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Jobsuche wird schwieriger: Wie hoch die Arbeitslosenquote in Bayern ist

Beschäftigung

Warum die Arbeitslosigkeit in Bayern besonders stark wächst

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    Vor allem Firmen aus der Metall- und Elektroindustrie sind sehr zurückhaltend bei der Besetzung von Stellen.
    Vor allem Firmen aus der Metall- und Elektroindustrie sind sehr zurückhaltend bei der Besetzung von Stellen. Foto: Armin Weigel, dpa

    Die wirtschaftliche Durststrecke schlägt sich immer stärker am Arbeitsmarkt durch. Besonders kräftig ist die Zurückhaltung der Firmen bei den Einstellungen in Bayern zu spüren. Die Zahl der Arbeitslosen ist hier im Juni im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast 13 Prozent gestiegen – so stark wie in keinem anderen Bundesland. Höher lag sie in einem Juni zuletzt vor 16 Jahren, kurz nach der internationalen Finanzkrise. Die Arbeitslosenquote im Freistaat stieg im Jahresvergleich um 0,4 Prozent auf jetzt 3,9 Prozent. Bundesweit stieg die Quote auf 6,2 Prozent.

    Bayern ist damit zwar weiterhin das Bundesland mit der niedrigsten Arbeitslosenquote, die höchsten Zahlen haben Bremen (11,5 Prozent) und Berlin (10,2 Prozent). Doch mittlerweile trifft Arbeitslosigkeit im Freistaat immer stärker auch junge Menschen. Nach einer Auswertung der Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur für unsere Redaktion ist die Zahl der arbeitslosen Personen in der Altersgruppe der 15- bis 25-Jährigen mit 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr überproportional gestiegen. Dieser Trend zeigt sich, wenn auch weniger ausgeprägt, auch in den bundesweiten Zahlen.

    Vor allem in der Metall- und Elektroindustrie verschwinden Jobs

    Eine Erklärung für das Phänomen könnte nach Einschätzung der Arbeitsagentur sein, dass junge Menschen aufgrund ihrer fehlenden Berufserfahrung oftmals die ersten Personen sind, die entlassen werden. Aufgrund ihrer höheren Flexibilität und des geringeren Einstiegslohns fänden sie aber oft auch schnell wieder eine neue Arbeit. Eine besondere Hürde für Jüngere ist auch der Übergang nach Abschluss einer beruflichen Ausbildung. Das Risiko für Arbeitslosigkeit sei in dieser Phase höher.

    In fast allen Branchen stagniert die Nachfrage nach Arbeitskräften oder sie geht zurück. Am stärksten ist die Zahl der Stellen in der Metall- und Elektroindustrie gesunken, die in Bayern besonders stark ist. Aber auch in der Stahlindustrie sowie im Handel und im Kfz-Gewerbe gingen Jobs verloren, die Leiharbeit ist ebenfalls stark rückläufig. Markus Schmitz, der Chef der bayerischen Arbeitsagenturen und Jobcenter, kommentiert das so: „Wer jetzt arbeitslos ist, hat es schwer, eine neue Arbeit zu finden, da auch die Unternehmen weiter zurückhaltend sind, neues Personal einzustellen.“ Gestiegen ist die Zahl der Beschäftigten fast nur noch im Gesundheitswesen, in Heimen und im sozialen Bereich sowie im öffentlichen Dienst.

    Eine kurzfristige Besserung der Lage ist nicht in Sicht

    Schmitz sieht bestenfalls erste Anzeichen dafür, dass die Arbeitslosigkeit ein Plateau erreicht hat. Von einer kurzfristigen Besserung der Lage geht er nicht aus. Unserer Redaktion sagte er: „Wir rechnen frühestens zum Jahreswechsel mit ersten Anzeichen einer Erholung am Arbeitsmarkt – vorausgesetzt die Impulse der neuen Bundesregierung greifen und die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen passen.“

    Die nächsten Monate könnten einen Kippmoment auf dem Arbeitsmarkt bringen. Denn im Vergleich zum Vorjahr ist auch die Zahl der Menschen in Kurzarbeit massiv gestiegen. Die aktuellsten Zahlen dazu stammen aus dem März: 56.608 Personen in 2065 Betrieben haben damals Kurzarbeitergeld bezogen, ein Plus von 60 Prozent. „Ein Anstieg der Kurzarbeit ist Hoffnungsschimmer und Risiko zugleich. Einerseits zeigt die verstärkte Inanspruchnahme von Kurzarbeit, dass die bayerischen Unternehmen ihr Personal halten möchten und Hoffnung auf eine baldige Erholung haben. Andererseits droht bei ausbleibender Erholung die Gefahr, dass aus Kurzarbeitenden dann Arbeitslose werden“, sagt Schmitz.

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    2 Kommentare
    Wolfgang Schwank

    Politik, Wirtschaft und Verbände sollten mal dringend überlegen, warum gestern und vielleicht auch morgen über Fachkräftemangel gejammert und heute eine steigende Arbeitslosenquote beklagt wird. Offenbar fehlt es nicht an Menschen, sondern größtenteils an eine zielgerichteten Qualifizierungsoffensive. Da wären Teile der gepumpten Gelder besser aufgehoben als bei den Rüstungskonzerne und/oder in Brüssel.

    Gerold Rainer

    Schon vergessen, bis vor kurzem jammerte man über Fachkräftemangel und viele Politiker wollten das Rentenalter immer weiter hinausschieben, markaber gesagt nach dem Motto: Vom Arbeitsplatz in die Urne. Viele junge Menschen stehen dem Arbeitsmarkt nicht zur verfügung, weil ihnen entweder die richtige Qualifikation fehlt, oder sie unzureichende Deutschkenntnisse haben. Nachfrage wäre mehr als genug da, wenn man sich in Deutschland entschließt, die marode Infrastruktur wieder in Ordnung zu bringen. Ein Schlüssel dazu wäre z.B. das Deutschlandticket, dass eben die Bahninfrastruktur weiterhin intensiv genutzt wird und sich eine Sanierung lohnt.

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