Experten warnen vor russischen Hackerangriffen auf Unternehmen
Infolge des Ukraine-Kriegs warnen Sicherheitsexperten vor vermehrten Cyber-Angriffen. Unternehmen sollten ihre digitalen Sicherheitssysteme überprüfen und Mitarbeiter sensibilisieren.
Nach dem massiven Hackerangriff auf den Landmaschinen-Konzern Agco und seine deutsche Tochter Fendt warnen Experten aus Politik und Wirtschaft vor einer zunehmenden Bedrohung für Unternehmen als Folge des Ukraine-Kriegs. „Dieser Tage kommt es vermehrt zu entsprechenden Angriffen auf deutsche Unternehmen“, sagte der stellvertretende Grünen-Fraktionschef und Digitalexperte Konstantin von Notz unserer Redaktion. Der Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums der Nachrichtendienste machte zugleich Russland für eine wachsende Zahl von Cyberangriffen verantwortlich.
„Ernstzunehmende Angriffe auf digitale Infrastrukturen sind längst integraler Bestandteil der russischen Kriegsführung“, betonte von Notz. Der Grünen-Politiker verwies darauf, dass deutsche Sicherheitsbehörden nach der Verhängung der EU-Sanktionen gegen Russland in den vergangenen Wochen immer wieder vor Angriffen auch auf Unternehmen gewarnt hätten. „Die Warnungen der Sicherheitsbehörden sollten weiterhin sehr ernst genommen werden“, sagte der Grünen-Politiker. Während wir bislang Angriffe vor allem auf Energieversorger beobachten konnten, geraten nun zunehmend auch andere Firmen und Wirtschaftszweige in den Fokus“, fügte er hinzu.
Grünen-Politiker von Notz: Wir sollten uns auf alle Eventualitäten einstellen
„Ohne in Panik zu verfallen, sind wir gut beraten, uns auf alle Eventualitäten einzustellen und hierbei nicht nur die Sicherheit digitaler Infrastrukturen, sondern auch den Zivilschutz in Deutschland in den Blick zu nehmen“, betont von Notz. Die Regierungsparteien hätten im Koalitionsvertrag ein ganzes Bündel an Maßnahmen zur Erhöhung der IT-Sicherheit vereinbart. „Diese Maßnahmen gilt es jetzt, nicht zuletzt mit Blick auf die derzeitigen, sehr beunruhigenden Entwicklungen, schnellstmöglich umzusetzen“, forderte der Grünen-Fraktionsvizechef.
Der Branchenverband der IT- und Digitalwirtschaft Bitkom forderte von der Bundesregierung, auf die wachsende Bedrohung für Unternehmen zu reagieren. „Kurzfristig hilfreich für die Wirtschaft wäre ein einheitliches und offen zugängliches Cyber-Lagebild“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder unserer Redaktion. Daneben müsse Deutschland mittelfristig widerstandsfähiger gegen Cyberangriffe gemacht werden. „Dazu gehört, dass mit den 100 Milliarden Euro Sondervermögen für die Bundeswehr auch die Cyberfähigkeiten weiter ausgebaut werden und wir den Mangel an IT-Spezialistinnen und -Spezialisten endlich konsequent angehen“, sagte Rohleder.
Bitkom-Geschäftsführer Rohleder: "Alle Unternehmen sollten dringend ihren Schutz vor Cyberangriffen prüfen"
„Der Krieg gegen die Ukraine wird von Beginn an auch im Cyberraum geführt“, sagte der Bitkom-Geschäftsführer. „Daneben gibt es aber die unverändert bestehende Gefahr durch Cyberkriminelle aus aller Welt, die etwa durch Angriffe mit Schadsoftware Lösegeld erpressen wollen“, fügte er hinzu „Alle Unternehmen sollten daher dringend ihren Schutz vor Cyberangriffen prüfen und wo nötig entsprechend den Empfehlungen der Allianz für Cybersicherheit verstärken“, betont Rohleder. „Neben technischen Vorkehrungen gehört dazu unbedingt auch, die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren, damit zum Beispiel Phishing-Attacken mit gefälschten E-Mails ins Leere laufen“, fügt er hinzu.
Bei der deutschen Agco-Tochter Fendt ist nach Informationen unserer Redaktion geplant, die wegen eines Cyberangriffs seit vergangener Woche still stehende Produktion am Donnerstag wieder aufzunehmen. (AZ)
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