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Seltene Erden und China: So abhängig sind Trump und die EU

Rohstoffe

Der globale Wettlauf um die seltenen Erden

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    Blick in einen Ilmenit-Tagebau in der Region Kirowohrad in der Ukraine.
    Blick in einen Ilmenit-Tagebau in der Region Kirowohrad in der Ukraine. Foto: Efrem Lukatsky, dpa

    Der Deal zwischen Washington und Kiew ist mit einem regelrechten Donnerschlag geplatzt, doch mit dem eigentlich geplanten Rohstoff-Abkommen der beiden Länder rückt ein Thema in den Mittelpunkt, das immer mehr an Bedeutung gewinnt: der internationale Wettlauf um die sogenannten seltenen Erden. Nicht nur im Boden der Ukraine lagern Rohstoffe, die vor allem für Industrienationen von großem Wert sind. Auch unter dem schmelzenden Eis von Grönland und dem Sand von Fuerteventura verbergen sich die wertvollen Ressourcen. Gebraucht werden sie unter anderem für die Herstellung von Halbleitern und die Produktion von Smartphones und Elektroautos.

    Das Metall Neodym wird etwa in Hochleistungsmagneten, Windkraftanlagen oder MRT-Geräten verbaut. Cer dient als eine Art Reinigungsmittel in Katalysatoren und wird in LED-Displays als Leuchtstoff benutzt. Das Metall Lanthan wiederum steckt in Batterien und wird bei der Herstellung von Brillengläsern benötigt. Die deutsche Rohstoffagentur geht davon aus, dass in Zukunft die Nachfrage besonders nach diesen drei seltenen Erden steigen wird.

    Markt der seltenen Erden: China sitzt am längeren Hebel

    Simon Meißner ist Experte für strategisch-kritische Metalle, er arbeitet an der Universität Augsburg. Das Vorpreschen von US-Präsident Donald Trump überrascht ihn nicht. Er vermutet: Noch bevor es zu Beitrittsverhandlungen mit der Europäischen Union kommen kann, wolle Trump amerikanischen Firmen exklusiven Zugang zu den Ressourcen sichern. Denn die USA arbeiten mit Hochdruck daran, die Rohstoffabhängigkeit von China zu reduzieren. 68 Prozent aller geförderten seltenen Erden kamen 2023 aus China, wie das amerikanische Institut Geological Survey schätzt. In der Statistik kommen die USA abgeschlagen auf Platz zwei (12 Prozent), gefolgt von Myanmar (11 Prozent) und Australien (5 Prozent).

    Zu den seltenen Erden zählen 17 Elemente, die meist gebündelt in der Erdkruste vorkommen – und eigentlich gar nicht so selten sind, wie Meißner erklärt. Sie kämen sogar recht häufig in der Erdkruste vor. Allerdings sind Orte rar, an denen der Abbau rentabel ist, weil die Konzentration im Boden nur selten hoch genug ist. Die Aufbereitung hat zudem enorme Umweltschäden zur Folge. Über auch den Handel sagt der Wissenschaftler: „Es ist einer der intransparentesten Märkte, die es auf der Welt gibt.“

    Rohstoff-Experte Meißner: Ukraine ist unfassbar reich mit Rohstoffen gesegnet

    Der Gesamtwert der Bodenschätze in der Ukraine wurde vom ukrainischen Ableger des Forbes-Magazins auf umgerechnet etwas mehr als 14 Billionen Euro geschätzt. Nach aktuellen Kenntnissen verfügt die Ukraine europaweit über die größten Vorkommen an Lithium, das für Akkus benötigt wird. Forbes beziffert die bekannten Vorräte auf 33 Millionen Tonnen. „Sie ist unfassbar reich mit Rohstoffen gesegnet“, sagt der Augsburger Ressourcenexperte. Die Ukraine hat abgesehen von Russland zudem die größten Steinkohle-Lagerstätten Europas. Die reichen Eisenlagerstätten, etwa um Mariupol, und Kohlegründe liegen allerdings mehrheitlich in jenen Gebieten, die von russischen Truppen besetzt sind.

    Im Bereich von Metallen verfügt die Ukraine außerdem über eines der größten Titanvorkommen weltweit, was für Leichtbauteile in Flugzeugen und Autos gebraucht wird und sehr viel Nickel und Magnesium. „Ohne Magnesium wäre die deutsche Industrie nicht fähig, Fahrzeuge zu produzieren“, sagt Meißner. Der Geograf vermutet, dass die sogenannten Ilmenit-Vorkommen für amerikanische Firmen besonders interessant sind - nicht unbedingt für E-Autos und Windräder, sondern zur Rohölproduktion. Das Mineral bietet gleich mehrere Vorteile: Es ist leicht abbaubar, besteht zur Hälfte aus Eisen und Titan und enthält auch die selteneren Erden Cer und Lanthan. „Diese Metalle können den Crackingprozess in Ölraffinerien beschleunigen und vereinfachen, was für die Amerikaner wichtig ist, da ihre Ölqualität vergleichsweise niedrig ist“, erklärt der Experte.

