
Der Acht-Milliarden-Dollar-Schlappen: Birkenstock geht an die Börse

Der Schuhhersteller Birkenstock produziert in Deutschland und ist inzwischen Kult. Noch diese Woche könnte der Börsengang bekannt gegeben werden.

Wer Birkenstock-Sandalen noch immer in erster Linie als Gesundheitstreter in Erinnerung hat, die man, wenn, dann am besten doch nicht mit Tennissocken trägt, an dem ist die Mode der letzten Jahre vorübergegangen. Tatsächlich sind die Sandalen aus Deutschland bei jungen und modebewussten Leuten Kult, in den USA werden sie genauso getragen wie in den Szenevierteln deutscher Großstädte. Den neuesten Birkenstock-Hype hat eine Szene in der Komödie "Barbie" ausgelöst, die derzeit in den Kinos läuft. Als Barbie Plattfüße bekommt, muss sie ihre High Heels gegen Birkenstock-Sandalen tauschen. Jetzt bekommt das Unternehmen Schub für weiteres Wachstum: Noch diese Woche könnte das Unternehmen ankündigen, an die Börse zu gehen. Das berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Finanzkreise.
Dem Bericht zufolge ist der Börsengang in den USA geplant. Er soll bei der US-Börsenaufsicht SEC angemeldet werden, der erste Handelstag an der New York Stock Exchange sei in der Woche ab 9. Oktober geplant. Birkenstock könnte dabei mit mindestens acht Milliarden US-Dollar bewertet werden, heißt es weiter. Ganz schön viel für einen Schuhhersteller, möchte man meinen. Doch mit einer Aktie von Birkenstock kaufen Anleger nicht nur eine große Wachstumshoffnung, sondern auch eine bekannte Marke und lange Unternehmensgeschichte mit.
Die Firmengeschichte von Birkenstock begann 1774
Die Firmengeschichte lässt sich bis in das Jahr 1774 zurückverfolgen, als der Schuhmacher Johannes Birkenstock einen Betrieb im kleinen Ort Langen-Bergheim in Hessen eröffnete. Sein Urenkel Konrad entwickelte der Firmenchronik zufolge 1897 erst anatomisch geformte Schuhleisten mit einer abgerundeten Ferse, 1913 brachte er dann eine Sohle aus Kork und Latex auf den Markt und gab ihr den Namen Fußbett. "Die Erfindung des orthopädischen Fußbetts von Birkenstock war eine Revolution für das Familienunternehmen und für die Fußgesundheit", ist man bei Birkenstock überzeugt.
Bis zu dem Schuh, wie wir ihn heute kennen, sollte es aber noch ein Schritt sein: Ein weiterer Nachfahre, Karl Birkenstock, hatte 1963 die Idee, die Struktur und die Konstruktion des Fußbetts sichtbar zu machen. Die Birkenstock-Sandale war geboren. Doch auf der Schuhmesse 1963 erwies sich die Sandale als "absoluter Flop", räumt das Unternehmen selbst ein. In der Mode, so war man damals überzeugt, ist damit kein Blumentopf zu gewinnen. Birkenstock setzte stattdessen fortan erfolgreich auf die Gesundheitsbranche. Das damit verbundene biedere Image sollte dem Schuh noch lange anhaften.
Das Unternehmen gehört der Familie, zu großen Teilen aber auch dem französischen Multimilliardär Bernard Arnault
Birkenstock produziert nach eigenen Angaben noch immer fast ausschließlich in Deutschland - eine Ausnahme in der Schuhbranche - und zählt rund 3000 Beschäftigte. Das Familienunternehmen wird inzwischen in sechster Generation geführt. Im Jahr 2021 hat die Familie allerdings Berichten zufolge rund 65 Prozent der Anteile an die Investmentgesellschaft L Catterton verkauft, an der der französische Milliardär Bernard Arnault beteiligt ist. Weitere Anteile sollen Arnaults Familienholding Financière Agache gehören. Zu Arnaults Imperium zählen Luxusmarken wie Dior und Louis Vuitton.
Längst hat Birkenstock den Sprung auf die Laufstege geschafft. Im Jahr 1990 ließ sich das Supermodel Kate Moss, damals 16, für ein Magazin-Cover mit Birkenstocks ablichten. Nach der Jahrtausendwende entwarf das deutsche Supermodel Heidi Klum eine eigene Birkenstock-Kollektion. US-Schauspielerinnen wie Kristen Stewart oder "Sex and the City"-Star Sarah Jessica Parker zeigen sich ebenfalls in den Schuhen aus Deutschland. Ganz günstig sind diese übrigens nicht: Das bekannte Birkenstock-Modell "Arizona" kostet rund 90 Euro.
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