Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Ist das Eis in Deutschland zu teuer? So schneiden wir im internationalen Vergleich ab

Hochsommer

Inflationsfrust in Deutschland: Wie teuer sind Eiskugeln im internationalen Vergleich?

    • |
    • |
    • |
    Ein Eis geht immer. Oder?
    Ein Eis geht immer. Oder? Foto: Jens Kalaene, dpa

    Zunächst einmal: Es ist ein wirklich großes Missverständnis, dass Eis – Connaisseure wissen das – nur etwas für 36-Grad-und-es-wird-noch-heißer-Tage ist. So ein schön gefüllter Becher (Walnuss-Feige, Strawberry-Cheesecake und Straciatella) geht auch ganz prima im November. Sozusagen für den inneren Estate italiana. Gerne auch con panna. Allerdings fällt in der hochsommerlichen Hitze dieser Tage, wenn sich in den Fußgängerzonen vor den Cafés lange Schlangen bilden, auf: Billiger ist süße Kühlung nicht gerade geworden.

    Ein kleiner Gelato-Giro ergibt preislich: In der Augsburger Innenstadt werden bei der Eisdiele des Vertrauens 1,70 Euro (plus 10 Cent im Vergleich zum Vorjahr), in Ingolstadt 1,80 Euro (plus 10 Cent) und in München 2,20 Euro (gleich geblieben) aufgerufen.

    Wie teuer darf eine Eiskugel sein?

    Ist das angemessen? Hängt davon ab. Wie eine repräsentative Yougov-Umfrage ergab, halten knapp zwei Drittel (64 Prozent) der Deutschen den Kugelpreis für zu hoch. Und das kann, nun ja, frostige Folgen haben: Denn immerhin sechs von zehn Menschen bestellen wegen gestiegener Preise „immer“ oder „gelegentlich“ weniger Kugeln als noch vor fünf Jahren. Andererseits aber halten sich die Konsequenzen beim Anblick der Karamell-, Vanille- und Amarena-Bottiche offenbar in Grenzen: Für 28 Prozent hat der Preis pro Bollen keinen Einfluss auf die Bestellung. Die meisten kaufen zwei (50 Prozent) oder drei (23 Prozent) Kugeln.

    „Einige Eisdielen haben die Preise erhöht“, bestätigt die Sprecherin des Verbandes der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland (Uniteis), Annalisa Carnio. Insgesamt sei das Preisniveau jedoch relativ stabil, da sich die Teuerung – wie bei anderen Lebensmitteln – abgeschwächt habe. Uniteis vertritt die Interessen von 900 Mitgliedern mit etwa 2.000 Eisdielen, die ihr Eis selbst produzieren. Die Gesamtzahl der Betriebe in Deutschland ist höher. Nach Angaben des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga waren es 2023 rund 5.000. Da kommen eine Menge Kugeln zusammen.

    Was Gastronomen zur Teuerung sagen

    Die Preise pro Exemplar schwanken laut Uniteis stark. In einem Café mit großer Terrasse und viel Personal im Zentrum einer Großstadt sei es teurer als in einer kleinen Eisdiele irgendwo. Die Spanne reiche von 1,30 Euro auf dem Land bis 2,80 Euro in Großstädten wie Hamburg oder München. Im vergangenen Jahr lagen die Preise auf ähnlichem Niveau oder nur leicht darunter. Das Portal coupons.de hat bei 176 Eisdielen in 60 Städten nachgefragt. Ergebnis: Der durchschnittliche Kugelpreis betrug im Frühjahr 1,81 Euro. Vor einem Jahr lag er bei 1,72 Euro, 2023 waren es 1,62 Euro. Was „darf“ eine Kugel Eis kosten? Laut der YouGov-Umfrage finden sechs von zehn einen Preis zwischen einem und 1,50 Euro angemessen. 28 Prozent akzeptieren auch 1,50 bis 2 Euro. Aber nur für 6 Prozent darf es noch teurer sein.

    Wie viele Gastronomen haben auch die Eisdielen mit Herausforderungen zu kämpfen. Höhere Kosten für Personal, Energie, Mieten und Zutaten wie Milch, Sahne und Früchte setzen die Betriebe unter Druck. Besonders belastend sind nach Verbandsangaben der andauernde Personalmangel und der Mindestlohn. Hinzu kommen die zuletzt stark angezogenen Preise für Kaffee und Kakao. Wer bei bayerischen Eisdielen nachfragt, warum die Kugel erneut einen Aufschlag verpasst bekommen hat, hört: „Weil alles teurer geworden ist“.

    Vor Roms besten Eisdielen bilden sich nach wie vor lange Schlangen

    Aber der Markt gibt es offenbar her. „Eis fasziniert“, sagt der Konsumpsychologe Jens Lönneker. Er sieht eine ähnliche Wirkung wie Schokolade. „Seine einnehmende Süße bildet einen wohltuenden Kontrast zur herben Normalität des Lebens. Seine Kälte mildert die Hitze.“ Die Krönung aber sei das „Erleben des Schmelzens“, sagt er.

    Das darf als bestätigt gelten, wenn man zum Beispiel in der Hauptstadt jenes Landes eigene Feld- und Geschmacksstudien betreibt, das es zu unbestrittener Meisterschaft in Sachen Eisproduktion gebracht hat. Vor den besten Gelaterien Roms bilden sich nach wie vor und zuverlässig lange bis sehr lange Schlangen, weil man eben zu schätzen weiß, was gut ist. Und was es einem wert ist. So eine mittlere Coppa mit drei verschiedenen Sorten und Sahne? Geht für 4,50 Euro. Geht aber auch teurer – je nach dem.

    Die liebste Eissorte der Deutschen: Schokolade

    Mancher hiesige Eisdielen-Betreiber verfolgt die Aufregung um die Preise daher mit Verwunderung. Im internationalen Vergleich sei es in Deutschland günstig, sagt auch die Uniteis-Sprecherin. In Frankreich koste eine Kugel zwischen 3,50 und 5 Euro, in Spanien 3 bis 4 Euro. In der Schweiz sind es nach Angaben von coupons.de sogar mehr als fünf Euro.

    Die beliebteste Eissorte in Deutschland bleibt übrigens Schokolade - gefolgt von Vanille und Stracciatella. Drei Kugeln per favore. (mit dpa)

    Diskutieren Sie mit
    3 Kommentare
    Klara Rasper

    Ich habe mir 2003 (war auch gut warm) inAugsburg ein Eis verkniffen, da die Kugel bei 60ct lag. Also bis heute rund eine Verdreifachung. Von anderen Lebensmitteln ist mir das nicht bekannt.

    |
    Peter Zimmermann

    Als ich mir meine letzte Eiskugel gekauft hatte kostet die noch 25 Pfennige und wurde sogar geliefert, denn da kam ein Italiener immer mit seinem Eiswagen ins Wohnviertel. So wie Bäcker heute auf dem Land durch Ortschaften fahren.

    Manfred Gittel

    Bin derzeit in Dublin. Eine Kugel kostet dort 5,50 Euro. Glückliches Eisparadies-Deutschland

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden