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Foto: Imago
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Michael Miebach ist wohl einer der deutschen Manager mit dem meisten Gewicht an der Börse. Der 55-Jährige arbeitet in New York, aber stammt aus dem Allgäu.

Top-Manager
27.03.2023

Diese Menschen aus dem Allgäu spielen in der Weltwirtschaft mit

Von Michael Mayr

Plus Tausende Mitarbeiter, Milliarden an Kapital: Top-Manager haben viel Macht und Verantwortung. In der obersten Liga gibt es auch einige mit Allgäuer Wurzeln.

Sie lenken die Geschicke von Konzernen und großen Firmen, jonglieren mit riesigen Geldsummen und ihre Entscheidungen wirken sich oft auf tausende Mitarbeitende aus: Top-Manager und Top-Managerinnen haben viel zu sagen. Meist sitzen die Firmen und Konzerne in Millionen-Metropolen. Die Chefinnen und Chefs haben dagegen oft auch ländliche Wurzeln. Hier stellen wir fünf Top-Managerinnen und -Manager aus dem Allgäu vor.

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1. Bernd Reichart aus Scheidegg: Baut er die neue Königsklasse auf?

Im Oktober vergangenen Jahres stand der Manager aus dem Westallgäu bundesweit in den Schlagzeilen: Als Chef der Firma A22 Sports Management in Madrid soll er die umstrittene "Super League" im europäischen Fußball durchsetzen. Nachdem ein Vorstoß von zwölf führenden Fußballvereinen aus England, Spanien und Italien gescheitert war, verfolgten Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin das Ziel der "Super League" aber weiter.

Die übrigen Clubs distanzierten sich vorerst von dem Unterfangen, nachdem die UEFA mit Strafen drohte. Nun unternehmen Juve, Real und Barca einen erneuten Versuch - mit dem Allgäuer Reichart an der Spitze. Wenn er erfolgreich ist und die "Super League" die UEFA Champions League als europäischen Top-Wettbewerb im Fußball ablöst, dürfte die neue Liga durch Senderechte und das Budget der europäischen Top-Klubs schnell zum Milliarden-Projekt heranwachsen.

Solche Summen sind für den Scheidegger allerdings nichts Neues. Zwischen 2013 und 2018 leitete Reichart als CEO den deutschen Fernsehsender VOX, der zuletzt Werbeumsätze von knapp zwei Milliarden Euro einfuhr. 2019 wechselte der Scheidegger Manager dann innerhalb des RTL-Konzerns und übernahm die Leitung der Geschäftsführung von RTL Deutschland bis Dezember 2021. Im Geschäftsjahr 2020, also unter Reicharts Leitung, setzte RTL Deutschland rund 2,2 Milliarden Euro um.

2. Michael Macht: Der stille Strippenzieher

Der Wahl-Füssener Michael Macht gehörte bis 2014 zu den wichtigsten Entscheidungsträgern in der deutschen Automobilwirtschaft. Der gebürtige Stuttgarter saß ab 1998 im Porsche-Vorstand für den Bereich Produktion und Logistik. 2009 wurde Macht vom Aufsichtsrat als Nachfolger von Wendelin Wiedeking zum Vorstandsvorsitzenden der Porsche AG und zum Vorstand der Porsche Automobil Holding SE berufen.

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Nur ein Jahr später wechselte der Ingenieur in den Vorstand des Mutterkonzerns Volkswagen als Produktionsvorstand. Nach seinem Ausstieg aus dem VW-Vorstand im Jahr 2014 hat Macht mehrere Aufsichtsratsmandate angenommen. Damit verabschiedet sich der Top-Manager aus der vordersten Reihe. Seine Arbeit findet in den Aufsichtsräten eher hinter den Kulissen statt. Doch auch da fehlt es Macht nicht an Stellen.

So ist der Wahl-Füssener Vorsitzender des Aufsichtsrats der Kion Group, einem Anbieter von Gabelstaplern und Lagertechnik, die jährlich etwa acht Milliarden Euro (2018) umsetzt. Daneben sitzt er im Aufsichtsrat von Weichai Power, Chinas führendem Motorenhersteller mit einem jährlichen Umsatz von rund 28 Milliarden Dollar (2021). Seit 2021 ist Macht auch wieder bei einem Autobauer beschäftigt: Der Wahl-Allgäuer wurde in den Aufsichtsrat des britischen Sportwagen-Herstellers McLaren berufen.

