Startseite
Icon Pfeil nach unten
Wirtschaft
Icon Pfeil nach unten

Unternehmen aus der Region: Achillesferse Apple: Wie Varta seine Strategie neu ausrichtet

Unternehmen aus der Region

Achillesferse Apple: Wie Varta seine Strategie neu ausrichtet

    • |
    • |
    • |
    Varta soll ab Mitte März mit frischem Kapital die Krise hinter sich lassen.
    Varta soll ab Mitte März mit frischem Kapital die Krise hinter sich lassen. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Die Maschine im Hallenbereich 156 fügt nicht nur die beiden Herzstücke der Mikroakkus, die Anode und die Kathode, zusammen und verschweißt die Knopfzelle mit Laser. Zugleich graviert der Laserstrahl einen mikroskopischen digitalen Code auf die Batterie, mit dem man auch noch in zehn Jahren erfahren kann, wann die Batterie hier in Ellwangen gefertigt wurde und welche Beschäftigten daran gearbeitet haben. Die fünf Millimeter winzigen, drei Gramm leichten Lithium-Ionen-Akkus sind Vartas Vorzeigeprodukt, und doch hätte ihr weltweiter Erfolg das Unternehmen fast in den Abgrund gerissen.

    Abhängigkeit von Apple stürzte Varta AG in die Krise

    Mit den Akkus für drahtlose Bluetooth-Kopfhörer für Mobiltelefone hatte sich Varta extrem von seinen Hauptkunden abhängig gemacht. Als der IPhone-Hersteller Apple auf der anderen Seite nicht von seinem deutschen Lieferanten abhängig sein wollte, und auf weitere Hersteller setzte, geriet Varta massiv unter Druck. Das Unternehmen hatte riesige Summen in Produktion und Entwicklung investiert, zugleich stiegen die Energie- und Rohstoffpreise kräftig.

    Am Ende konnte nur ein Schuldenschnitt das Unternehmen vor der Insolvenz retten. Zugleich verloren alle Aktionäre ihr Kapital, als die AG von der Börse genommen wurde. Aktionärsschützer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger und der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz haben nach dem Fall Varta gegen das zugrundeliegende Sanierungsgesetz Beschwerde vor dem Verfassungsgericht eingelegt.

    Varta stellt nach Abwehr der Insolvenz bereits über 150 neue Mitarbeiter ein

    Ende Februar soll das Sanierungsprogramm für den Batteriehersteller endgültig rechtlich abgeschlossen sein, sagte nun der Varta-Vorstandsvorsitzende Michael Ostermann. „Sodass wir davon ausgehen, dass wir spätestens Mitte März hoffentlich dieses leidige Verfahren dann endgültig ein für alle Mal hinter uns gelassen haben“, betonte der Varta-Chef, als er dem örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten Roderich Kiesewetter zur Besichtigung des geretteten Ellwanger Traditionsbetriebs einlud. In Summe stünden dann dem einst mit fast einer halben Milliarde Euro verschuldeten Unternehmen 100 Millionen Euro frisches Kapital zur Verfügung.

    Auch im bayerischen Varta-Werk in Nördlingen gehe es wieder aufwärts. „Nördlingen ist für uns ein sehr wichtiger Standort“, betonte Ostermann. Dort arbeiten die Hauptproduktionslinien für die weiterhin Mikroakkus, deren Nachfrage wieder angestiegen sei. „Wir haben in Nördlingen allein in den vergangenen vier Monaten mehr als 150 Mitarbeiter in der Produktion eingestellt. „Wir haben eine sehr erfreuliche Entwicklung mit unserem Hauptkunden, einem bekannten amerikanischen Unterhaltungselektronikhersteller“, sagt Ostermann.

    Den Namen Apple nimmt man bei Varta offiziell nie in den Mund, allerdings ist der Hauptkunde von Varta ein offenes Geheimnis in der Branche. Ebenso wird gemutmaßt, dass die Amerikaner auch aus handelspolitischen Gründen die Akkus inzwischen wieder lieber in Deutschland als in China ordern.

    Batterie-Hersteller Varta will neue Märkte erschließen

    Dennoch ist man sich bei Varta nach den herben Erfahrungen in der Vergangenheit des Risikos bewusst, sich zu sehr von einem einzigen Weltkonzern abhängig zu machen. „Das ist klar die Achillesferse“, räumt Firmenchef Ostermann ein. „Wenn Sie von einem Kunden abhängig sind, ist das nie sehr günstig.“ Im Bereich der drahtlosen Minikopfhörer bestimmten nur zwei Hersteller 90 Prozent des Marktes. Ostermann, der vergangenen Mai das Amt des Vorstandschefs angetreten war, versucht nun neue Marktfelder für die Mikroakkus zu erschließen, etwa in der Medizintechnik.

    „Das Wichtigste bleibt unsere Innovationskraft“, betont der Varta-Chef. „Wir müssen immer mindestens einen halben Schritt schneller sein als die anderen.“ Ostermann ist zuversichtlich, damit auch seinen Hauptkunden zu halten, dessen nächste Kopfhörergeneration auch mit Akkus aus Deutschland mit Strom versorgt werde. „Wir arbeiten aber jetzt schon an Projekten für die Serie, die in zwei Jahren anläuft und die, die in drei Jahren anläuft.“ Zudem liefen mit den Amerikanern langfristige Entwicklungsprojekte mit einer neuen Akkuchemie.

    Diskutieren Sie mit
    1 Kommentar
    Klara Rasper

    An zu grossen Brocken erstickt man. Vor Jahrzehnten hat das Magirus in Ulm erfahren. Jetzt Varta. Das als Krise zu bezeichnen ist grottenfalsch. Managementfehler waere korrekt.

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden