
Ifo–Präsident Fuest: „Höherer CO2-Preis würde den Klimaschutz beschleunigen“


Das Haushaltsurteil wirbelt die Finanzen durcheinander und bedroht die Klimapolitik-Projekte der Regierung. Ifo–Präsident Clemens Fuest erklärt, welche Optionen noch bleiben.
Professor Fuest, die Regierungskoalition muss ihre Klimapolitik nach dem Bundesverfassungsgericht neu finanzieren, nachdem die Aufnahme von 60 Milliarden Euro Schulden über den einstigen Corona-Krisenfonds unzulässig ist. Welche realistischen Möglichkeiten gibt es nun? Kann man vorhandene Gelder umschichten?
Clemens Fuest: Es geht beim Klima- und Transformationsfonds um 60 Milliarden Euro, die sich über vier Jahre verteilen. Man könnte Subventionen kürzen, die man nicht für prioritär hält. Das könnten Subventionen für die Gebäudesanierung sein und die zehn Milliarden für Intel in Magdeburg. Man wird allerdings zusätzlich im Kernhaushalt sparen müssen. Möglich ist das, die Ampel hat die Staatsausgaben erheblich ausgedehnt. Ob es politisch mehrheitsfähig wäre, steht auf einem anderen Blatt.
Ein Alternative wäre, die CO2-Preise auf herkömmliche Brennstoffe zu erhöhen. Kritiker befürchten, dass dies zu sozialen und politischen Problemen, beispielsweise einem noch stärkeren Zulauf zu Protestparteien, führen könnte. Wie könnte eine Lösung aussehen?
Fuest: Ein höherer CO2-Preis würde den Klimaschutz beschleunigen. Die Politik hat den Bürgern zugesagt, die Einnahmen aus dem CO2-Preis zurückzuerstatten. Das geht aber nicht, wenn man Klimapolitik stark mit Subventionen betreibt. Die Ampel müsste die Subventionen kürzen oder anders finanzieren.
Man könnte ein Sondervermögen für einen klimafreundlicheren Umbau der Industrie nach Vorbild der Bundeswehr schaffen und das Grundgesetz entsprechend ändern. Dafür bräuchte es einen echten „Deutschlandpakt“ zumindest mit der Union. Wo lägen die Vor- und Nachteile?
Fuest: Vermutlich würde die Union verlangen, dass zunächst Einsparungen vorgenommen werden, auch im Kernhaushalt. Wenn die Ampel-Parteien dazu bereit wären, könnte es eine solche Einigung geben. Vorteil wäre, dass die dann gemeinsam beschlossene Klimapolitik vielen privaten Investoren verlässlicher erscheinen würde, was Investitionen anregt, weil die nächste Regierung, auch wenn Sie von der Union geführt würde, den Kurs wohl nicht wieder ändern würde. Nachteil wäre, dass die politischen Ränder dadurch möglicherweise weiteren Zulauf erhalten würden.
SPD und Grüne würden am liebsten die Schuldenbremse generell lockern. Ist das Instrument angesichts der vielen Krisen noch zeitgemäß oder herrscht tatsächlich Korrekturbedarf?
Fuest: Davon würde ich abraten, Mehrheiten gibt es dafür ohnehin nicht. Regeln zur Begrenzung der Verschuldung senken die Zinskosten, die der Staat für seine Schulden zahlen muss. Studien zeigen, dass Staaten mit Schuldenregeln schneller wachsen, im Durchschnitt geringere Schulden haben, aber keineswegs geringere öffentliche Investitionen haben.
Im In- und Ausland wird Deutschland ein Investitionsstau bescheinigt, ganz offensichtlich wird dieser zum Beispiel bei der Bahn, die nun um zugesagte Sanierungsmittel fürchtet. Wie groß ist das Problem des Investitionsstaus generell?
Fuest: Es trifft zu, dass es in Deutschland erheblichen Investitionsbedarf gibt. Er reicht von der Infrastruktur über die Dekarbonisierung bis zur Digitalisierung. Es sind größtenteils private Investitionen, aber der Staat muss auch mehr tun.
Die Bundesregierung schätzt, dass ein Wegfall der geplanten Investitionen das Wachstum 2024 um etwa einen halben Prozentpunkt geringer ausfallen lassen könnte. Ist das realistisch?
Fuest: In Zeiten hoher Inflation unterstützt eine Senkung von Staatsausgaben außerdem die Geldpolitik und ermöglicht frühere Zinssenkungen, die das Wachstum dann wieder anregen. Insofern ist unklar, wie hoch der tatsächliche Wachstumseffekt wäre. Sinnvolle Investitionen sollte man nicht streichen, aber nicht alles, was vorgesehen ist, ist auch sinnvoll und prioritär.
Deutschland hinkt bei dem Wachstum schon jetzt anderen Staaten hinterher und der Wettbewerbsdruck durch eine gewaltige Subventionspolitik in China und USA steigt. Wie müsste eine möglichst effiziente Wirtschaftspolitik reagieren?
Fuest: Meines Erachtens wäre es sinnvoll, wenn die Ampel mit der Union eine Einigung anstrebt. Man könnte im Kernhaushalt konsumtive Staatsausgaben und Subventionen kürzen und sie teilweise ganz streichen. Man könnte den CO2-Preis erhöhen, interventionistische Eingriffe und Subventionen abbauen und die zusätzlichen Einnahmen durch Steuersenkungen an die Bürger zurückgeben. Die dringend benötigten Investitionen in den Bereichen Digitalisierung, Klimaschutz und Infrastruktur könnte man, soweit sie nicht durch Kürzungen im Kernhaushalt finanziert werden können, in einer Sonderverschuldung finanzieren, die wie im Fall der Bundeswehr im Grundgesetz verankert wird. Ohne eine Einigung mit der Union wird es schwer, vor allem dann, wenn auch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds als verfassungswidrig eingeschätzt wird.
