Yasmin Fahimi soll als erste Frau den Deutschen Gewerkschaftsbund führen
Die deutschen Gewerkschaften nominieren einstimmig die frühere SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi für das Spitzenamt des Deutschen Gewerkschaftsbundes.
Es musste manche Extrarunde gedreht werden, ehe feststand, dass Yasmin Fahimi Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes werden soll. Zwar wurde früh im Arbeitnehmerlager der Wunsch laut, endlich müsse zum ersten Mal eine Frau an der Spitze des DGB und damit der Dachorganisation der deutschen Einzel-Gewerkschaften stehen. So soll, wie Kenner der Szenerie sagen, die Idee geboren worden sein, mit Christiane Benner die zweite Vorsitzende der IG Metall und damit der mächtigsten deutschen Arbeitnehmerorganisation für das Spitzenamt zu motivieren.
Doch in dieser Gewerkschaft gilt die Regel, dass die oder der Vize das Erstzugriffsrecht auf den Chefposten hat. Benner, 53, hat Chancen, den IG-Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann, 66, abzulösen, auch wenn das Rennen nach Informationen unserer Redaktion als offen gilt. Die heutige IG-Metall-Vize könnte mit dem IG-Metall-Vorsitz eine der wichtigsten Machtpositionen der Republik erklimmen. Schließlich rammen allein die Lohnverhandlungen der für die Metall- und Autoindustrie zuständigen Branche Pflöcke in die Tariflandschaft ein.
Auch Michael Vassiliadis war im Gespräch - die Lösung lag nahe
So soll Benner für den DGB-Posten abgewinkt haben. Nun ging die Suche nach einer Frau von vorne los. Insider fühlten sich an die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi erinnert, in deren Reihen als Nachfolgerin von Urgestein Frank Bsirske, 69, auch lange nach einer Frau gefahndet wurde. Doch angesprochene Kandidatinnen winkten ab, sodass die Bahn für Frank Werneke, 54, als Verdi-Chef frei war. Was den DGB betrifft, soll plötzlich auch aus den Reihen der IG Metall die Idee aufgekommen sein, Michael Vassiliadis, den 57-jährigen Vorsitzenden der Gewerkschaft IG Bergbau, Chemie, Energie, als Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden DGB-Chefs Reiner Hoffmann, 66, durchzusetzen.
Hier regte sich aber, wie sich recherchieren lässt, Widerstand gerade unter linkeren Gewerkschafterinnen und Gewerkschaftern, weil Vassiliadis eine zu große Nähe zur Energiewirtschaft nachgesagt wird. Gerade in Verdi-Reihen rumorte es. Die nächste Extrarunde begann und nun sollte endlich eine Frau für den DGB–Posten ausgekundschaftet werden. Dabei lag die Lösung der Frage nahe. Denn die Lebensgefährtin von Vassiliadis ist eben Yasmin Fahimi, die allein von ihrem Lebenslauf her bestens geeignet erscheint, die erste Frau auf dem DGB-Thron zu werden.
DGB: Die Wahl von Yasmin Fahimi gilt als sicher
Die 54-Jährige hat eine beachtliche Gewerkschaftskarriere bei der IG BCE hinter sich und zählt zu den Spitzenpolitikerinnen der SPD. Als Ex-Generalsekretärin der Partei und frühere Staatssekretärin ist die Tochter eines iranischen Chemikers und einer deutschen Sozial-Pädagogin gut im politischen Berlin verdrahtet. Fahimi, die in ihrer Freizeit gerne kocht, gilt als durchsetzungsstarke Strategin. Dabei sei sie keine „Wadenbeißerin“, wie die künftige DGB-Chefin einmal sagte, als man ihr als SPD-Generalsekretärin vorwarf, nicht ausreichend medialen Wirbel auszulösen. Geprägt hat Fahimi, dass sie nach dem frühen Tod des Vaters als Tochter einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen ist. Sie engagierte sich früh, ob als Schüler-Sprecherin, in der Friedensbewegung oder bei den Jusos.
Im Gewerkschaftslager sind nun viele glücklich, doch noch die „perfekte Frau mit politischem Gespür“ nach einem langen Hin und Her gefunden zu haben. Ihre Wahl im Mai auf dem DGB-Bundeskongress gilt daher als sicher.
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