Einst erntete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für seine „Bavaria One“ getaufte Raumfahrtstrategie für den Freistaat viel Spott. Jenseits vom politischen PR-Geklingel scheinen sich die jahrelangen bayerischen Investitionen in die Luft- und Raumfahrt aber durchaus auszuzahlen: Rund 30.000 meist hoch qualifizierte Jobs gebe es im Freistaat inzwischen in diesem Sektor, betonte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nach einem Treffen mit dem Generaldirektor der europäischen Weltraumagentur ESA, Josef Aschbacher, sowie bayerischen Branchenvertretern in München.
Die Bedeutung der Raumfahrt-Branche für Bayerns Wirtschaft sei „sprunghaft steigend“, so Aiwanger - und der Nutzen der Bevölkerung von stabiler Telekommunikation bis hin zu militärischer Sicherheit hoch. „Wir müssen unsere Potenziale hier besser ausnutzen“, forderte er - und hofft auf mehr Fördergeld aus Berlin: Die neue Bundesregierung müsse hier endlich „liefern“, verlangte Aiwanger. Zumal mit Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU) nun „eine bayerische Ministerin auf dem Raumfahrt-Sessel sitzt“.
Aiwanger hofft in Berlin auf die „bayerische Ministerin auf dem Raumfahrt-Sessel“
Bär ist aktuell Vorsitzende des ESA-Ministerrats, der für alle 23 Mitgliedstaaten im November ein neues Förderpaket beschließen soll. Die Raumfahrt-Industrie in Europa wachse derzeit mit rund zehn Prozent pro Jahr, erklärte ESA-Mann Aschbacher. Zudem werde der Weltraum angesichts der globalen Krisen „zur kritischen Infrastruktur für die Sicherheit der Bevölkerung“, warb er.
Auf bis zu 23 Milliarden Euro für drei Jahre soll der ESA-Fördertopf deshalb ab 2026 anwachsen. Laut Aiwanger landen rund vierzig Prozent der nach Deutschland zurückfließenden Fördermittel aufgrund Firmen wie etwa MT Aerospace oder der Rocket Factory Augsburg in Bayern. Lena Stern vom Raumfahrt-Konzern OHB in Oberpfaffenhofen hofft deshalb auf eine stärkere finanzielle Beteiligung Deutschlands an dem ESA-Topf von bis zu sechs Milliarden Euro.
OHB-Managerin Stern: Europa braucht eigenen Zugang zum Weltall
„Europa muss auf den Mond“, forderte Stern gar. Der Kontinent brauche einen von anderen globalen Mächten unabhängigen Zugang zum Weltall. Der Nutzen für die Bevölkerung reiche von sicheren Navigationssystemen über verschlüsselte, abhörsichere Kommunikation bis hin zur eigenen globalen militärischen Aufklärung in zunehmend unsicheren Zeiten. „Bayern hat hier mit seinen starken Firmen unheimlich viel zu bieten“, findet Stern. Diese wirtschaftlichen und technologischen Möglichkeiten dürfe man deshalb nicht ins Weltall strebenden Mächten wie China oder Indien überlassen.
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