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Drohen Deutschland drei Millionen Arbeitslose?

Arbeitslosigkeit

Kratzt die Arbeitslosenzahl bald an der Drei-Millionen-Marke?

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    Die Wirtschaftsflaute macht sich am Arbeitsmarkt bemerkbar, sagt Agentur-Chefin Andrea Nahles.
    Die Wirtschaftsflaute macht sich am Arbeitsmarkt bemerkbar, sagt Agentur-Chefin Andrea Nahles. Foto: Daniel Löb, dpa

    Lange Zeit haben Unternehmen angesichts des Fachkräftemangels versucht, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Beschäftigte einzustellen oder zumindest zu halten. Doch die Bedingungen werden härter, die Konjunkturkrise schlägt sich zunehmend auf dem Arbeitsmarkt durch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland im November um 0,3 Punkte auf 5,9 Prozent gestiegen. Das geht aus den neuen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit hervor. Und anders als es zu dieser Saison üblich ist, sanken die Zahlen verglichen mit dem Vormonat kaum, die übliche Herbstbelebung blieb aus. „Der Arbeitsmarkt funkt SOS. Drei Millionen Arbeitslose drohen diesen Winter Realität zu werden“, warnt deshalb Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger. „So hoch lag die Arbeitslosigkeit zuletzt vor knapp zehn Jahren.“

    In Deutschland waren im November 2,774 Millionen Menschen arbeitslos. Das sind 168.000 mehr als vor einem Jahr, berichtete die Bundesarbeitsagentur am Freitag. „Die Wirtschaftsschwäche belastet weiterhin den Arbeitsmarkt“, erklärte Andrea Nahles, Chefin der Bundesarbeitsagentur. Gegenüber dem Oktober haben zwar 17.000 Menschen neue Arbeit gefunden. „Die Rückgänge waren aber – wie schon im Vormonat – gering“, sagte Nahles. Die Wachstumsschwäche in Deutschland macht sich immer stärker bemerkbar.

    „Lässt Unternehmen zögern“: Kurzarbeit legt deutlich zu

    Deutlich gestiegen ist die Kurzarbeit. Im September zahlte die Bundesagentur Kurzarbeitergeld an 268.000 Beschäftigte aus. Im August waren es 175.000, im Juli 194.000. Im November kamen bis zum 25. des Monats Anträge für 64.000 weitere hinzu. Ob diese tatsächlich in Anspruch genommen werden, ist aber noch nicht sicher. Insgesamt ist die Kurzarbeit in diesem Jahr deutlich höher ausgefallen als erwartet - die Bundesagentur musste 726 Millionen Euro an Kurzarbeitergeld auszahlen. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Haushalt veranschlagt worden war.

    In Bayern liegt die Arbeitslosigkeit zwar im Bundesvergleich niedriger, aber auch hier legt sie inzwischen deutlich zu. Die Arbeitslosenquote im Freistaat ist im Vergleich zum Vorjahresmonat im November um 0,4 Punkte auf 3,7 Prozent gestiegen. „Im industriestarken Bayern wirkt sich die anhaltende wirtschaftliche Rezession besonders stark aus und lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern“, sagte Markus Schmitz, Chef der Bundesarbeitsagentur in Bayern. „Die Arbeitskräftenachfrage ist weiter rückläufig“, erklärte er. Vor allem für Ungelernte ist die Situation schwierig: „Offene Stellen richten sich oftmals an Fachkräfte“, teilte Schmitz mit. „Fast die Hälfte der Arbeitslosen hat demgegenüber keine abgeschlossene Berufsausbildung.“

    Die wirtschaftliche Flaute erfasst den Arbeitsmarkt

    Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sieht die Entwicklung mit Besorgnis. „Das sind deutliche Anzeichen, dass der sich verstärkende wirtschaftliche Abwärtstrend immer mehr auch den Arbeitsmarkt erfasst“, warnte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. „Schwache Auftragslage, schlechte Standortbedingungen und ein immer schwierigeres globales Umfeld heizen die fortschreitende Deindustrialisierung in unserem Land weiter an“, sagt er. Der Bruch der Ampel-Koalition müsse für Reformen genutzt werden: „Es gilt, die Unternehmen zu entlasten, insbesondere von Bürokratie sowie von den hohen Kosten für Energie, Steuern und Sozialabgaben.“

    Die höchste Arbeitslosigkeit im Freistaat verzeichnete im November Mittelfranken mit 4,3 Prozent, die Quote legte hier im Vergleich zum Vorjahr um 0,4 Prozent zu. Oberfranken kommt auf 4,0 Prozent Arbeitslose, Oberbayern auf 3,7 Prozent, in Unterfranken liegt sie mit 3,6 Prozent leicht darunter. Die geringste Arbeitslosigkeit in den bayerischen Bezirken weist Schwaben mit lediglich 3,3 Prozent aus. Verglichen mit dem Vorjahr gab es hier auch nur einen leichten Anstieg um 0,2 Punkte.

    In Bayern erstmals sechs Millionen Beschäftigte

    Trotzdem gibt es auch eine positive Entwicklung, denn nicht nur die Zahle der Arbeitslosen ist gestiegen, sondern auch die Zahl der Beschäftigten: „Erstmals in der Geschichte Bayerns haben wir die historische Marke von 6 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten geknackt“, sagte Bayerns Arbeitsagentur-Chef Schmitz. Die Bereiche Gesundheit, Pflege und Erziehung seien Motoren des Beschäftigungswachstums. Der scheinbare Widerspruch lässt sich dadurch erklären, dass dem Arbeitsmarkt mehr Kräfte zur Verfügung standen. (mit dpa)

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    1 Kommentar
    Wolfgang Boeldt

    Mag alles richtig sein (vielleicht). Dem gegenüber steht die Anzahl der Erwerbstätigen von ca. 46,1 Millionen im Oktober 2024. Ganz nebenbei: ein Rekord seit Gründung unseres Staates. Das sollte man vor dem allgemeinen Gejammer nicht übersehen.

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