Dank Chat-GPT kann beinahe jedermann mit künstlicher Intelligenz (KI) Bekanntschaft machen. Nun soll das Computerprogramm aus Kalifornien Konkurrenz aus Bayern bekommen. Die Staatsregierung hat am Dienstag die Entwicklung eines eigenen bayerischen KI-Basismodells beschlossen. Dieses soll die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft verbessern. Bislang sei Europa in diesem Bereich abhängig von den Angeboten weniger großer Konzerne, so Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) am Dienstag.
Das Bayern-GPT, das an der Uni Nürnberg entwickelt werden soll, ist nur eines von mehreren Projekten, mit denen der Freistaat seinen Ruf als Hightech-Standort festigen will. Dazu gab der Ministerrat am Dienstag grünes Licht für eine ganze Reihe weiterer Vorhaben, die Ministerpräsident Markus Söder überwiegend schon in seiner Regierungserklärung angekündigt hatte. So soll die TU Nürnberg Deutschlands erste auf KI spezialisierte Universität werden. Angekündigt wurden zudem 100 weitere Stellen in der Forschung und stärkere Rechenkapazitäten. Verstärkt werden sollen zudem die Bemühungen für den Bau des ersten bayerischen Quantencomputers, an dem bereits 400 Forschende arbeiten, sowie für den Bau eines Fusionsreaktors zu Demonstrationszwecken. In diesem soll eines Tages die Vision von der Kernfusion als saubere und unerschöpfliche Energiequelle Wirklichkeit werden.
Künstliche Intelligenz soll aus Nürnberg kommen
„Bayern ist ein Top-Standort für Forschung, aber wir dürfen nicht stehen bleiben,“ sagte Blume nach der Kabinettssitzung. Insgesamt will der Freistaat in den kommenden Jahren in seine sogenannte Hightech-Agenda 5,5 Milliarden Euro investieren, um bei Schlüsseltechnologien der Zukunft vorn mit dabei zu sein. Das allein aber reicht in den Augen des neuen Digitalministers Fabian Mehring (FW) nicht. Er sagte gegenüber unserer Redaktion: „Wir benötigen eine konzertierte Aktion, damit die Hightech Agenda ihre volle Wirkung entfalten kann.“ Mehring bemängelt, dass es an Wagnis-Kapital fehlt, damit Entwicklungen aus Bayern auch dort zum geschäftlichen Erfolg werden und Wurzeln schlagen.
Konkret schlägt der Minister einen Wachstumsfonds vor, der hoffnungsvolle Start-ups oder mittelständische Unternehmen mit Kapital versorgt, damit diese ins Wachstum investieren und sich gegen große Konzerne behaupten können. Frankreich habe zu diesem Zweck 13 Milliarden Euro an privatem Kapital eingesammelt und Mehring glaubt, dass auch im Freistaat etwas zu holen sein müsste: „Ich finde, da ist jetzt auch die Wirtschaft in der Pflicht.“ Inwieweit sich der Freistaat beteiligen würde, ist indes offen.
Zuerst einmal nämlich müssten Ministerpräsident Markus Söder und sein Finanzminister Albert Füracker grünes Licht geben. Er als Digitalminister könne nur die Diagnose stellen, so der FW-Politiker. Die Therapie müsse die Staatsregierung gemeinsam auf den Weg bringen. „Um an der globalen Spitze mitspielen zu können, müssen wir den Mut zu neuen Finanzierungsinstrumenten finden."
Das sagen die Grünen zu den Plänen der Staatsregierung bei der Künstlichen Intelligenz
Kritisiert haben die Grünen im Landtag die neuen Hightech-Versprechen aus dem Kabinett. In ihren Augen werden damit zum Teil die falschen Schwerpunkte gesetzt. Wissenschafts-Sprecherin Verena Osgyan erklärt: „Die Söder-Aiwanger-Regierung wirft wieder mit Superlativen und schillernden Plänen um sich. Bei der Spitzenforschung fehlt nach wie vor eine Strategie, um sie auch außerhalb der Ballungsräume München und Nürnberg voranzubringen." Osgyans Kollege Benjamin Adjei vermisst beim Thema "künstliche Intelligenz" den Klimaschutz. Genau das sei eines der Versprechen der Staatsregierung gewesen. Jetzt herrsche bei den angekündigten KI-Projekten Fehlanzeige.