten Zahlen von MAN Energy Solutions. Wer Sondereffekte wie die Schließung der Sparte für kleine Gasturbinen in Oberhausen und Zürich herausrechnet, entdeckt, dass die operative Rendite im vergangenen Jahr bei rund zehn Prozent lag, ein guter Wert für einen Maschinenbauer. Besser schneiden allenfalls Firmen ab, die vor allem Rüstungsgüter liefern. Das Augsburger Unternehmen erwirtschaftet aber nur rund fünf Prozent des Umsatzes mit Motoren für Militär-Schiffe. Dass sich Volkswagen – in welcher Form auch immer – einmal von Everllence trennt, gilt indes unter Branchenkennern als sehr wahrscheinlich.
Ich glaube die neue Unternehmensbezeichnung wird gewöhnungsbedürftig sein. Auf den Konsonanten "r" ein doppel "ll" passt irgendwie nicht. Aber so lange das Unternehmen "läuft" - ist ok.
Wie oft soll der Name dieser Firma noch geändert werden und welchen Sinn macht das?
Wieder ein Unternehmen, das anders angestrichen wurde und bald von der Bildfläche verschwinden wird.
Da sitzt dann eine Gruppe hochbezahlter Minderleister in einem Besprechungsraum und denkt sich einen tollen neuen Namen aus. Diese Namensänderung macht echt nur Sinn wenn das ganze bald versilbert werden soll. Ansonsten bestünde kein Grund das MAN rauszunehmen.
So viele Minderleister scheint es nicht zu geben. Der VW Konzern überlegt im Frühstadium dieses Untertnehmen zu verkaufen. Der Wert wird mit ca. 5 000 000 000 € angesetzt. Der operative Gewinn letztes Jahr war so um die 300 000 000 €. Geht doch.
Es wird in großen Unternehmen immer wieder die gleiche Agentur beauftragt, da sich die Chefs untereinander austauschen und die jeweiligen Namenskreationen so toll finden. Namen, die man erst erklären muss. Und die genau so dümmlich sind, wie die glänzenden Moncler Jacken, in denen diese Typen am Wochenende rumlaufen… peinlich!
Traditionsnamen sind in DEU nur noch lästig; am ende von MAN nur der Schriftzug MAN auf LKWs zu finden sein. Schiffsdieselmotoren sind wohl auch nicht mehr in oder ? Und doch noch weltweit eingesetzt.
Das stimmt. Disn neumodischen Namen braucht kein Mensch. Ich fahre immer noch mit meinem Glas und werde mich niemals in einen woken BMW Karren setzen. Dass jetzt die Sandersche Maschinenfabrik ihren Namen nochmals ändert geht auch auf keine Kuhhaut! Was kommt als nächstes? Dass die Auto-Union ihren Namen ãndert? Dass meine lieblingssuchmaschine sich in Google umbenennt? Raider sich in Twix umbenennt? Oder gar die Blue Ribbon shoe Company ihre Schuhe unter dem Namen Nike anbietet?
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