Facebook-Konzern Meta in Turbulenzen: Aktie stürzt ab
Die Meta-Aktie verlor am Mittwoch rund 20 Prozent an Wert. Welche Gründe das hat und wieso der Kurssturz auch eine Chance bietet.
Der Facebook-Konzern Meta hat mit seinen Quartalszahlen und für den Konzern untypisch vorsichtigen Wachstumsprognosen die Anlegerinnen und Anleger enttäuscht. Das weltgrößte Online-Netzwerk hat im vergangenen Quartal erstmals kaum neue Nutzer dazugewonnen. Außerdem rechnet der Konzern mit einem Umsatzplus von 27 bis 29 Milliarden Dollar Umsatz im laufenden Quartal. Analysten gingen von mehr als 30 Milliarden Dollar aus. Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel am Mittwoch zeitweise um mehr als 20 Prozent.
Aus Anlegersicht kann das aber auch etwas Gutes haben. Denn wer sich mit der Börse auskennt, weiß, dass mit solchen Kurseinbrüchen, wie ihn zum Beispiel auch der Zahlungsdienstleister PayPal vor wenigen Tagen erlebt hat, immer auch Chancen einhergehen. Robert Halver, Finanzexperte bei der Baader Bank, sagt: "Nur steigende Aktienkurse bedeuten ja, dass ich zu immer höheren Kursen einkaufe. Das kann nicht attraktiv sein." Rücksetzer am Markt sind also eine Chance, um Positionen günstig aufzustocken oder zu niedrigen Preisen überhaupt in den Markt einzusteigen. Halver zufolge fahren Anlegerinnen und Anleger ohnehin am besten, wenn sie regelmäßig Geld in Aktiensparpläne einzahlen. Dieser Meinung ist auch Hendrik Buhrs von Finanztip. Anstatt in Einzelaktien zu investieren, empfiehlt er, sich so breit wie möglich aufzustellen, und rät zum Beispiel zu einem weltweiten ETF. Denn auch namhafte Unternehmen können über Jahre enttäuschende Aktienkurse hinlegen, so der Finanzexperte.
Kurseinbruch der Meta-Aktie: Das steckt dahinter
Zurück zum Meta-Konzern: Woher kommt der Einbruch der Aktie genau? Gründer und Chef Mark Zuckerberg verwies ausdrücklich auf Konkurrenz unter anderem durch die Video-App Tiktok. "Die Leute haben jede Menge Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen - und Apps wie Tiktok wachsen sehr schnell", sagte er in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Auch seine Plattform werde fortan noch stärker auf kurze Videos setzen, gab der 37-Jährige die Marschrichtung vor. Der Konzern entwickelte dafür den hauseigenen Tiktok-Konter Reels.
Der neue Fokus werde zunächst auf die Erlöse drücken, räumte Zuckerberg ein. Denn Reels-Anzeigen seien weniger lukrativ als etwa der Platz im Newsfeed der Nutzer. Doch das sei der richtige Schritt für die Plattform auf lange Sicht. Facebook starte in die Aufholjagd aus einer ungünstigen Position, warnte Analyst Mike Proulx von Forrester Research. Der Konzern müsse nicht nur junge Nutzer zurückgewinnen, sondern auch lernen, mit den Reels-Videos besser Geld zu verdienen. "Einfach nur die Funktionen von Tiktok zu kopieren, wird nicht reichen."
Die abrupte Aktivitätsbremse traf indes alle Bereiche. Ein Rückgang der Zahl täglich aktiver Nutzer von 1,93 auf 1,929 Milliarden wirkt zunächst vernachlässigbar. Noch im Vierteljahr davor war der Wert aber um 22 Millionen gestiegen - und um 30 Millionen im zweiten Quartal 2021. Facebook verfehlte auch die Erwartungen der Analysten, die von 1,95 Milliarden täglich aktiven Nutzern ausgegangen waren. Der Facebook-Konzern Meta zählt auch, wie viele Nutzer mindestens eine seiner Apps nutzen - dazu gehören auch WhatsApp und Instagram. Mit einem Plus von zehn Millionen auf 2,82 Milliarden täglich fiel auch hier das Wachstum ungewöhnlich niedrig aus. Im Vierteljahr davor waren noch 50 Millionen dazugekommen.
Apple-Maßnahmen bremsen Metas zentrales Geschäftsmodell
Facebook hatte in der Corona-Pandemie die Anleger mit üppigen Wachstumsraten verwöhnt. Auch daher schlug die Prognose von 27 bis 29 Milliarden Dollar Umsatz im laufenden Quartal besonders hart ein. Denn sie bedeutet, dass die Erlöse im Jahresvergleich möglicherweise nur um dünne drei Prozent wachsen werden. Der Konzern verwies zur Begründung einmal mehr auf Apples Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone, die das Facebook-Geschäft schon seit Monaten bremsen. Meta rechne damit, dass dies den Konzernumsatz in diesem Jahr um zehn Milliarden Dollar drücken werde, sagte Finanzchef Dave Wehner.
Facebook war in den vergangenen Monaten unter anderem von Apples Maßnahmen für mehr Privatsphäre auf dem iPhone getroffen worden. App-Anbieter wie Facebook müssen die Nutzer seit vergangenem Jahr fragen, ob sie zu Werbezwecken ihr Verhalten quer über verschiedene Dienste und Websites nachverfolgen dürfen. Sehr viele iPhone-Kunden lehnten dies ab. Dadurch kann Facebook schlechter die Anzeigen auf einzelne Nutzer zuschneiden, sein zentrales Geschäftsmodell.
Virtuelle Realität: Die Zukunft des Meta-Konzerns
Meta veröffentlichte auch erstmals ausführlichere Zahlen zu seinem Geschäft mit virtueller Realität. Daraus soll mit der Zeit die digitale Welt Metaverse entstehen, in der Zuckerberg die ferne Zukunft des Konzerns sieht. Im vergangenen Quartal legte der Umsatz der Sparte "Reality Labs" im Jahresvergleich von 717 auf 837 Millionen Dollar zu. Zugleich stieg auch der operative Verlust von rund 2,1 auf 3,3 Milliarden Dollar.
Der Konzernumsatz wuchs unterdessen im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um ein Fünftel auf knapp 33,7 Milliarden Dollar (rund 29,8 Mrd Euro). Unterm Strich sank der Gewinn um acht Prozent auf knapp 10,3 Milliarden Dollar. (somax, dpa)
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Eine bessere Einstiegschance gibt es wohl kaum. Vielleicht noch ein paar Tage warten und beobachten ...