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Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa

Gasthermen finden sich in vielen Wohnungen und Häusern.

Gas-Engpass
13.07.2022

Was passiert mit der Gasheizung, wenn der Gasdruck zu sehr sinkt?

Von Michael Kerler

Plus Die Sorgen um die Gasversorgung sind groß. Was im Notfall in den Haushalten mit der Gas-Therme passiert und wie Heizungsfachleute die Lage einschätzen.

Zehn Tage sind für die Wartung der Pipeline Nord Stream 1 angesetzt, die normalerweise russisches Erdgas nach Deutschland bringt. Seit Montagmorgen fließt aufgrund der Wartung kein Gas mehr. Da angesichts des Krieges Russlands gegen die Ukraine Unsicherheit herrscht, ob die Pipeline wieder ans Netz geht, werden derzeit einige Szenarien durchgespielt. Im schlimmsten Fall würden wohl bei einem zu geringen Gasdruck im Netz die Gasheizungen in den Häusern und Wohnungen – die Thermen – automatisch abschalten. Gerade im Winter wäre dies fatal.

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„Alle Erdgashausanschlüsse verfügen über ein Sicherheitsabsperrventil, kurz SAV“, erklärt Nicole Fritz, Sprecherin des Energieanbieters EnBW Ostwürttemberg DonauRies. Das Ventil schließe beim Über- oder Unterschreiten eines definierten Drucks die abgehende Leitung und verhindere so das Eindringen von Sauerstoff. Somit werden Schäden und die Entstehung eines explosiven Gas-Sauerstoff-Gemischs verhindert.

Netzbetreiber müssten Thermen wieder in Betrieb nehmen

Hat die Sicherheitseinheit einmal ausgelöst, ist das Heizsystem nicht so einfach wieder in Betrieb zu bekommen. Der Hausanschluss und damit die Gastherme können dann „nur durch den Netzbetreiber wieder in Betrieb genommen werden“, sagt Fritz. „Dazu ist für jeden Hausanschluss eine Sicherheitsprüfung durch den Netzbetreiber notwendig.“

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Foto: Karl-Josef Hildenbrand (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand (Archivbild)

Fehlt der Druck, schaltet die Therme ab.

Das bestätigt Detlef Fischer vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft: „Wenn die Hauptabsperrarmatur geschlossen wird, muss sogar der Gasversorger kommen“, sagt er. „Es braucht jeweils einen Fachmann, weil nur dieser einschätzen kann, ob die Gasversorgung wieder gefahrlos in Betrieb genommen werden kann. Gas ist also nicht ganz so einfach zu handhaben wie Strom.“

Ferdinand Mayer, Innung: "Das Gas sollte über den Winter reichen"

Heimische Gasthermen seien z.B. auf 25 Millibar Systemdruck ausgelegt, erklärt Ferdinand Mayer, Obermeister der Innung Spengler-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik in Augsburg. Fällt der Druck zum Beispiel zehn Millibar unter diese Grenze, verriegeln die Geräte „und gehen auf Störung“, erklärt er. Die Geräte können danach aber wieder von Fachleuten in Betrieb gesetzt werden. Das sei ein normaler Vorgang, der zum Beispiel auch nach einem Gasleck auf der Straße vorkomme. Verriegeln Gasthermen massenweise, wären die Energieversorger wohl auf die Unterstützung der Handwerksbetriebe angewiesen, um alle Thermen wieder ans Netz zu bekommen.

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Der Innungsobermeister warnt allerdings vor Panik: Er glaube nicht, dass es zum Ernstfall kommt, sagt Mayer von Hermann Auerhammer GmbH & Co. KG Sanitär - Heizung. „Das Gas sollte über den Winter reichen“, davon sei bisher auszugehen, sagt er.

Gas sparen sollte man trotzdem

Erdgas werde zwar deutlich teurer werden, es gebe aber andere Quellen außer Russland. Zudem, betont Mayer, seien Haushaltskunden besonders geschützt und bei einer Rationierung von Gas mit als Letzte betroffen.

Zum Gas-Sparen rät aber auch er: Dazu gehöre zum Beispiel, im Winter die Temperatur im Wohnzimmer ein bis zwei Grad zu senken.

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