
Kein Schub und jetzt auch Bankenwackeln – so mau läuft die Wirtschaft

Der Bau bricht ein, die Zinsen gehen hoch, die Inflation frisst Kaufkraft. Wo liegen die Probleme? Was heißt das für die Arbeitsplätze? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Nach der Pandemie kam der Krieg. In diesem kurzen Satz steckt alles drin, warum die deutsche Wirtschaft auf der Stelle tritt. Die kräftige Erholung nach Corona ist wieder verschoben. Zu den äußeren Faktoren wie Energiepreise und Zentralbankpolitik kommen hausgemachte Hemmnisse dazu. Ein Überblick:
Wird die Wirtschaft in diesem Jahr zulegen?
Die Ökonomen aller Couleur sind sich darin einig, dass die Wirtschaft im Winterhalbjahr in einem leichten Abschwung steckt und erst im Sommer wieder zulegen wird. Die Schätzungen für 2023 reichen von einem kleinen Minus (-0,5 Prozent Landesbank Baden-Württemberg), über eine Stagnation (ifo-Institut, Commerzbank) bis hin zu einem leichten Wachstum (0,4 Prozent Institut für Wirtschaftsforschung Halle). Wenn die Wirtschaftsweisen an diesem Mittwoch ihre neue Prognose vorlegen, dürften sie in diesem Bereich landen. Die Bundesregierung rechnet mit einem Mini-Zuwachs von 0,2 Prozent. Sollte sich aus dem beinahe Crash der schweizerischen Großbank Credit Suisse doch noch eine Finanzkrise entwickeln, rutschte die Wirtschaft in den Abschwung.
Was heißt das für die Arbeitsplätze?
Der Arbeitsmarkt hat sich weitgehend von der Konjunktur entkoppelt. Der Grund dafür ist die Alterung der Gesellschaft. Deshalb sorgen auch konjunkturelle Flauten nicht mehr dafür, dass die Arbeitslosigkeit deutlich steigt. Bei Unternehmen und Staat sind fast zwei Millionen Stellen unbesetzt. Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote im Jahresschnitt minimal von 5,3 auf 5,4 Prozent im Vergleich zu 2022 ansteigt. Gleichzeitig werden Firmen und Behörden in Summe weiter Personal aufbauen.
Welche äußeren Faktoren bremsen die Wirtschaft in Deutschland?
Es ist vor allem die Inflation und ihre Bekämpfung, die die Konjunktur belasten. Die wichtigen Notenbanken erhöhen die Leitzinsen und machen damit Kredite teurer. Für Unternehmen wird es teurer, sich neue Maschinen zu kaufen oder eine Werkhalle zu bauen. Für Häuslebauer wird es (noch) teurer, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Im Januar sank zum Beispiel die Zahl der Baugenehmigungen um ein Viertel, knapp 15 Prozent der Baufirmen berichten von stornierten Aufträgen. Die Bauindustrie ist das schlagende Beispiel, doch die Zinswende bremst auch andere Branchen. Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen weist noch auf einen anderen Effekt hin, der Deutschland al Exportwirtschaft härter trifft: Hohe Zinsen bremsen nicht nur hierzulande die Unternehmen, sie bremsen auch die Nachfrage nach deutschen Gütern in anderen Ländern.
Welche hausgemachten Probleme schwächen die deutsche Wirtschaft?
Die deutsche Gesellschaft altert und in den vergangenen Jahrzehnten ist es nicht gelungen, Deutschland attraktiv für ausländische Fachkräfte zu machen. Stattdessen hat es eine Zuwanderung in die Sozialsysteme gegeben. Neben fehlenden Arbeitskräften lähmt die deutsche Bürokratie den Unternehmergeist. Die Behörden hängen am Papier, digital und online geht wenig und die Vorschriften nehmen weiter zu. „Was wir jetzt brauchen, ist eine verantwortungsvolle, international konkurrenzfähige Standortpolitik in allen Bereichen, vor allem aber schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren nicht nur für Investitionen in Erneuerbare Energien“, sagte der Präsident des Verbandes der Familienunternehmen, Reinhold von Eben-Worlée, unserer Redaktion. Schon vor Corona sei der Standort Deutschland in vielen Bereichen abgerutscht.
Eine aktuelle internationale Umfrage hat beispielsweise ergeben, dass Deutschland für ausländische Akademiker kolossal unattraktiv ist, weil der Staat träge, die Steuern hoch und Wohnungen Mangelware sind. Unter 52 Ländern landet die Bundesrepublik auf dem letzten Rang. Dabei will die Ampel-Regierung eigentlich hunderttausende Fachkräfte hierher holen, um frei werdende Stellen zu besetzen. „Deutschland muss daher mehr leisten, als seine Schranken zu öffnen“, forderte Eben-Worlée. Er sprach sich für niedrige Einkommensteuern und eine bessere Kinderbetreuung aus.
Die Diskussion ist geschlossen.
Ziemlich viele Absätze, um das pauschale Statement des Familienunternehmen-Cheflobbyisten zu verpacken, es habe Zuwanderung in die Sozialsysteme gegeben, und man dürfe die Grenzen nicht öffnen. Kein Wunder dass es so schwer ist, unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, wenn solche einfachen und schlicht unrichtigen Stammtischparolen durch die Medien verbreitet werden können. Richtig ist m.E.: nur die Zuwanderung kann unsere Wirtschaft, vor allem auch die Pflege und den Dienstleistungssektor wieder zum Laufen bringen. Es sind in den letzten Jahren viele Flüchtlinge gekommen, und diese werden weiter einen großen Anteil der Zuwanderung ausmachen, evt. sogar mit steigender Tendenz. Diese müssen wir zu Arbeitskräften machen, und es ist beeindruckend, wieviele junge Afghanen, Eritreer etc bereits in handwerklichen und pflegerischen Ausbildungen sind. Aber die bürokratische Fehlleistung, die Flüchtlnge 1-2 Jahre in Hasenställen unterzubringen und in den Sozialsystemen zu halten, bis Aufenthalt und Arbeitsberechtigung geklärt sind und endlich eine Ausbildung begonnen werden kann, ist sicher ein Hauptfaktor dafür, dass missgünstige Kreise immer noch von einer "Zuwanderung in die Sozialsysteme" schwadronieren. Von Anfang an sollten Flüchtlinge arbeiten dürfen. Und dass es bei den Fachkräften ganz ganz mau aussieht, darüber sind wir uns einig.
Endlich mal Klartext, vielen Dank.
>> ...und es ist beeindruckend, wieviele junge Afghanen, Eritreer etc bereits in handwerklichen und pflegerischen Ausbildungen sind... <<
Na dann bitte gerne mal Zahlen dazu...
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/palmer-syrien-fluechtlinge-arbeitsmarkt-100.html
>> Mit Blick auf Geflüchtete, die seit Jahren in Tübingen leben, sagte Palmer: "25 Prozent sind sozialversicherungspflichtig beschäftigt (...), 25 Prozent sind in irgendeiner Art von Qualifikation, Fortbildung, Integrationskurs, was auch immer. Und 50 Prozent sind schlicht nicht tätig. In keiner Weise." Den meisten von ihnen wäre es aber erlaubt zu arbeiten, so Palmer. <<