    Alternative Lieferanten gesucht – Grönland scheint lukrativ

    Nicht nur die USA, auch Deutschland und die EU möchten ihre Abhängigkeit von China reduzieren. Im Jahr 2022 kamen zwei Drittel aller nach Deutschland importierten seltenen Erden aus der Volksrepublik, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Bei den seltenen Erden Scandium und Yttrium lag der Anteil sogar bei rund 94 Prozent. Solch eine Abhängigkeit macht die EU anfällig für geopolitische Spannungen: Sie hätte ein gehöriges Problem, wenn China die Belieferung aus politischen oder strategischen Gründen – etwa im Zuge eines Zollstreits – drosseln oder gar einstellen würde. Gerade mit Blick auf die EU-Klimapolitik und die Digitalisierung wäre das fatal.

    Bergbau auf Fuerteventura?

    Deshalb machen sich westliche Industriestaaten auf die Suche nach Alternativen. Im Jahr 2023 unterzeichnete die EU ein Abkommen mit Grönland über eine „strategische Partnerschaft“. „23 der 34 kritischen Rohstoffe, die von der Kommission als strategisch wichtig für die europäische Industrie und den ökologischen Wandel eingestuft wurden, finden sich in Grönland“, schrieb die EU-Kommission. Durch den Klimawandel werden die Bodenschätze leichter zugänglich. Ähnliche Goldgräberstimmung herrscht auf der kanarischen Insel Fuerteventura. Allerdings wurden mögliche Bergbauaktivitäten aufgrund massiver Proteste bereits im Keim erstickt. Forscher hatten in Proben bis zu zehn Kilogramm seltene Erde pro Tonne entdeckt – ein besonders hoher Wert. Ab einem Kilogramm gilt die Förderung als wirtschaftlich.

    Lithium aus Deutschland: Es gibt bereits drei lukrative Projekte

    Und Deutschland? Zumindest bei den Lithiumlieferanten könnte Deutschland mitmischen. Die Rohstoffagentur listet das Land auf Platz 7 der Länder mit großen Reserven. Demnach gebe es bereits drei nennenswerte Förderprojekte. Eines davon liegt unter dem Dorf Zinnwald im sächsischen Erzgebirge. Laut der Behörde könne das Unternehmen Zinnwald Lithium GmbH jährlich bis zu 17.000 Tonnen Lithium fördern. Potenzial gibt es auch im Oberrheingraben. Dort kann Lithium als Beiprodukt aus bestehenden Geothermiekraftwerken gewonnen werden. Die Firma Vulcan Energie Ressourcen GmbH nahm im vergangenen Jahr eine Anlage in Betrieb und könnte 24.000 pro Jahr liefern, was genug für 500.000 Elektrofahrzeuge sei. Ein drittes spruchreifes Projekt gibt es in Sachsen-Anhalt, wo ein Unternehmen aus den Gewässern eines ehemaligen Erdgaslagerfeldes Lithium gewinnen kann.

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    3 Kommentare
    Maria Tkacuk

    Aus diesem Grund ist es völlig unverständlich, von der Merkel-Regierung geradezu strafrechtlich relevant höchst fahrlässig, daß die Ukraine nicht schon ab 2010 in die EU und in die NATO hineingelassen wurden. Es war die Merkel/Steinmeier-Regierung, die im Zusammenspiel mit Paris seit der absplut richtigen Maidan-Revolution die Ukraine am Zugang in die EU und NATO gehindert hatte ! Scholz machte dann nichts besser ! Warum gegen Merkel, Steinmeier und Co. nicht durch die Generalstaatsanwaltschaft strafrechtlich ermittelt wird wegen Gefährdung der deutschen Sicherheit, ist völlig unverständlich !

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    Robert Miehle-Huang

    Wie oft soll ich noch schreiben, daß Sie Unsinn erzählen? Die Ukraine hat nie ein EU-Beitrittsgesuch gestellt und auch die ukrainische Bevölkerung ist in dieser Frage bei weitem nicht eins.

    Klemens Hain

    Ich sehe das nicht als Unsinn, sondern genau wie Maria Tkacuk beschrieben hat. Ich sehe es genauso und ich denke man hat Herrn Putin schon sehr hofiert, dank des billigen Gas und Ölabkommen Verträge an den Herr Putin sich einfach nicht gehalten hat, nach dem Angriff der Ukraine und so Brutal ,dass ein Herr Putin einfach missachtete, zum Schaden der Deutschen und den Menschen vor Ort!!

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