In Spaghetti oder Keksen kann die Larve des Tenebrio molitor längst enthalten sein. Wer genauer die Verpackung studiert, wird auf manchem Etikett lesen, dass der Gelbe Mehlwurm in zermahlener Form als Zutat in den Produkten verarbeitet ist. Schon 2021 hat die EU das Insekt als Lebensmittel zugelassen, es darf also getrocknet als Snack oder als Zutat verwendet werden. Nun hat Brüssel auch UV-behandeltes Mehlwurmpulver erlaubt. Es darf künftig etwa in Brot und Brötchen, Kuchen, verarbeiteten Kartoffelprodukten sowie Käse, Erzeugnissen aus Teigwaren und Obst- und Gemüsekompott stecken. Zunächst bekommt lediglich ein französisches Unternehmen das Recht, die entsprechend behandelten Larven in den Verkehr zu bringen. Die Firma Nutriearth hatte den Antrag bei der EU gestellt.
Die Zulassung folgt einem seit Jahren anhaltenden Trend in Europa. Denn glaubt man Käfer-Feinschmeckern, ist die Revolution auf dem Teller längst im Gange. Zwieback aus Büffelwurmmehl, Cracker aus gemahlenen Grillen, knusprige Heuschrecken als Imbiss – Insekten schaffen es immer häufiger auf den Speiseplan der europäischen Bürgerinnen und Bürger. Und die Politik schafft die Voraussetzungen.
Insekten in Lebensmitteln: Experten sehen vor allem Potenzial als Futtermittel
Seit 2023 ist etwa die Larve des Getreideschimmelkäfers als Lebensmittel zugelassen, ob gefroren, getrocknet, pulverisiert oder als Paste. Ebenfalls erlaubt ist es, die zu Pulver verarbeitete Hausgrille zu verwenden. Experten sehen vor allem für die Verwendung von Insekten als Futtermittel großes Potenzial. Die Tierchen enthalten viel Protein, Omega 3- und 6-Fettsäuren, sowie Spurenelemente und Mineralstoffe wie Magnesium und Phosphor. Gleichwohl können sie nach Expertenmeinung eine klimafreundliche Bilanz vorweisen: Sie produzieren im Vergleich zu den herkömmlichen Produkten wenig Treibhausgase, brauchen kaum Wasser sowie weniger Fläche. Haus- und Nutztiere werden aktuell vor allem mit Fischmehl und Sojaschrot gefüttert.
Auch Studien der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) kommen zu dem Schluss, dass Insekten „eine sehr nahrhafte und gesunde Nahrungsquelle mit einem hohen Gehalt an Fett, Eiweiß, Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralien sind“. Während die Tiere in einigen Teilen der Welt schon immer zur gewöhnlichen Küche gehören, stehen in Europa viele Menschen den „neuartigen Lebensmitteln“, wie Insekten in den EU-Verordnungen bezeichnet werden, skeptisch gegenüber.
Die Insekten müssen auf der Zutatenliste stehen
Eklig? Oder gar unverträglich? Die Kommission versucht zu beruhigen: In ihrem wissenschaftlichen Gutachten sei die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu dem Schluss gekommen, dass UV-behandeltes Pulver ganzer Larven von Tenebrio molitor „unter den vorgeschlagenen Verwendungsbedingungen und in den vorgeschlagenen Verwendungsmengen sicher ist“. Trotz der Einstufung als unbedenklich gelte jedoch die Kennzeichnungspflicht. Zudem soll es für Personen, „die gegen Krebstiere und Hausstaubmilben allergisch sind“ einen Hinweis geben, dass das Pulver Reaktionen auslösen könne, wie es in der Verordnung heißt.
Kritik, dass solche Zulassungen zu weit führen, hat die Kommission in der Vergangenheit regelmäßig zurückgewiesen. Es sei Entscheidung der Verbraucher, ob sie Lebensmittel aus oder mit Insekten kaufen und konsumieren – oder eben nicht. „Niemand wird gezwungen, Insekten zu essen“, hatte die Behörde bei der letzten größeren Genehmigungswelle betont. Weitere Anträge auf die Zulassung von Insekten als Lebensmittel liegen in Brüssel bereits vor.
„Niemand wird gezwungen, Insekten zu essen“ Richtig, so er denn das Lebensmittelrecht nicht kennt: Hilfs- und Füllstoffe, tierische Nebenerzeugnisse, unter Speziallicht verpackt und weitere lustige Kreationen der juristischen Suppenkasper.
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