Bund, Länder und Kommunen sind wichtige Arbeitgeber in Deutschland - und zwar weit über den Verwaltungsbereich hinaus. Über 20.000 Unternehmen sind deutschlandweit in öffentlicher Hand, zu fast 90 Prozent auf kommunaler Ebene. Beinahe die Hälfte der im öffentlichen Dienst Beschäftigten sind außerhalb der Kernverwaltung tätig. Ein enormes Wirtschaftsfeld also, auf dem aber teils etwas andere Regeln gelten, als in der Privatwirtschaft.
Das gilt vor allem bei den Anforderungen an die Transparenz der Vergütungen im Managementbereich. Während die Politik auf vielen Ebenen in den vergangenen Jahren stetig strengere Vorschriften erlassen hat, was deren Veröffentlichung in der Privatwirtschaft angeht, ist man im öffentlichen Bereich dabei deutlich zurückhaltender, kritisiert Ulf Papenfuß, Professor für Public Management und Public Policy an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen. Er hat in einer großen Erhebung jüngst untersucht, wie offen Bund, Länder und Kommunen mit den Zahlen zur Vergütung ihrer Top-Führungskräfte umgehen.
Den Ankündigungen sind wenig Taten gefolgt
„In der Politik haben sich zahlreiche Akteurinnen und Akteure sehr offensiv für Vergütungstransparenz ausgesprochen. Die Befunde zeigen jedoch, dass den lautstarken Forderungen noch keine Handlungen gefolgt sind“, bilanziert der Experte. Die Frage der Transparenz sei aber in einem größeren Kontext zu betrachten. Sie berühre das grundsätzliche Vertrauen in den Staat. Gerade einmal 20 Prozent der Top-Managementmitglieder auf kommunaler Ebene legen ihre Vergütung personenbezogen offen, auf Bundes- und Länderebene sind es 42 Prozent. Vorbildlich, was die Transparenz angeht, sind die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten mit einer personenbezogenen Vergütungsoffenlegung von 95 Prozent.
Im Durchschnitt verdienen die Top-Leute bei öffentlichen Unternehmen in den Kommunen (ohne Sparkassen und Rundfunkanstalten) 167.000 Euro pro Jahr. Die Unterschiede zwischen den Branchen und Unternehmensgrößen sind aber groß. Über 300.000 Euro bekommen knapp 14 Prozent der Manager und Managerinnen, gut drei Prozent gehören zu den absoluten Spitzenverdienern mit Einkommen von über 500.000 Euro pro Jahr.
Die Beteiligungsberichte geben Auskunft
Am meisten verdienen lässt sich für Führungskräfte auf kommunaler Ebene bei den Sparkassen, im Schnitt sind es 390.000 Euro, davon 30.000 Euro variable Vergütung. Zahlen dazu findet man etwa in den Beteiligungsberichten der Kreise und Kommunen, in der Regel sind die Gehälter aber nicht pro Person angegeben. So weist beispielsweise der Beteiligungsbericht des Landkreises Augsburg für den fünfköpfigen Vorstand der Sparkasse Schwaben-Bodensee für das Jahr 2022 Gesamtbezüge von 1,845 Millionen Euro aus.
In den Bereichen Stadtwerke, Energie- und Wasserversorgung liegt die Vergütung laut den Zahlen der Studie im Schnitt bei 231.000 Euro, im Bereich ÖPNV, Verkehr und Transport bei 188.000 Euro. Laut dem Beteiligungsbericht 2020/2021 der Stadt Augsburg kamen etwa die beiden Geschäftsführer der Stadtwerke Holding, in der unter anderem diese Bereiche zusammengefasst sind, im Geschäftsjahr 2019 auf Gesamtbezüge von zusammen 619.000 Euro. Mit deutlich weniger Geld müssen sich die Manager im Gesundheits- und Sozialwesen (durchschnittlich 111.000 Euro) und in Bildung, Wissenschaft und Forschung (100.000 Euro) zufriedengeben.
Frauen verdienen als Top-Managerinnen im öffentlichen Bereich deutlich weniger
Bei Bund und Ländern verdienen Top-Manager durchschnittlich 181.000 Euro, obendrauf kommt eine variable Vergütung von im Schnitt 27.000 Euro. Über 300.000 Euro erhalten knapp 28 Prozent der obersten Führungskräfte, immerhin zwölf Prozent sind in der Gehaltsklasse über 500.000 Euro angesiedelt. Auch hier sind die Unterschiede groß, so gibt in der Branche ÖPNV/Verkehr und Transport im Schnitt 417.000 Euro, im Gesundheits- und Sozialwesen dagegen nur 123.000 Euro.
Auffällig ist die Frauenquote im Management öffentlicher Unternehmen: mit 22 Prozent ist der Sektor weit von der Parität entfernt. Frauen sind deutlich seltener in jenen Branchen im Top-Management, in denen die höchsten Gehälter bezahlt werden. Über alle Branchen hinweg verdienen Frauen auf diesen Positionen im kommunalen Bereich durchschnittlich 144.000 Euro, Männer 175.000 Euro. Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein und würden derzeit noch weiter untersucht, sagt Papenfuß. Frauen und Männer könnten etwa in unterschiedlich großen Unternehmen tätig sein oder unterschiedliche Funktionen in einer Geschäftsführung wahrnehmen. Wegen der geringen Datenverfügbarkeit sind die Aussagen der Studie aber nicht verallgemeinerbar.
„Wenn Politik und Gesellschaft Transparenz wollen, muss der Gesetzgeber nun überall ‚durchziehen‘, wie es in einigen Bereichen wie etwa dem Rundfunk schon gemacht wurde. Wer auf andere zu Recht Druck ausübt und Vergütungstransparenz fordert, muss diese im eigenen Verantwortungsbereich öffentlicher Unternehmen zeitnah auch selber realisieren“, kommentiert Papenfuß die Ergebnisse der Untersuchung. Dabei gehe es nicht um Neiddebatten, sondern um angemessene Vergütungen. Diese könnten am besten mit der Ermittlung und Fortschreibung von Vergleichsgruppen garantiert werden.
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