Der Leiter des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin hat Hausbesuche bei Mitarbeitern wegen häufiger Krankschreibungen gegen massive Kritik von außen verteidigt. Manager André Thierig schließt auch künftig ein solches Vorgehen nicht aus. Hausbesuche seien nichts Ungewöhnliches – „das machen viele Unternehmen“, sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. „Wir wollten an die Arbeitsmoral der Belegschaft appellieren.“
Auslöser für die unangekündigten Hausbesuche sei ein überdurchschnittlich hoher Krankenstand in den Sommermonaten gewesen. „Phasenweise hat er 15 Prozent oder mehr erreicht“, sagte Thierig. Zuvor berichtete das Handelsblatt über die Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitern. Die Zeitung bezog sich auf eine ihr vorliegende Tonbandaufnahme von einer Betriebsversammlung in der vergangenen Woche.
Gewerkschaft kritisiert unangekündigte Hausbesuche als „abwegige Aktion“
Thierig erklärte, dass die Belegschaft auf der Betriebsversammlung über die Hausbesuche informiert worden und das Vorhaben auf große Zustimmung gestoßen sei. Zuvor habe es bereits das Feedback gegeben, dass Beschäftigte wegen der hohen Fehlzeiten ihrer Kolleginnen und Kollegen frustriert seien. Die Gewerkschaft IG Metall kritisiert dagegen eine sehr hohe Arbeitsbelastung in der Autofabrik und nannte die Hausbesuche eine „abwegige Aktion“.
„Wir haben gut 200 Mitarbeiter festgestellt, die sich in der Lohnfortzahlung befinden, aber die in diesem Jahr noch gar nicht arbeiten waren. Sie bringen mindestens alle 6 Wochen neue Krankmeldungen“, sagte Werksleiter Thierig. Knapp 12.000 Beschäftigte arbeiten nach Unternehmensangaben im Werk in Grünheide bei Berlin. „Wir haben uns zwei Dutzend Fälle herausgesucht“, so Therig. Nicht er selber, aber der Fertigungs- und der Personalleiter hätten dann unangekündigt Hausbesuche bei den Beschäftigten gemacht. „Ein Großteil wurde nicht angetroffen, teils war sehr aggressives Verhalten zu spüren.“
Der Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, kritisierte, dass Kranke unter Druck gesetzt würden. „Beschäftigte aus fast allen Bereichen des Werks berichteten von extrem hoher Arbeitsbelastung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Wenn Personal fehlt, werden die Kranken unter Druck gesetzt und die noch Gesunden mit zusätzlicher Arbeit überlastet. Wenn die Werkleitung den Krankenstand wirklich senken will, sollte sie diesen Teufelskreis durchbrechen.“ Auch andere arbeitnehmerfreundliche Organisationen kritisierte das Vorgehen des Unternehmens.
Thierig entgegnete, dass Tesla wirklich viel für Gesundheitsschutz und bessere Arbeitsbedingungen unternehme. Er verwies etwa auf ein Fitnessstudio im Werk, Betriebsärzte, Physiotherapeuten und ergonomische Verbesserungen der Arbeitsplätze.
André Thierig: Arbeitsbedingungen seien bei Tesla nicht das Problem
Aus Sicht des Werksleiters liegt der Grund für den Krankenstand nicht bei den Arbeitsbedingungen. „In unseren Analysen zur Anwesenheit sind Phänomene offensichtlich geworden: freitags und in Spätschichten sind circa 5 Prozent mehr Mitarbeiter krankgemeldet als an anderen Wochentagen“, sagte Thierig.
„Das ist kein Indikator für schlechte Arbeitsbedingungen, denn die Arbeitsbedingungen sind an allen Arbeitstagen und in allen Schichten gleich. Es suggeriert, dass das deutsche Sozialsystem ein Stück weit ausgenutzt wird.“ Tesla habe mehr als 1.500 Leiharbeitnehmer, die unter den gleichen Bedingungen arbeiteten. Hier liege der Krankenstand lediglich bei zwei Prozent. (mit dpa)
Ist es nicht erschreckend, wie dieses Thema plötzlich hochgespielt wird? Betrachtet man es nüchtern, so ist doch festzustellen, dass es weder verboten noch abwegig ist. Betrachtet man die angezeigten Zahlen von Tesla objektiv und stellt diese als zutreffend dar, so lassen sich schon mögliche Rückschlüsse daraus ableiten. Nur weil viele Unternehmen diese Art von Maßnahmen scheinbar nicht anwenden, zumindest so weit in der Öffentlichkeit bekannt, heißt das nicht, dass diese unzweckmäßig wären. Natürlich darf daraus kein psychologischen Druck ausgeübt werden, doch scheinbar werden diese angewandten Besuche nur durch arbeitnehmerfreundlichen Organisationen bemängelt. Hier wird scheinbar wieder etwas "hochgepeitscht", was im Grunde genommen eine "Banalität" darstellt. Was spricht folglich gegen die ausgeführten Besuche durch Tesla bei seinen Arbeitnehmern? Es kann doch nur als lästig von denen empfunden werden, welche sich vorsätzlich und nicht krank im angeblichen Krankenstand befinden.
Dann sollte die Berufsgenossenschaft ebenso unangekündigt sich mal die Arbeitsbedingungen ansehen. Im Krankenstand darf man Einkaufen gehen, je nach Erkrankung auch Schwimmen gehen und frische Luft schnappen. Ebenso ist man auf dem Gang zur Apotheke auch mal nicht daheim. Wer sich auskurieren möchte und muss, stellt auch mal die Klingel ab, genug oft bimmeln Paketdienste für den Nachbarn etc.
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