Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Handel mit den USA: So abhängig sind Deutschland und die EU

Außenhandel

So wichtig sind Deutschlands Wirtschaftsbeziehungen zu den USA

    • |
    • |
    • |
    2024 hatten die USA und Deutschland einen Handesumsatz von 253 Milliarden Euro. Mit keinem anderen Land handelt Deutschland mehr.
    2024 hatten die USA und Deutschland einen Handesumsatz von 253 Milliarden Euro. Mit keinem anderen Land handelt Deutschland mehr. Foto: Frank May, dpa (Symbolbild)

    Mit keinem anderen Land treibt Deutschland so viel Handel wie mit den USA – und die Bedeutung dieser wirtschaftlichen Beziehungen hat zuletzt stark zugenommen. 2024 lag der Handelsumsatz, also die Summe der Importe und Exporte zwischen der Bundesrepublik und den Vereinigten Staaten, bei etwa 253 Milliarden Euro. Das ist noch etwas mehr als der Umsatz von Deutschland und China, der bei 246 Milliarden Euro lag.

    Deutschland hat 2024 durch Handel mit den USA 90 Milliarden Euro Exportüberschuss erzielt

    Zwischen Deutschlands Handelsbilanz mit den USA und China gibt es aber einen wesentlichen Unterschied: Aus China importiert die Bundesrepublik deutlich mehr Waren, als sie dorthin exportiert. 2024 lag der Unterschied bei einem Wert von 66 Milliarden Euro – so hoch war das sogenannte Handelsdefizit aus deutscher Sicht im Jahr 2024. Im gleichen Jahr haben deutsche Unternehmen Waren im Wert von etwa 160 Milliarden Euro in die USA geliefert, importiert wurden Waren im Wert von rund 90 Milliarden Euro. Soll heißen: Deutschland hat einen Handelsüberschuss von rund 70 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das ist ein neuer Rekord, denn die Ausfuhren in die USA sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen.

    Ein Blick auf die Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt, wovon Deutschland besonders viel in die USA verkauft: Vor allem Maschinen, Fahrzeuge und Pharmaprodukte aus Deutschland sind in den USA gefragt. Sie tragen also besonders zum Exportüberschuss bei. Aus den USA werden ebenfalls viele Maschinen und Pharmaprodukte nach Deutschland importiert – und viele „mineralische Brennstoffe“, in diese Kategorie fallen beispielsweise die Erdgas-Lieferungen.

    Nun kling „Defizit“ erst einmal negativ, „Überschuss“ schon deutlich besser. Aber Lisandra Flach, die beim ifo Institut für Wirtschaftsforschung das Zentrum für Außenwirtschaft leitet, erklärt: „Ökonomisch gesehen ist ein Handelsüberschuss weder positiv noch negativ zu bewerten.“ Allerdings sei die unausgeglichene Handelsbilanz US-Präsident Donald Trump ein Dorn im Auge, weil er sie als Folge unfairer Handelspraktiken sieht – und deshalb mit seiner Politik versucht, Handelsdefizite auszugleichen. Deutschland dürfte dabei noch in Trumps Fokus geraten, denn die USA wiesen zuletzt nur mit China, Mexiko und Vietnam ein noch höheres Handelsdefizit auf als mit der Bundesrepublik.

    Was das bedeuten könnte, hat Flach gemeinsam mit den Ökonomen Andreas Baur und Dorothee Hillrichs bereits im Vorfeld der US-Wahl untersucht.

    Deutschland und die EU sind abhängiger von den USA als umgekehrt

    Die Auswertung aus dem Herbst zeigt, dass Deutschland deutlich abhängiger vom Zugang zum amerikanischen Markt ist, als es die USA vom deutschen Markt sind – weil der für den Absatz amerikanischer Produkte nur eine kleine Rolle spielt. Wenn man statt Deutschland die gesamte EU betrachtet, wird der Unterschied kleiner, doch auch hier gilt: Weil viel mehr Produkte aus der EU in die USA exportiert werden als anders herum, ist der amerikanische Markt für die EU wichtiger als anders herum. Das, so formulieren es die Wissenschaftler, könne der US-Regierung „eine gewisse Verhandlungsmacht gegenüber ihren europäischen Partnern im Bereich der Handelspolitik verleihen“.

    Trump hat im Wahlkampf davon gesprochen, sämtliche Importe in die USA mit 20 Prozent Zöllen zu belegen, auf Importe aus China sollen gar 60 Prozent anfallen. Auf dieser Grundlage haben die Wissenschaftler berechnet, welche Folgen das auf die deutschen Exporte hätten. Weil durch die Zölle deutsche Produkte in den USA deutlich teurer werden würden, würden diese deutlich weniger nachgefragt werden – hier kommen die Wissenschaftler zu einem Rückgang um etwa 15 Prozent. Besonders problematisch wären die Zölle für die Branchen, die einen relevanten Teil ihrer Produkte direkt für die USA produzieren. So sieht die ifo-Studie bei den Automobil- und den Pharma-Exporten in die USA einen Rückgang von jeweils etwa einem Drittel, was jeweils fast fünf Prozent des gesamten Exports der Branchen wäre.

    Trumps Zölle würden Deutschland treffen – doch der Effekt könnte abgefangen werden

    Auch die Zölle auf chinesische Produkte würden Deutschland stark treffen: Wenn chinesische Produkte in den USA teurer werden, würden diese weniger stark nachgefragt werden – dadurch gäbe es auch vonseiten Chinas deutlich weniger Nachfrage nach Zwischenprodukte aus anderen Ländern, unter anderem Deutschland. Deutschlands Exporte nach China würden den Berechnungen zufolge um fast 10 Prozent sinken.

    Immerhin ein Teil der Verluste für den deutschen Markt könnten der Studie zufolge abgefedert werden: Die Simulation geht davon aus, dass es deutlich mehr Exporte nach Kanada und Mexiko geben würde. So würden die deutschen Exporte insgesamt nur um etwa 2 Prozent sinken. Auch was Dienstleistungen angeht, hat Deutschland mit keinem anderen Land derart großen Austausch wie mit den USA – allerdings halten sich Export und Import hier ziemlich die Wage. Für den großen Handelsüberschuss sind die Warenexporte verantwortlich.

    Eins zu eins hat Donald Trump seine Wahlkampf-Ankündigung von 20 Prozent Zöllen auf alle Importe noch nicht umgesetzt. Doch auf Stahl und Aluminium, die aus der EU kommen, gelten seit Mittwoch Zölle in Höhe von 25 Prozent.

    Diskutieren Sie mit
    3 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    Ja? Trump kennt nur Zölle? Trumps erstes Telefonat (nicht bestätigt) mit einem ausländischen Staatschef bringt den USA geschätzte 600 Milliarden Dollar an Investitionen in den nächsten 4 Jahren. Ist doch was, oder?

    |
    Maria Reichenauer

    Wollen Sie uns weiter mit Ihren kryptischen Aussagen unterhalten oder können Sie das auch belegen? Und können Sie uns auch sagen, wieviel er mit seinem Übereifer in den Sand gesetzt hat, wieiviele Menschen bereits durch ihn geschädigt wurden, wieviel Leben er gefährdet hat? Das zählt für Sie wohl nicht, aber wichtig ist, was unter dem Strich rauskommt, nicht was ihm wer in einem Telefonat versprochen hat.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden