Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Ifo-Chef Fuest: US-Zölle treffen mit dem Auto das wichtigste deutsche Importgut

Autoindustrie

Wirtschaftsexperten warnen: US-Zölle treffen das wichtigste deutsche Exportgut

    • |
    • |
    • |
    Die deutsche Autoindustrie hat 2024 mehr Fahrzeuge in die USA exportiert. Nun hat US-Präsident Trump heftige Zölle auf Autos angekündigt.
    Die deutsche Autoindustrie hat 2024 mehr Fahrzeuge in die USA exportiert. Nun hat US-Präsident Trump heftige Zölle auf Autos angekündigt. Foto: Ingo Wagner, dpa (Archivbild)

    Die Ankündigung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, ab 3. April zusätzliche Zölle von 25 Prozent auf Auto-Importe in die USA zu kassieren, alarmiert führende Wirtschaftswissenschaftler Deutschlands und Österreichs. So sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest am Donnerstag unserer Redaktion: „Die Zölle treffen mit dem Auto das wichtigste Exportgut Deutschlands. Das ist für sich genommen eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft.“ Und er fügte warnend hinzu: „Zusätzliche Gefahren drohen, wenn es jetzt zu einer Eskalation des Handelskrieges kommt.“

    Fuest schlägt nun vor: „Die EU sollte mit den USA das Gespräch suchen, um die US-Regierung zur Rücknahme der Zölle zu bewegen. Ohne einen gewissen Gegendruck wird das aber nicht funktionieren.“ Deshalb müsse die EU glaubwürdig mit Gegenmaßnahmen drohen. Der Ifo-Chef meinte: „Das könnte beispielsweise die Ankündigung einer Digitalsteuer sein, die US-Unternehmen hart treffen würde.“ Der Ökonom riet aber: „Bevor diese Gegenmaßnahmen ergriffen werden, sollte man jedoch Zeit für Verhandlungen einräumen.“

    Ifo-Chef  Clemens Fuest beschreibt die Folgen der US-Zollpolitik für Deutschland.
    Ifo-Chef Clemens Fuest beschreibt die Folgen der US-Zollpolitik für Deutschland. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    DIW-Präsident Marcel Fratzscher warnt: Lage nicht dramatisieren

    Gegenüber unserere Redaktion meldete sich am Donnerstag auch DIW-Präsident Marcel Fratzscher zu Wort. Er warnte davor, die Lage zu dramatisieren: „Die US-Zölle auf Autos dürften unmittelbar nur begrenzt Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft als Ganzes haben, da sie die Exporte deutscher Autos nur geringfügig reduzieren dürften.“ Der Ökonom riet nun EU-Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen: „Die EU sollte umgehend, aber auch deeskalierend reagieren. Dabei sollten EU-Zölle nicht auf US-Autos begrenzt bleiben, sondern alle Kategorien enthalten, in denen es wichtigen Unterstützern Donald Trumps wehtut.“

    Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Institutes für Wirtschaftsforschung, sagte im Gespräch mit unserer Redaktion am Donnerstag zu den Konsequenzen der Trump-Aktion: „Die amerikanischen Zölle auf Autos und Autoteile treffen die deutsche Industrie hart. Sie könnten 0,2 Prozent Bruttoinlandsprodukt kosten.“ 

    Wirtschaftsexperte Felbermayr: Die deutsche Wirtschaft ist vorbereitet

    Felbermayr, der früher das Kiel Institut für Weltwirtschaft geleitet hat und einer der führenden europäischen Ökonomen ist, betonte: „In der ersten Trump-Administration wären die Schäden höher gewesen. In der Zwischenzeit ist die deutsche Autoindustrie vorbereitet. Ihre Exporte in die USA werden zwar signifikant fallen, die Gesamtexporte von Autos sollten aber nur um ein halbes Prozent schrumpfen.“ Das gelte indes nicht für die Volkswirtschaften Mexikos und Kanadas. Felbermayr führte aus: „Diese Länder werden besonders leiden, mit gesamtwirtschaftlichen Produktionsrückgängen zwischen 0,6 und 1,8 Prozent.“ Die Kosten der Zölle seien vor allem in den USA spürbar. Dabei verweist der österreichische Ökonom auf Berechnungen, nach denen Amerika kurzfristig ein Inflationsschub von circa 1,0 Prozentpunkten droht - und das trotz der Anpassung des Wechselkurses. Felbermayr prognostizierte: „Auch die US-Autoexporte werden fallen, weil durch teurere importierte Autoteile die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten zurückgeht.“

    Was muss die EU nun tun? Felbermayr ist überzeugt: „Die Europäische Union sollte sich mit den anderen angegriffenen Ländern – Mexiko, Kanada, Japan und Südkorea – auf eine gemeinsame Vorgehensweise einigen.“ Denn diese Länder würden wenige Autos aus den USA, dafür aber umso mehr digitale Dienstleistungen importieren. Der Ökonom führte weiter aus: „In diesem Bereich können diese Länder die USA am empfindlichsten treffen.“ Die Drohung sei schon in der ersten Trump-Regierung im Raum gestanden. Felbermayr forderte: „Will man glaubwürdig bleiben, muss die Drohung jetzt umgesetzt werden.“ Und er riet: „Gleichzeitig sollte die Hand ausgestreckt bleiben. Denn die schwächelnde EU-Wirtschaft könnte von einem Deal mit den USA sehr profitieren. Wir brauchen keine Zölle, weder import- noch exportseitig.“

    Gabriel Felbermayr, Wirtschaftswissenschaftler, spricht bei einem Termin.
    Gabriel Felbermayr, Wirtschaftswissenschaftler, spricht bei einem Termin. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Wie müssen die deutschen Autobauer auf die US-Zölle reagieren?

    Prof. Dr. Friedrich Heinemann, Experte des ZEW–Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim, sagte gegenüber unserer Redaktion am Donnerstag: „Die 25-Prozent-Zölle der USA auf EU-Autoimporte werden die deutschen Hersteller hart treffen.“ Und welche Schlüsse ziehen die Unternehmen daraus? Heinemann denkt: „Mittelfristig werden diese ihre Produktion teilweise in die USA verlagern, das geht aber nicht über Nacht.“ Seiner Ansicht nach werden die Folgen der US-Zölle „auch für die deutsche Konjunktur messbar sein“. Heinemann: „Das wird sicherlich in diesem und im nächsten Jahr das deutsche BIP-Wachstum um einige Zehntel Prozentpunkte verringern.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden