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Lebensmittelpreise explodieren: So teuer wurden Brot, Butter und Bier

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Brot, Butter, Bier: So teuer wurden unsere Lebensmittel in den vergangenen Jahren

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    Die Preise für den klassischen Warenkorb haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.
    Die Preise für den klassischen Warenkorb haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Foto: Canva/AZ Grafik

    Einkaufen hat in den vergangenen Monaten nicht nur Spaß gemacht: In den Nachrichten wurde für einen Produktpreis nach dem nächsten ein neuer Höchststand gemeldet. Die multiplen Krisen dieser Welt – von den Corona-Nachwehen, über den Krieg in der Ukraine und die gestiegenen Energiekosten – trieben die Inflation in die Höhe. Für dasselbe Geld bleibt im Einkaufswagen immer weniger zurück.

    Diese Erfahrung hat auch Christiane Gillert gemacht. Sie ist Rentnerin im hessischen Echzell und führt seit 1982 Haushaltsbuch. Sie hält darin nicht nur fest, welche Produkte sie zu welchem Preis gekauft hat, sondern auch von welchem Supermarkt und welcher Marke. So hat sie mittlerweile ein wertvolles Archiv mit knapp 100.000 Einträgen gesammelt. Wertvoll deshalb, weil es gar nicht so einfach ist, an einzelne Lebensmittelpreise zu kommen und die Entwicklung auch noch über einen längeren Zeitraum beobachten zu können. Das Statistische Bundesamt vermerkt zwar die Teuerungsrate pro Monat und Jahr, aber eben keine Einzelpreise. Für die folgenden Grafiken, bei denen Sie selbst schätzen können, wie sich die Preise einzelner Produkte verändert haben, dient also das Archiv von Christiane Gillert als Grundlage. Zur besseren Einordnung: Die Werte sind Durchschnittspreise von Lebensmitteln, die Gillert im Angebot im Supermarkt oder Discounter gekauft hat. Aber nun sind Sie gefragt:

    Der Kilopreis für Weizenmehl erlebte in den vergangenen zehn Jahren fast einen Anstieg von 300 Prozent. Waren etwa 2015 nur 32 Cent nötig, kostete das Kilo 2022 ganze 89 Cent. Der Sprung vor drei Jahren ist im Wesentlichen auf den russischen Überfall auf die Ukraine zurückzuführen, denn das angegriffene Land war ein extrem wichtiger Weizen-Exporteur. Immerhin sank der Mehl-Preis seither wieder.

    Was wäre Deutschland ohne Abendbrot oder eine ordentliche Brotzeit? Kauft man sein Brot in der Bäckerei, sind natürlich andere Preise fällig als für abgepacktes Brot im Supermarkt. Die Preise der Grafik beziehen sich auf eine 500-Gramm-Packung „Bauernbrot“ aus dem Discounter. Den größten Preisanstieg verzeichnete das Produkt im Jahr 2022: Während im Januar in Gillerts Unterlagen noch 69 Cent vermerkt sind, sind es im Dezember desselben Jahres bereits 99 Cent. Der Preis hat sich bis heute gehalten. Ebenfalls deutlich teurer wurde übrigens Vollkorntoast: Die 750-Gramm-Packung erhöhte sich preislich in den vergangenen zehn Jahren von 99 Cent auf 1,49 Euro.

    Ein Umstand, der bei Lebensmitteln in den vergangenen Jahren selten vorkam: Vergleicht man die Preise für 200 Gramm abgepackten Kochschinken aus dem Supermarkt, stellt man fest, dass das Produkt 2024 im Schnitt günstiger war als noch 2014. Den bisherigen Höchststand erreichten die Schinkenpreise in den Jahren 2020 und 2021, als die Packung im Schnitt mehr als zwei Euro kostete.

    Kauft man Eier im Supermarkt oder Discounter, sind sie meist günstiger, als wenn man sie direkt vom Bauernhof bezieht. Im Schnitt kosten Eier mittlerweile aber fast doppelt so viel wie noch vor knapp zehn Jahren. Ein Preisanstieg vor Ostern geht aus den Daten von Christiane Gillert übrigens nicht hervor.

    Alle Kaffeeliebhaber und Koffeinjunkies müssen jetzt ganz stark sein: Kostete die Kilo-Packung „Feine Milde“ von Tchibo 2014 noch deutlich unter zehn Euro, mussten Kundinnen und Kunden im vergangenen Jahr in der Spitze fast schon 14 Euro hinblättern. Vor allem in den vergangenen drei Jahren erlebte Kaffee einen deutlichen Preisanstieg. Als Hauptgründe gelten der Klimawandel und hohe Transportkosten.

    Auch die Preise für Butter sind spürbar gestiegen: Die 250-Gramm-Packung im Angebot bekamen Kundinnen und Kunden vor einigen Jahren noch für deutlich unter einem Euro. Das ist jedoch schon seit 2017 Vergangenheit. Im Jahr 2022 knackte der Preis sogar die Zwei-Euro-Marke, im Oktober 2024 war der Preis für das billigste Päckchen Deutscher Markenbutter auf 2,39 Euro gestiegen. Derzeit sinken die Preise für Butter wieder leicht.

    Kartoffeln sind Saisonware, das heißt, es gibt Preisschwankungen während eines Jahres. In den Wintermonaten sind Kartoffeln vergleichsweise günstig – auch noch im Jahr 2024.

