Auch Nutztieren soll es gut gehen, das sagen Verbraucherinnen und Verbraucher regelmäßig in Umfragen. Supermärkte und Discounter setzen darum zunehmend auf nachhaltig erzeugte Lebensmittel. Doch am Regal achten die Kunden offenbar weiterhin vorwiegend auf den Preis. Um diesen Widerspruch aufzulösen, stellt der Discounter Aldi Süd nun die Sortierung seiner Kühltheken um. Aldi-Nachhaltigkeitsmanagerin Julia Adou, sagte unserer Redaktion dazu: „Die Neusortierung schafft Transparenz für unsere Kundinnen und Kunden. Wir wollen so den Umstieg auf Tierwohlprodukte weiter vorantreiben.“
Die Haltungsform-Kennzeichnung ist eine freiwillige Maßnahme des Handels, die von allen großen Supermarktketten und Discountern übernommen wurde. Sie ordnet tierische Produkte in fünf Kategorien ein. Ein entsprechendes Label auf der Verpackung grenzt die Stufen auch farblich voneinander ab. Produkte, die im Wesentlichen nach dem gesetzlichen Mindeststandard für die Nutztierhaltung erzeugt wurden, landen etwa in Stufe eins. Die höchste Stufe für konventionell erzeugte Produkte ist Stufe vier. Nach ökologischen Kriterien erzeugte Produkte fallen in die eigene Haltungsform-Stufe fünf.
Aldi Süd sieht sich auf gutem Weg
Aldi Süd hat sich als Ziel gegeben, bis zum Jahr 2030 Frischfleisch, Trinkmilch sowie gekühlte Fleisch- und Wurstwaren nur noch aus den Haltungsformen drei und höher anzubieten. Adou sagte unserer Redaktion dazu jüngst auch in einem Interview: „Bei der Eigenmarken-Trinkmilch haben wir zum Beispiel seit dem letzten Jahr bereits ausschließlich die höheren Haltungsformen im Sortiment - gleiches gilt für das Putenfrischfleisch und das Rinderfrischfleisch.“ Detailliertere Zahlen nannte sie aber nicht.
Dennoch dürfte der Weg zum Ziel noch steinig sein. Und fünf Jahre sind für so eine bedeutende Sortimentsumstellung nicht mehr lang. Laut den jüngsten verfügbaren Zahlen der Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung, die Trägerin der Haltungsform-Kennzeichnung ist, stammten etwa noch im Jahr 2023 beim Schwein 90 Prozent der Produkte im SB-Regal deutscher Supermärkte und Discounter aus der Haltungsform-Stufe zwei. Auch bei den Sortimenten von Hähnchen und Pute lagen die Werte in etwa auf dem gleichen Niveau.
Sortierung erfolgt künftig nicht mehr nach Tierart
Aldi ordnet Frischfleisch im Kühlbereich künftig nicht mehr nach Tierart, sondern nach Haltungsform-Stufe. Produkte aus den Haltungsformen eins und zwei werden in einem blau gekennzeichneten Bereich zusammengefasst. Produkte aus den höheren Haltungsformen drei, vier und fünf sowie Hackfleisch finden sich künftig in einem grün gekennzeichneten Bereich. In einem dritten Bereich in der Signalfarbe Rot stehen die Angebote.
Verbraucherschützer kritisieren, dass die neue Anordnung für mehr Unklarheit sorgen könnte, wenn hinter den grün gekennzeichneten Türen auch Hackfleischprodukte aus den Haltungsformen eins und zwei liegen. Aldi Süd begründet dies damit, dass der Großteil des Hackfleischs bereits aus höheren Haltungsstufen stamme. Da Hackfleisch bei niedrigeren Temperaturen gelagert werde, sei die Zusammenführung hier sinnvoll.
Auch im übrigen Kühlbereich, in dem etwa Trinkmilch, Wurst und Käse zu finden sind, will Aldi Süd mit Deckenhängern und Magnetfolien gesondert auf Produkte aus den höheren Haltungsformen aufmerksam machen. Bis Mitte Juli soll die Umstellung in den Märkten abgeschlossen sein.
Genügend Landwirte müssen umstellen
Deutschlands größter Discounter Lidl hat sich ebenfalls ähnliche Ziele beim Tierwohl gegeben. Bis Ende 2030 sollen etwa alle gekühlten Frischfleischartikel sowie sämtliche Wurstwaren mindestens aus den Haltungsformen drei und vier kommen. Doch nicht nur die Bereitschaft der Verbraucher, einen Aufpreis zu bezahlen, muss dafür weiter wachsen. Auch die Verfügbarkeit der Rohwaren muss sichergestellt sein. Sowohl der Handel als auch Landwirte fordern daher von der Politik einen klaren Kurs und Unterstützung für den nötigen Umbau der Ställe. Die hohen Kosten dafür erforderten langfristige Planungssicherheit. Zudem bremsten bürokratische Auflagen den Umbau aus.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden