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Lehrstellenoffensive: Ausbildung zum Industriemechaniker: Traktor-Fan Benjamin Neufischer macht es mit links

Lehrstellenoffensive

Ausbildung zum Industriemechaniker: Traktor-Fan Benjamin Neufischer macht es mit links

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    Auszubildender Benjamin Neufischer wird Industriemechaniker bei Deutz-Fahr in Lauingen.
    Auszubildender Benjamin Neufischer wird Industriemechaniker bei Deutz-Fahr in Lauingen. Foto: Anna Faber

    Benjamin Neufischer spannt den eckigen Metallklotz im Schraubstock ein. Dann bedient er die Handkurbel auf Schulterhöhe und richtet das Werkstück mittig unter der Fräsmaschine aus. Präzises Arbeiten, teilweise auf den hundertstel Millimeter genau, ist das Wichtigste im Arbeitsalltag des 18-Jährigen. Neufischer ist Industriemechaniker in der Ausbildung beim Landtechnik-Unternehmen Deutz-Fahr in Lauingen. Neben Arbeiten wie Feilen, Fräsen und Drehen gehört auch maßstabsgetreues Zeichnen zu seinen Tätigkeiten. Als Linkshänder erlebt dabei einige Herausforderungen, doch seine Begeisterung für Traktoren ist ungebrochen.

    Einen eigenen Lkw hat Neufischer auch schon fast fertig zusammengeschraubt - allerdings keinen echten, sondern eine Miniaturanfertigung. „Ich muss ihn nur noch lackieren“, sagt der Lehrling im ersten Lehrjahr. Der Lkw ist eine der ersten Aufgaben, die alle angehenden Industriemechaniker meistern müssen. Neben einem Schraubstock und einer Spindelpresse bearbeiten die Auszubildenden zudem Versuchsstücke. Nach der ersten Prüfung im zweiten Lehrjahr durchlaufen die Lehrlinge dann die Abteilungen am Fließband.

    Von der Kindheit auf dem Hof zum angehenden Industriemechaniker

    Deutz-Fahr ist eine traditionsreiche Landmaschinen-Marke mit Sitz in Lauingen. Die ursprünglich deutsche Marke gehört seit rund 30 Jahren zum italienischen Unternehmen SAME Deutz-Fahr (SDF). Das Werk an der Grenze zu Baden-Württemberg gilt als eines der modernsten Traktorenwerke Europas. Hier werden am Fließband mit Stationen wie Schweißerei, Kraftsatz und Endmontage die Traktoren der Serie Agrotron gefertigt. Im Dezember war bekannt geworden, dass Deutz-Fahr die Mähdrescherproduktion einstellt.

    In der Ausbildung zum Industriemechaniker bauen die Lehrlinge einen Miniatur-Lkw zusammen.
    In der Ausbildung zum Industriemechaniker bauen die Lehrlinge einen Miniatur-Lkw zusammen. Foto: Anna Faber

    Neufischer, der aus Neresheim in Baden-Württemberg kommt, begeistert sich schon seit seiner Kindheit für Traktoren. Als Junge verbrachte er viel Zeit auf dem Hof seiner Verwandtschaft. Auch heute fühlt sich der 18-Jährige zwischen landwirtschaftlichen Maschinen wohl: „Bei mir im Ort arbeite ich als freiwilliger, interessierter Helfer. Am liebsten fahr ich Bulldog“, erzählt er. Die Idee, sich bei Deutz-Fahr in Lauingen, keine 30 Kilometer von seinem Wohnort entfernt, zu bewerben, traf ihn wie ein „Geistesblitz“, sagt Neufischer. Nach dem Abitur fuhr er mit einem Freund mit dem Bulldog über die Dörfer und schaute kurzerhand bei dem Landmaschinen-Hersteller vorbei. „Einen Tag später habe ich beschlossen, mich bei Deutz-Fahr als Industriemechaniker zu bewerben“, erinnert sich der 18-Jährige.

    Deutz-Fahr bildet 16 Auszubildende zum Industriemechaniker aus

    Neufischer beginnt jeden Morgen um 7 Uhr mit der Arbeit. Dafür versammelt er sich mit den anderen 15 Auszubildenden in der Lehrwerkstatt. Das ist ein abgegrenzter Bereich innerhalb des Werks mit Fräs- und Drehmaschinen, in dem die Lehrlinge ihre Aufgaben für den Tag mit dem Ausbilder Andreas Sporer besprechen. An einer großen Arbeitsplatte sind an jeder Längsseite jeweils sechs massive Schraubstöcke angebracht. Hier bearbeitet Neufischer zum Beispiel den Miniatur-Lkw oder Versuchsprojekte.

     Benjamin Neufischer stellt die Arbeitsaufgaben in der Lehrwerkstatt bei Deutz-Fahr vor.
    Benjamin Neufischer stellt die Arbeitsaufgaben in der Lehrwerkstatt bei Deutz-Fahr vor. Foto: Anna Faber

    Neben der Arbeit im Werk hat Neufischer blockweise Unterricht an der Berufsschule. Dort lernt er in Fächern wie Bauelemente, Fertigungstechnik oder Instandhaltung die theoretischen Grundlagen seiner Arbeit. Beim Zeichnen übt er, eine präzise, maßstabsgetreue Skizze anzufertigen. Gerade als Linkshänder ist das gar nicht so einfach. „Das erfordert nochmal extra Übung, dass ich nicht jedes Mal über das Papier wische“, sagt Neufischer. Auch nicht so leicht: Die Umstellung, den Messschieber mit rechts zu betätigen. Mittlerweile hat sich Neufischer daran gewöhnt: „Ich schreibe und zeichne mit links, sobald Schraubenzieher und Messschieber dabei sind, mache ich es mit rechts.“

    Wie es nach der Ausbildung für ihn weitergeht, weiß Neufischer noch nicht. Bei Deutz-Fahr werden die Auszubildenden in der Regel übernommen. Für den Abschluss wird der 18-Jährige noch drei Jahre brauchen, insgesamt dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung. Bis dahin überlegt er, ob er nach der Lehre einen Meister oder ein Studium absolvieren möchte. Der 18-Jährige kann sich den Studiengang in Maschinenbau inhaltlich gut vorstellen.

    Der Beruf in Kürze

    • Berufsbild: Industriemechaniker organisieren und kontrollieren Produktionsabläufe und sorgen dafür, dass Maschinen und Fertigungsanlagen betriebsbereit sind. Sie bauen Maschinen oder ganze Fertigungsanlagen, installieren und vernetzen sie und nehmen sie in Betrieb.
    • Voraussetzungen: Die meisten Auszubildenden haben einen Realschulabschluss, aber auch unter Bewerberinnen und Bewerbern mit Mittelschulabschluss und Hochschulreife ist der Beruf gefragt.
    • Ausbildungsvergütung pro Monat (brutto): 1. Jahr 1.050 bis 1.200 Euro, 2. Jahr: 1.100 bis 1.230 Euro, 3. Jahr: 1.200 bis 1.330 Euro, 4. Jahr: 1.280 bis 1.400 Euro

    Tipp: Wer eine Lehrstelle sucht, kann hier eine kostenlose Anzeige aufgeben: www.leo-verbindet.de. Freie Stellen findet Ihr über die LEO am 22. März.

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