Post-Tarifgespräche gehen weiter – drohen bald Streiks?
Bei den Tarifgesprächen mit der Deutschen Post fordert Verdi kräftige Lohnerhöhungen. Bei der ersten Verhandlungsrunde lagen Gewerkschaft und Konzern weit auseinander.
Verdi fordert angesichts der hohen Inflation kräftige Lohnerhöhungen für die Beschäftigten der Deutschen Post. Zur Fortsetzung der Tarifverhandlungen hat die Gewerkschaft ihre Forderung nach einer 15-prozentigen Lohnerhöhung bekräftigt. Dies sei angesichts der hohen Inflation "nicht realitätsfern, sondern notwendig, gerecht und machbar", sagte die Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Zudem soll das Gehalt der Auszubildenden und dual Studierenden um 200 Euro pro Monat erhöht werden.
Nach Angaben von Verdi sind bei der Deutschen Post 140.000 der 160.000 Tarifbeschäftigten in den Entgeltgruppen 1 bis 3 eingruppiert. Das Monatsgrundentgelt beträgt zwischen 2.108 und 3.090 Euro brutto. Die letzte Tariferhöhung gab es im Januar 2022. Diese betrug zwei Prozent.
Post-Tarifverhandlungen gehen in zweite Runde
Die Tarifverhandlungen wurden am Mittwoch in Köln fortgesetzt, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Das Treffen ist für zwei Tage angesetzt. Kocsis will bei den Verhandlungen in der zweiten Runde "in die Tiefe" einsteigen. Die Post habe klargemacht, dass sie an einer sehr langen Vertragslaufzeit interessiert sei – und zwar bis Mitte 2025. Verdi will einen einjährigen Tarifvertrag.
Die Gewerkschaft erwartet laut Kocsis einen großen Schritt nach vorn. Sollte dies nicht passieren, werde man entscheiden, "ob wir unserer Forderung in den Betrieben Nachdruck verleihen müssen". Damit meint sie Warnstreiks. Die kleinere Fachgewerkschaft DPVKOM setzt bereits im kleinen Rahmen auf dieses Mittel. Am Dienstag gab es einen Warnstreik in Karlsruhe.
Verdi und Deutsche Post lagen bei erster Verhandlungsrunde weit auseinander
Bei der ersten Verhandlungsrunde am 6. Januar lagen Verdi und die Deutsche Post noch weit auseinander. Der Post-Vorstand hält die Forderung der Gewerkschaft für unrealistisch. Die Deutsche Post DHL ist hochprofitabel, doch der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt im Ausland.
Auch bei Deutscher Bahn und im öffentlichen Dienst drohen Streiks
Auch bei der Deutschen Bahn und im öffentlichen Dienst könnte es bald zu Warnstreiks kommen. Der Beamtenbund dbb droht vor den Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen, die am 24. Januar beginnen, mit größeren Arbeitsniederlegungen. Sollte es zu Streiks kommen, würden diese auch Kitas und die Müllabfuhr betreffen.
Der Tarifvertrag für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr ist zeitgleich ausgelaufen. Das bedeutet, dass sich die Beschäftigten dort anschließen könnten. Bislang hat die Verkehrsgewerkschaft noch keine Forderung beschlossen. Erste Streiks drohen im Frühjahr. (mit dpa)