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Auto-Zölle: Europa macht Fehler im Umgang mit Trump

Kommentar

Im Streit um Auto-Zölle geht Europa falsch mit Trump um

Stefan Stahl
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    Trump setzt seine Drohungen gegen die europäische Autoundustrie in die Tat um.
    Trump setzt seine Drohungen gegen die europäische Autoundustrie in die Tat um. Foto: Pool via AP/dpa

    Für Ursula von der Leyen gilt die Devise: Schlag nach bei Jean-Claude Juncker! Ihr Vorgänger an der Spitze der EU-Kommission hat es 2018 vorgemacht, wie Europa Donald Trump in den Griff bekommt. Der Politiker ist ein Fuchs. Zunächst hat der Luxemburger dem mit Zöllen drohenden US-Präsidenten in dessen erster Amtszeit klargemacht, dass er für die Europäische Union spricht und nicht einzelne Staatschefs im Namen der EU verhandeln können. Im zweiten Schritt fühlte sich Juncker clever in Trump ein und erkannte, dass die US-Farmer dem Präsidenten im Nacken sitzen, seit China damals als Reaktion auf den Handelskrieg mit Amerika keine US-Sojabohnen mehr importierte. Das europäische Cleverle versprach, Europa werde mehr Soja-Bohnen und Flüssig-Gas in den USA kaufen.

    So gelingen Deals mit Trump

    So gelingen Deals mit Trump. Juncker packte den Amerikaner bei seinen Schwachstellen und verhinderte Schlimmeres auch für die EU-Autoindustrie. Und was macht von der Leyen? Sie schickt ihren Handelskommissar Maros Sefcovic nach Washington, der dort nicht mit dem Schmied, eben Trump, sondern allerlei Schmiedels sprach. Dabei heißt das treffliche Sprichwort doch: „Geh gleich zum Schmied und nicht zum Schmiedel.“ Nach dem Schmiedel-Fehler folgte die erwartbare Demütigung Europas in Gestalt 25-prozentiger Zölle auf Auto-Einfuhren in die USA auf den Fuß.

    Es ist nie zu spät, was Trump betrifft

    Es ist nie zu spät, auch was Trump betrifft. Von der Leyen sollte, wie einst Juncker, den US-Chef-Droher dort packen, wo er am verwundbarsten ist. Mit Zöllen auf Whiskey, Erdnussbutter und Harley-Davidson-Motorräder kann sie den Amerikaner nicht substantiell schocken und besänftigen. Was Trump wehtäte und seine aktuell größte Schwachstelle ist, wäre eine Attacke der EU auf amerikanische Digital- und Tech-Oligarchen, die sich am Hofe Trumps mit all ihrem Geld eingeschmeichelt haben oder, um es im Jargon des Präsidenten zu sagen, bei ihm angewanzt haben.

    Wenn von der Leyen bei einer Talk-Runde auf Augenhöhe dem US-Präsidenten klarmacht, dass auf Auto-Zölle saftige EU-Abgaben auf die Geschäfte amerikanischer Giganten wie Alphabet (Google), Microsoft, Amazon, Apple oder Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) folgen, denkt er vielleicht um. Der Herrscher in Washington knickt nur ein, wenn er befürchten muss, dass Drohungen ernst gemeint sind und deren Umsetzung ihm massiven Schaden zufügen könnte. Die US-Oligarchen sind Opportunisten: Sobald Milliarden-Einnahmen wackeln, lassen sie das ihren neuen Freund Trump spüren. Die Methode „Juncker“ könnte wieder funktionieren. 

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    8 Kommentare
    Franz Xanter

    Wer hat denn von dieser EU-Führung etwas anderes erwartet?

    Hans Meixner

    Ich kann das schon gar nicht mehr lesen, sobald Trump hustet, jammert die EU, dass hier die Wirtschaft den Bach runtergeht und die Zölle, gerade der Autoindustrie in Deutschland, "enorm weh tut" und Trump lacht ich einen Ast. Man sollte doch jetzt endlich erkennen, dass nur mit Macht und Stärke diesem "Hirnlosen Despoten " Einhalt geboten werden kann. Diese "A...--kriecherei gegen über Trump ist nicht mehr auszuhalten! hat denn niemand mehr in der EU (und in Deutschlan!) ein Rückgrat, dem entgegenzuwirken?

    Wolfgang Leonhard

    Schön, dass Herr Stahl so genau weiß, wie's geht. Vielleicht sollte er erst mal abwarten, wie die Sache ausgeht, und dann sein Urteil fällen. Erfolgreiche Rezepte lassen sich nicht unbedingt einfach wiederholen. Der zweite Trump ist wesentlich aggressiver und noch unberechenbarer als der erste. Man sollte ihn einmal spüren lassen, was seine verrückte Politik bei seinen Wählern bewirkt, damit er zu Vernunft kommt.

    Wolfgang Boeldt

    Methode Juncker, na ja. Trump führt die USA wie ein Unternehmer. Hat sich das immer noch nicht rumgesprochen? Und wenn ein Unternehmer sieht, daß seine Strategier falsch ist oder nicht aufgeht, soll ja manchmal vorkommen, dann steuert er um. Genauso werden die USA handeln - und tun es bereits. Dabei haben die USA einen großen Vorteil: sie können sehr schnell agieren, notfalls per Dekret "über Nacht". Dagegen die EU, 27 Länder, das kann Wochen und Monate dauern bis überhaupt reagiert wird.

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    Wolfgang Leonhard

    Dafür gibt es die EU-Kommission. Diese kann sehr schnell reagieren und sie wird es auch tun.

    Martin Goller

    Wenn Herr Trump sein Land wie seine Unternehmen führt, dann können wir beruhigt sein. Dann dürfen wir uns nämlich schon bald aus der Insolvenzmasse bedienen.

    Andreas Dieske

    Auch sollte der Schreiber des Artikels brücksichtigen, dass dr Herr Trump jetzt ein vollkommen anderer Typ ist als 2018. Sieht man doch schon alleine daran, mit wem er sich jetzt alles umgibt.

    Martin Mederle

    Wolfgang Leonhard: << Der zweite Trump ist wesentlich aggressiver .. >>. Hier haben Sie vollkommen Recht! BMW (weltweit größtes BMW-Werk), Mercedes-Benz und VW haben Werke in den USA. Ich würde sofort allen Zulieferern kündigen und die dortigen Werke schließen (alle Werke sind in TRUMP Staaten!). Vielleicht sollte Herr Trump dieses Szenario mal durchspielen!

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