Wenn aus 800 Mark Kaution 115.000 Euro werden
Ein Vermieter hat das Geld, das ein Paar einst als Sicherheit für eine Wohnung hinterlegte, in Aktien investiert. Die stehen jetzt der Tochter der Mieter zu.
Das Warten auf die Rückzahlung der Mietkaution ist selten eine angenehme Sache. Wer hinterlässt schon eine Wohnung in absolut perfektem Zustand? Vermieterinnen und Vermieter können da hart sein. Die kleine Delle im Boden, von der niemand mehr weiß, wie sie da hingekommen ist? Zack, 100 Euro weniger Kaution zurück. Ein Riss im Waschbecken? Die nächsten 100 Euro, die man nie wieder sieht.
Das fühlt es sich schon fast an wie ein Lottogewinn, ein paar Monate nach Auszug tatsächlich die vollständige Kaution wiederzubekommen. Auf Zinsen, die den Mieterinnen und Mietern theoretisch zustehen, die in den vergangenen Jahren aber praktisch bei kaum einer Bank zu holen waren, wagt man gar nicht erst zu hoffen.
Gericht spricht die Aktien der Tochter der ehemaligen Mieter zu
In Köln gab sich eine Frau nicht so leicht zufrieden. Ihre inzwischen verstorbenen Eltern hatten 1960 eine Wohnung gemietet. Kaution: 800 Mark. 2018 endete der Mietvertrag, die Wohnungsgesellschaft zahlte 409 Euro zurück. Aber die Tochter erinnerte sich daran, dass die ursprüngliche Summe in Aktien angelegt wurde. Und bestand nun auf deren Herausgabe. Das Amtsgericht Köln gab ihr recht. Gesamtwert der Aktien zum Zeitpunkt der Klage im Winter: 115.000 Euro.
Möchtegern-Anlageprofis, die auf den sozialen Medien mit brandheißen Tipps prahlen, wie sie quasi im Schlaf Geld verdienen, dürften blass vor Neid werden. Ob die Wohnungsbaugesellschaft die fette Rendite wirklich abtritt oder Berufung einlegt, ist allerdings noch offen. Für Börsen-Interessierte wäre nun natürlich spannend, welche Aktien die Vermieter mit dem glücklichen Händchen gekauft haben, aber das wird wohl ein Bankgeheimnis bleiben.
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