
Netzwerkprobleme: Bei VW und Audi standen die Bänder still

Beim größten deutsche Autobauer sorgt eine IT-Störung für erhebliche Beeinträchtigungen in vielen Werken. Die genaue Ursache ist noch unklar.
Als hätte der in der Krise steckende VW-Konzern gerade nicht schon genügend Probleme. Das Verhältnis zu China zum Beispiel, wo man auf dem für Deutschlands größten Autobauer wichtigsten Markt 33 Werke betreibt, trübt sich politisch immer weiter ein. Hinzu kommt, dass die chinesischen Konkurrenten den Herstellern im alten Europa inzwischen zeigen, wie man E-Autos baut – wie zuletzt auf der IAA Mobility in München zu sehen war. Dazu kommt die Standort-Debatte um die Fabrik in Zwickau, wo unter anderem die ID-Modelle vom Band laufen und VW eine geringere Auslastung vermeldet.
Und dann sorgt am Mittwochmittag auch noch ein Netzwerkfehler für Stillstand im Konzern. In einem am Abend verschickten Statement heißt es, man könne eine "IT-Störung von Netzwerkkomponenten am Standort Wolfsburg" bestätigen. Diese bestehe seit 12.30 Uhr, es gebe "Implikationen auf fahrzeugproduzierende Werke". Zur Ursache – ob man vielleicht gehackt wurde – teilte der Konzern mit: "Nach aktuellem Stand der Analysen ist ein Angriff von außen als Grund der Systemstörung unwahrscheinlich." An der Behebung der Störung werde mit Hochdruck gearbeitet.
Bei Audi in Ingolstadt stand die Produktion zwischenzeitlich komplett
Die "Implikationen" betraf viele Werke im VW-Reich, markenübergreifend in mehreren Ländern – und alle deutschen Standorte der Kernmarke Volkswagen. Heißt: in Wolfsburg, Zwickau, Emden, Hannover, Osnabrück und Dresden. Auch die sogenannten Komponenten-Werke in Braunschweig, Salzgitter, Kassel und Chemnitz waren betroffen. Die Volkswagen-Töchter Porsche und Audi in Ingolstadt meldeten ebenfalls Probleme. In Ingolstadt stand die Produktion zumindest zwischenzeitlich komplett.
Im Laufe des Donnerstages kommunizierte der Konzern dann, dass die IT-Infrastrukturprobleme im VW-Netzwerk im Laufe der Nacht hätten behoben werden können. Das Netzwerk arbeite wieder stabil. Mehrere Hundert IT-Spezialisten hatten unter Hochdruck durchgearbeitet. Ein VW-Sprecher sagte: "Der weltweite Produktionsverbund läuft an, die Produktion soll planmäßig erfolgen. Einzelne Systeme können in einer Übergangsphase noch beeinträchtigt sein." Von Audi hieß es, dass in Ingolstadt und Neckarsulm in Teilen der Produktion bereits wieder gefertigt werde, andere Bereiche befänden sich in Vorbereitung auf den Wiederanlauf. Und VW betonte mit Blick auf die noch unklare genaue Ursache: "Es gibt weiterhin keine Anzeichen, dass die Störung durch externe Einflüsse verursacht wurde.“
Wie Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer den Vorfall einschätzt
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer schätzt die Sache für VW als "nicht schön, aber auch nicht beunruhigend" ein. Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte der Direktor des Center Automotive Research (CAR) in Duisburg: "Die Kosten des Ausfalls sind niedrig, nach meiner Einschätzung könnte man fast sagen Peanuts – wenn man die Kostenstrukturen bei VW insgesamt sieht. Das dürfte weniger als bei einem Warnstreik sein. Die Produktionsausfälle werden schnell nachgeholt sein."
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