Volkswagen-Chef Oliver Blume war einst ein aktiver Fußballer. Er hat als Stürmer begonnen und wuchs in die Rolle des Liberos hinein. Der 56-Jährige sieht sich als oberster Teamspieler des Auto-Konzerns. Zugleich trainiert er den Sportwagen-Spezialisten Porsche als Zweit-Verein. Dementsprechend zieht der Manager häufig Vergleiche zwischen der Unternehmens- und Sportwelt. So sagte er am Dienstag bei der Vorlage der Bilanz des Auto-Riesen für das vergangene Jahr: „2024 haben wir uns weiter in Wettkampfform gebracht, wie es erfolgshungrige Sportler tun. Hier werden wir nicht nachlassen.“
Dabei hat das Unternehmen, was die Zahlen betrifft, deutlich nachgelassen: Der Gewinn nach Steuern brach auf hohem Niveau um knapp 31 Prozent von rund 17,86 auf etwa 12,40 Milliarden Euro ein. Auch wenn manche Finanzanalysten einen heftigeren Rückgang erwartet hatten, ist das eine ordentliche Klatsche für die Wolfsburger, zumal die operative Umsatzrendite von 7,0 auf unbefriedigende 5,9 Prozent nachgab.
Auch die VW-Aktionäre müssen kürzertreten
Auch die Anteilseigner der Aktiengesellschaft müssen kürzertreten. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung eine Dividende von 6,30 Euro je Stammaktie und 6,36 Euro je Vorzugsaktie vor, was passend zum Gewinneinbruch einem Rückgang von 30 Prozent gegenüber den Kennziffern des Vorjahres entspricht. Das Unternehmen mit Marken wie VW, Audi, Porsche, Seat oder Skoda lieferte zwar immer noch gut neun Millionen Autos aus. Auch hier steht ein Rückgang von 2,3 Prozent zu Buche. Aber schlechtere Geschäfte auf dem heiß umkämpften chinesischen Markt und die Kosten für die nötige Sanierung des Konzerns drücken den Ertrag.

Weil in Deutschland bei der besonders kriselnden Marke VW in den nächsten fünf Jahren mehr als 35.000 Arbeitsplätze wegfallen und die Kapazitäten der Fabriken nach unten angepasst werden, sind das aufwühlende Zeiten für die Beschäftigten. Dennoch können sich rund 120.000 heimische VW-Mitarbeiter auf einen schönen Bonus in harten Spar-Zeiten freuen, der sogar etwas höher als 2023 ausfällt. So streichen die Tarifbeschäftigten in der Summe 4799,50 Euro ein.
Interessanter Blick in den VW-Vergütungsbericht
Wenn bei einem Unternehmen die Spar-Sense geschwungen wird, ist der im Geschäftsbericht nachzulesende Vergütungsbericht für Vorstände besonders interessant. Hier gingen VW-Beobachter davon aus, dass Blume für 2024 etwas weniger Geld bekommt, hatte das Unternehmen doch beschlossen, die Festgehälter ein wenig zu kürzen, was bei Blume auch passiert ist. Ein Blick in die Geschäftsberichte von 2024 und 2023 offenbart allerdings, dass der Manager für seine beiden Aufgaben (VW-Konzern und Porsche) für das vergangene Jahr einschließlich allerlei variabler Vergütungen und Versorgungsaufwendungen rund 10,35 Millionen Euro verdient hat, während es 2023 etwa 9,71 Millionen Euro waren. Experten führen die überraschende Steigerung auf höhere Langzeitboni, die auf das Ergebnis von VW an der Börse zurückgehen, ein gestiegenes Festgehalt bei Porsche und vorteilhaftere Versorgungsaufwendungen zurück. Die Vergütung solcher Manager setzt sich aus mehreren Bestandteilen zusammen und ist kompliziert zu berechnen.
Angesichts der politischen Weltlage und vor allem des kaum vorhersehbaren Verhaltens von US-Präsident Donald Trump ist es weitaus komplizierter, eine Prognose für dieses Jahr abzugeben. Blume und VW-Finanzvorstand Arno Antlitz wagen es dennoch und rechnen damit, dass die operative Umsatzrendite voraussichtlich bei 5,5 bis 6,5 Prozent liegen wird, was die Manager nicht zufriedenstellen kann. 2026 will das Unternehmen wieder voll durchstarten. Das hat die Volkswagen-Tochter Audi schon dieses Jahr vor. Sie gehört neben Bentley, Lamborghini und Ducati zur Konzern-Markengruppe Progressive. Hier brach das operative Ergebnis 2024 gegenüber dem Vorjahr von 6,28 auf 3,90 Milliarden Euro ein.
Gewerkschaft verteilt Flugblätter bei Audi in Ingolstadt und Neckarsulm
In Ingolstadt verhandeln Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertreter bei Audi weiter über ein vom Unternehmen eingefordertes Sparprogramm. Die Gewerkschaft IG Metall verteilte am Dienstag ein Flugblatt an die Belegschaften in Ingolstadt und Neckarsulm, von dem unsere Redaktion Kenntnis hat. Darin heißt es: „Nach unzähligen Sondierungsgesprächen und mittlerweile sechs Verhandlungstagen in den letzten drei Wochen steht fest: Die Vertreter des Unternehmens beharren in allen Bereichen weiterhin auf ihren Maximalforderungen.“

Demnach sollen die Gastronomie, der Werkservice und der Vertrieb Deutschland ausgelagert werden. Auch ein „struktureller Abbau von Personal über alle Bereiche“ stehe auf dem Wunschzettel des Arbeitgebers wie die Streichung von tariflichen und betrieblichen Zulagen. Zudem solle die aktuelle Tariferhöhung verschoben werden und 40-Stunden-Verträge würden auf 35 Stunden zurückgeführt, wenn sich das Unternehmen durchsetzt.
IG Metall prangert Forderungen der Audi-Führung an
Damit nicht genug: Die IG Metall prangert den geplanten Wegfall der Jubiläumszahlungen und die angestrebte Reduzierung der Erfolgsbeteiligungen an. In dem Flugblatt fordert die Gewerkschaft die Führung des Autobauers auf: „Hören Sie damit auf, der Audi-Belegschaft Angst zu machen mit Ihren Brachial-Forderungen. Die Beschäftigten sind in Sorge. Sie bangen um die Zukunft der vier Ringe und damit um ihre berufliche und finanzielle Zukunft sowie die Existenz ihrer Familien.“ Die IG Metall bei Audi wird gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsrat versuchen, in dieser Woche eine Einigung zu erzielen: „Wir erwarten, dass verhandelt wird, bis ein tragfähiges Ergebnis steht.“
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