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Die Atomkraftwerke wieder zu aktivieren oder sogar neue zu bauen, brächte das Problem, dass niemand den entstehenden Atom-Müll
lagern würde, nicht nur Bayern hat schon abgewunken. Maria T.: Atomkraft ist weder die billigste noch die verlässlichste Energie-
produktion. Dies sind die Windkraft und die Photvoltaik. Bei Windkraft kommt Bayern kaum voran.
Georg Kr. bringt die negativen Seiten der Atomkraft auf den Punkt.
Jede Woche neue Belastungen fordern. Darin ist Deutschland noch immer spitze. Alles Andere geht mit dieser Regierung den Bach runter.
Stimmt. Aber die "Ausquetscher" sehen, schaut man sich das allgemeine Leben und den Lebensstandard an den sich viele angeeignet haben - da ist noch Luft nach oben.
Vielleicht hätte man die Atomkraft nicht - völlig unnötigerweise und einer Ideologie folgend - abschalten sollen!
Atomkraft ist die einzige verlässliche und günstige Energieproduktion ohne Abgaserzeugung!
"Atomkraft ist die einzige verlässliche und günstige Energieproduktion ohne Abgaserzeugung!", gefährlich, teuer, verantwortungs- und inzwischen sinnlos wie ein Kropf . . .
"verantwortungs- und inzwischen sinnlos wie ein Kropf . . ."
Ein Hoch auf die umweltfreundlichen Kohlekraftwerke und den Strom aus Frankreich der mit speziellen Wundersteinen von Atomstrom zu grünen Strom gewandelt wird.
>> Ein Alternative wäre, die CO2-Preise auf herkömmliche Brennstoffe zu erhöhen. <<
Mal wieder eine ganz "neutrale" Fragestellung ;-)
Viel sinnvoller ist die Frage nach den CO2-freien Alternative, aber da wird es ganz schwierig und mit naiven Bayern-Söder-Bashing kommt man nicht mehr weiter.
https://www.vbew.de/presse/presseinformationen/detailansicht/pv-boom-in-bayern-sinnvoll-nutzen
>> Derzeit sind in Bayern Photovoltaik-(PV)-Anlagen mit einer Nennleistung von rund 20 GW an die Verteilernetze angeschlossen. Mit gut 1,6 GW PV-Zubau im ersten Halbjahr 2023 geht der PV-Boom in Bayern mit hohem Tempo weiter. Bis 2040 sollen es gemäß dem Bayernplan Energie 2040 und anderen Studien über 80 GW sein. Auf der Verbraucherseite werden in Bayern derzeit zu Spitzenlastzeiten rund 13 GW benötigt, an Ferienwochenenden mit schönem Wetter etwa nur 5 bis 6 GW. <<
Wichtige Forderungen wären z.B.:
> echte Smartmeter für Alle - keine nicht vernetzten Habeck-Stromzähler
> überschüssiger PV-Strom auch für die Warmwasserbereitung
> PV Förderung nur für Anlagen mit > 30 Grad Abweichung nach Ost/West
> Optimierung der PV Module für das Winterhalbjahr - steiler!
Habeck und seine Grünen kapieren überhaupt nicht was wirklich rasch nötig wäre! Das richtige Steuerungsinstrument ist der Preis - erfasst mit einem vernetzten Stromzähler im Keller. Es ist nicht sinnvoll, alle privaten Verbraucher mit Steuerungseinrichtungen auszustatten - auch fehlen dafür schlicht und einfach die Elektro-Handwerker.
" Derzeit sind in Bayern Photovoltaik-(PV)-Anlagen mit einer Nennleistung von rund 20 GW an die Verteilernetze angeschlossen."
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So dann schauen wir mal aktuell auf die Stromproduktion in Deutschland: https://www.energy-charts.info/charts/power/chart.htm?l=de&c=DE
.
Photovoltaik aktuell 0,0 MW................Finde den Fehler?
>> Photovoltaik aktuell 0,0 MW <<
nicht Null, Diffuslichtproduktion moderner Module sollte aktuell bei mindestens 5% der installierten Leistung liegen; aus einem 400 Watt Modul kommen dann wie bei mir gerade auf der Garage knapp 20 Watt raus. 10-15 Jahre alte Module sind da schon veraltet, die bringen bei solchen Lagen tatsächlich fast nichts.
Entscheidend ist die Ersparnis von ausländischer Fossilenergie im Jahresverlauf; dass man zur Stunde an diesem deutschlandweit trüben Tag eine Menge Kohle und Gas verbrennt ist halt so. Wind war die letzten 24 Stunden mit Ausnahme der unmittelbaren Küstenbereiche auch sehr überschaubar.
Es bleibt dabei - wir haben in Bayern inzwischen ein Niveau bei PV erreicht, wo weitere Schritte einfach der Optimierung des Tagesertrages in die Morgen- und Abendstunden hinein und der Verbrauchssteuerung dienen müssen. Die sommerliche Überproduktion kann man in Wasserstoff wandeln und in den Gaskavernen speichern, egal wie mies der Wirkungsgrad bei der Erzeugung ist.
>>Finde den Fehler?<<
Sie hamm nen Knick in der Optik, Werteste. Lesen's dös Diagramm halt einfach richtig ab.