Erst kürzlich hat Michael Macht im Interview mit unserer Redaktion über die deutsche Energie- und Mobilitätspolitik gesprochen, und warum er sie für gescheitert hält. Macht wohnt seit über zehn Jahren in Hopfen am See und engagiert sich privat beim Eishockeyverein EV Füssen: Er sitzt dessen Wirtschaftsbeirat vor.

3. Petra Justenhoven: Bilderbuch-Karriere bei PricewaterhouseCoopers

Die gebürtige Kemptenerin Petra Justenhoven ist seit 2013 im Vorstand der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC (Pricewaterhouse Coopers) Deutschland. Zunächst für Großkunden zuständig, verantwortet sie seit 2015 dort den Bereich Wirtschaftsprüfung und prüfungsnahe Beratung. Seit 2016 übernimmt sie dieselbe Rolle für PwC Europe mit Gesellschaften in Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Österreich, der Schweiz und der Türkei.

Seit 1. Juli 2022 ist die gebürtige Kemptenerin nun Sprecherin der Geschäftsführung von PwC Deutschland. Allein der deutsche Ableger des Beratungsriesen machte 2022 einen Umsatz von 2,6 Milliarden Euro. Das ist mehr als einige Global Player aus dem Allgäu auf die Waage bringen. Das Manager Magazin zählt die Kemptenerin seit 2018 jährlich zu den "100 einflussreichsten Frauen in der deutschen Wirtschaft".

Die 1967 geborene Justenhoven hat nach ihrem Abitur am Allgäu-Gymnasium Kempten im Jahr 1986 Finanzwesen an der Bayerischen Beamtenfachhochschule in Herrsching am Ammersee studiert. Das Studium schloss sie 1993 an der Hochschule für internationale Wirtschaft in Bremen als Diplombetriebswirtin ab. Seit 1992 arbeitet sie bei PwC oder deren Vorgängergesellschaften.

4. Thomas Böck: Ingenieur aus der Fendt-Stadt wird Chef beim Konkurrenten

Nach mehreren Jahren in der Konzernleitung beim Landmaschinenhersteller Claas, übernahm Thomas Böck 2019 den Vorsitz der Konzernleitung und lenkt somit die Geschicke des Landmaschinen-Konzerns aus dem Kreis Gütersloh mit einem jährlichen Umsatz von etwa vier Milliarden Euro (2019). Das brisante dabei: Böck stammt aus der Fendt-Stadt Marktoberdorf.

Der Allgäuer studierte nach seinem Abitur an der Hochschule Kempten Elektrotechnik und durchlief verschiedene Positionen in der Entwicklung von Elektronik- und Hydrauliksystemen für Nutzfahrzeuge. Dabei arbeitete er bis 2006 bei verschiedenen Land- und Nutzfahrzeugherstellern.

2006 heuerte der 1971 geborene Böck dann bei der Claas Gruppe an und arbeitete sich in der Entwicklung bis ganz nach oben. Seit 1. Oktober 2014 ist der Marktoberdorfer in der Konzernleitung für das Ressort Technologie und Systeme verantwortlich.

5. Michael Miebach: Allgäuer an der Spitze eines Weltkonzerns

Im Februar 2020 geht die Nachricht durch die Medien: Ajay Banga, langjähriger CEO des Zahlungsmittel-Konzerns Mastercard räumt seinen Posten. Ihm folgt Michael Miebach aus Obergünzburg im Ostallgäu. Gemessen am Börsenwert hat wohl kein deutscher Manager so viel Gewicht wie Michael Miebach, schreibt das Manager Magazin damals. Der Mastercard-Konzern war damals an der Börse rund 300 Milliarden Dollar wert - mehr als VW, BMW und Mercedes zusammen.

Heute, rund zwei Jahre nach Miebachs Amtsantritt auf dem Chefsessel des Kreditkartengiganten ist der Konzern an der Börse nochmal 40 Milliarden Dollar mehr wert (Stand 27. März 2023) und verbuchte im Jahr 2022 über 22 Milliarden Euro Umsatz. Seine Karriere startete der Allgäuer nach einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Passau bei der US-Bank Citigroup in Frankfurt. Von dort aus ging es zum britischen Finanzriesen Barclays und seit 2010 arbeitet Miebach für Mastercard. Der Allgäuer lebt in New York und ist Fan des FC Bayern München.

Hinweis: Wir haben keine Managerinnen und Manager berücksichtigt, die in ihren Familienunternehmen tätig sind. Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

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