Eskaliert der Zollkonflikt zwischen Peking und Washington? Am heutigen Mittwochmorgen um sechs Uhr deutscher Zeit (Mitternacht in New York, Mittag in Shanghai) sind die neuen US-Sonderzölle gegen China in Kraft getreten. Die Vereinigten Staaten erhöhen diese ab diesem Zeitpunkt um weitere 50 Prozent, nachdem China eine von den USA gesetzte Frist zur Rücknahme der Gegenzölle verstreichen ließ. Damit treten nun 104 Prozent US-Zölle gegen China in Kraft.
China will einen Handelskrieg bis zum Ende auskämpfen
Dies ist eine neue Eskalationsstufe, nachdem die USA zunächst zusätzliche Zölle in Höhe von 34 Prozent angekündigt hatten. Nun hat China das von den USA gesetzte Ultimatum im Zollstreit verstreichen lassen. Dass China nicht reagieren würde, war abzusehen. Denn der Sprecher des Außenministeriums, Lin Jian, erklärte: „Sollten die USA auf einen Handels- und Zollkrieg bestehen, wird China bis zum Ende kämpfen.“
Online-Händler wie Temu und Shein liefern in großem Stil in die USA
Und wer in den USA online bei chinesischen Händlern wie Temu oder Shein einkauft, wird bald wohl tiefer als gedacht in den Geldbeutel greifen müssen: Auch günstige Produkte treffen noch härtere Zölle. Neben den besonders hohen generellen Sonderzöllen für China hat US-Präsident Donald Trump zusätzlich Zölle von 90 Prozent auf geringwertige Waren aus dem Land angeordnet - eine Verdreifachung der bisher vorgesehenen Abgaben für diese Artikel. Das geht aus einem Dekret hervor, dass der Republikaner am Dienstagabend (Ortszeit) unterzeichnete.
Ursprünglich wollte Trump Waren mit einem Wert von unter 800 Dollar (rund 724 Euro) ab dem 2. Mai mit einem Zoll von 30 Prozent belegen. Bisher waren solche Güter von Zöllen ausgenommen. Dank dieser Regel lieferten chinesische Online-Händler wie Temu und Shein in großem Stil ihre Produkte in die USA.
Nun wartet Trump offenbar darauf, dass sich langjährige Handelspartner nun um Ausnahmen von den Zöllen bemühen. „Diese Länder rufen uns an. Sie küssen meinen Arsch. Sie brennen darauf, einen Deal zu machen“, sagte Trump dem Sender CNN zufolge am Dienstagabend vor einer Gruppe von Republikanern.
Die Entscheidung über Gegenmaßnahmen der EU kommt am Mittwoch
US-Präsident Donald Trump hat auch einen Aufschlag von 20 Prozent auf Einfuhren aus der EU angekündigt, der ebenfalls ab Mittwoch gilt. Deutschland wird dabei nicht einzeln aufgeführt, sondern fällt unter den Satz von 20 Prozent für die gesamte Europäische Union. Ökonomen zweifeln jedoch an der Berechnungsgrundlage für die Länderliste und kritisieren, dass sie auf teils fehlerhaften Annahmen beruhe.
Die EU ist angeblich von ihrem Plan abgerückt, amerikanischen Whiskey mit Strafzöllen zu belegen, wie aus Angaben aus EU-Kreisen hervorgeht: In einem aktuellen Entwurf der EU-Kommission für Gegenzölle im Handelskonflikt mit den USA soll Bourbon-Whiskey entgegen den ursprünglichen Planungen nicht mehr auftauchen. Eine endgültige Entscheidung über die Gegenmaßnahmen der EU-Kommission wird heute erwartet. (mit dpa)
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