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Grüne Woche in Berlin: Die Öko-Branche wird von politischer Unsicherheit ausgebremst

Landwirtschaft

Bayern verfehlt seine Bio-Ziele

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    Auf einem Bio-Hof guckt ein Schwein im Stall zwischen zwei Stangen hindurch.
    Auf einem Bio-Hof guckt ein Schwein im Stall zwischen zwei Stangen hindurch. Foto: dpa

    Die Biobranche hat ihre Absatzschwäche überwunden. Nach den jüngsten verfügbaren Umsatzzahlen ist der Ökomarkt in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um über fünf Prozent gewachsen. Im Vergleich zum Vorjahr verkauften Supermärkte, Discounter und Drogerien beinahe zehn Prozent mehr Bio-Trockenwaren, also haltbare oder haltbar gemachte verpackte Lebensmittel.

    Bei Frischwaren wie Fleisch, Milch oder Obst und Gemüse, die 60 Prozent des Bio-Markts ausmachen, fiel der Zuwachs nach Analysen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) geringer aus. Doch AMI-Analystin Christine Rampold rechnet mit einem stabilen Aufwärtstrend: „Den Verbrauchern sind Nachhaltigkeit, Gesundheit und Tierwohl weiter wichtig. All das wird stark mit Bio-Produkten verbunden.“

    Profitiert hätten in diesem Bereich vor allem die Discounter, die ihr Bio-Sortiment deutlich erweitert haben und auch Produkte mit den Siegeln der Bio-Verbände wie etwa Bioland verkaufen. „Die Verbraucher haben gelernt, dass sie hohe auch Bioqualität im Discounter kaufen können“, so Rampold. Auch der Erfolg starker Bio-Eigenmarken ist eine Entwicklung, die sich nach Meinung der Expertin fortschreiben wird.

    Bio-Produkte könnten knapp werden

    Dennoch ist die Lage auf vielen Höfen angespannt: Auch Biobetriebe klagen über zu viel Bürokratie und starre Regeln. Jan Plagge, Präsident des größten deutschen Bioverbands, Bioland, warnt nun vor neuen Problemen: „Wir werden für 2025 mit einer zunehmenden Verknappung von Bio-Rohstoffen leben müssen“, sagte er unserer Redaktion. Vor allem bei Molkereiprodukten und Fleisch rechnet er mit einer deutlich höheren Nachfrage, als der Markt sie befriedigen kann.

    Mit anderen Worten: Es stellen zu wenige Landwirte ihre Produktion auf Bio um. Schuld daran ist laut Plagge eine große Verunsicherung, die nicht zuletzt auf fehlende oder teils widersprüchliche politische Weichenstellungen zurückzuführen ist. „Unsicherheit ist Gift für langfristige Investitionsentscheidungen“, sagt Plagge. Den Landwirten fehlten klare Signale und eine eindeutige Strategie für den Umbau der Landwirtschaft. „In keinem der Wahlprogramme der Parteien zur Bundestagswahl findet sich eine Gesamtstrategie für den Umbau der Lebensmittelwirtschaft. Das trifft die gesamte Landwirtschaft, nicht nur die Biobetriebe“, betont Plagge.

    Die Bioziele sind realistisch kaum noch zu erreichen

    Weil es aber zwei bis drei Jahre dauert, bis ein Betrieb die Umstellung auf Bio abgeschlossen hat, dürfte es einige Zeit dauern, bis die Nachfrage aus dem Handel und von Verbrauchern befriedigt werden kann. In der Branche gilt es daher als ausgemacht, dass Bayern an seinen selbst gesteckten Zielen zum Ausbau der Biolandwirtschaft scheitern wird.

    30 Prozent der Fläche sollen bis 2030 nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden, so steht es im Bayerischen Naturschutzgesetz. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums in München sind es aktuell 13,6 Prozent (420.000 Hektar). Der Flächenzuwachs im vergangenen Jahr betrug nur 0,2 Prozent. „Auch wenn die Zahl auf den ersten Blick klein ausfällt, freut uns das sehr, weil anderswo der Ökolandbau vollkommen stagniert“, heißt es dazu aus dem Ministerium.

    Die Verantwortung dafür sieht man in München nicht bei der Politik: „Die Verbraucher müssen noch stärker als bisher Bio-Lebensmittel aus Bayern kaufen, um den Verbrauch heimischer Ökoerzeugnisse und in der Folge auch die Produktion anzukurbeln. Zum Kauf von Ökoprodukten zwingen, können und wollen wir die Verbraucher nicht.“ Bayern unterstütze die Biobetriebe jedes Jahr mit 120 Millionen Euro.

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