    Für Milch gilt das, was für alle Molkereiprodukte gilt: Sie wurden in den vergangenen Jahren deutlich teurer. Der Datensatz bezieht sich auf eine Liter-Packung H-Milch mit einem Fettanteil von 1,5 Prozent. Der niedrigste Milchpreis aus Gillerts Haushaltsbüchern der vergangenen zehn Jahre stammt aus 2016: 42 Cent bezahlte sie damals zwischen Mai und Oktober für den Liter Milch. Seit Juli 2024 sind es 99 Cent – eine Steigerung von weit über 100 Prozent. Bei anderen Molkereiprodukten sieht die Entwicklung ähnlich aus: Der 200-Gramm-Saure-Sahne-Becher stieg von 29 Cent auf 85 Cent, die 250-Gramm-Packung Quark (40 Prozent Fett) von 45 Cent auf 1,05 Euro und der 200-Gramm-Becher Schlagsahne von 45 Cent auf 1,09 Euro.

    Bei Weintrauben lässt sich kein eindeutiger Trend erkennen. In Deutschland ist zwischen Ende Juli und November die Hauptsaison für die süßen Früchte. In dieser Zeit gibt es oft Angebote und man muss weniger bezahlen als in Monaten außerhalb der Saison.

    Die Durchschnittspreise, die Gillert gesammelt hat, beziehen sich auf 500 Gramm gemischtes Hackfleisch von der Fleischtheke im Supermarkt. In Metzgereien kosten die Produkte oft mehr. Im Angebot bekam Gillert selbst 2019 das Pfund noch für 1,79 Euro. In den vergangenen Jahren musste sie dafür zum Teil 3,99 Euro berappen. Auch bei abgepackten Fleischwaren zeigt sich der Trend: Bekamen Kundinnen und Kunden vor rund zehn Jahren eine 400-Gramm-Schale Fleischsalat noch für 99 Cent, kostet die im selben Laden mittlerweile 1,79 Euro.

    Zucker war 2014 vergleichsweise teuer und wurde in den Jahren darauf sogar etwas günstiger. Seit den multiplen Krisen beginnend ab 2020 ist jedoch auch der Zuckerpreis gestiegen. 2023 überstieg der Kilopreis erstmals durchschnittlich die Ein-Euro-Marke. Zur Erinnerung: Die Daten von Christiane Gillert sind Angebotspreise. Produkte, die mittlerweile ebenfalls deutlich mehr kosten, sind Süßigkeiten und Knabberzeug. Für eine 250-Gramm-Packung Salzbrezeln musste man im Discounter vor einigen Jahren nur 49 Cent bezahlen, inzwischen ist das Doppelte fällig.

    Der Preis für Toilettenpapier – dreilagig, zehn Rollen je Packung – blieb über viele Jahre konstant. Es gab einen leichten Anstieg während der Corona-Lockdowns, der sich mit dem Kaufverhalten der Deutschen erklärt, die in dieser Phase Toilettenpapier hamsterten. Im vergangenen Jahr wurde das Toilettenpapier jedoch deutlich teurer. Schuld daran war ein drastischer Preisanstieg für Kurzfasern, die zur Herstellung von Toilettenpapier nötig sind.

    Während die Literflasche Rapsöl zwischen 2014 und 2020 überhaupt nicht teurer wurde, ziehen die Preise seit 2021 deutlich an. Ein großer Preistreiber war der Angriff Russlands auf die Ukraine, da diese ein Hauptlieferant für Speiseöle ist. Den vorläufigen Höhepunkt der Teuerung erlebte Rapsöl 2023, als eine Flasche im Angebot in der Spitze 2,49 Euro kostete, das Zweieinhalbfache also im Vergleich zu den Jahren mit konstantem Preisniveau. Einen ähnlichen Anstieg erlebte etwa auch Sonnenblumen-Margarine: Zahlte man vor zehn Jahren noch zwischen 60 und 70 Cent für eine 500-Gramm-Packung im Angebot, musste man dafür zuletzt knapp 1,70 Euro hinblättern. Hauptgrund ist auch hier der Krieg in der Ukraine.

    Anders als beim Oktoberfest, wo der Bierpreis jedes Jahr Aufregung auslöst und zuverlässig steigt, hielt sich die Teuerungsrate beim klassischen Kasten Bier mit 0,33-Liter-Flaschen in Grenzen. Dieser Trend zeigt sich laut Gillerts Haushaltsbüchern auch bei anderen alkoholischen Getränken. Eine Flasche Ramazotti sowie eine Flasche Rotkäppchensekt kosten beispielsweise im Schnitt noch genauso viel wie vor zehn Jahren.

    Gefühlslage der Nation

    Wahlen werden inzwischen mehr denn je auf den letzten Metern entschieden, und oft sind es nicht Programme, die den Ausschlag geben, sondern Stimmungen und Emotionen. Deshalb haben wir uns entschieden, in unserer Wahlserie Gefühle in den Mittelpunkt zu stellen. Es geht um Mut, Überforderung, Glück, Hoffnung und Angst, die Menschen hinter diesen Gefühlen und um Politik. Alle Teile der Serie sammeln wir auf einer Übersichtsseite, auf der Sie jeden Tag bis zur Wahl am 23. Februar eine neue Folge finden.

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