Ärzte verschreiben häufig Medikamente ohne Zusatznutzen
Statt herkömmlichen Arzneimittel verschreiben deutsche Ärzte immer öfter neuartige Präparate ohne Zusatznutzen. Die neue Medizin hilft - aber eben nicht besser als frühere Mittel.
Eine DAK-Studie zur gesetzlichen Neuregelung des Arzneimittelmarktes hat herausgefunden, dass tatsächlich immer mehr neuartige Arzneimittel verschrieben werden. Obwohl die Präparate gegenüber herkömmlicher Mittel keinen Mehrwert aufweisen können, sind deutliche Verordnungszuwächse erkennbar. Die neuartigen Medikamente bergen für Patienten keinen Forschritt in der Behandlung, so das Fazit der Studie zu Arzneimitteln.
2010 ist das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) vom Bundestag beschlossen worden. Der Preis eines Medikaments muss nun auf Grundlage der Nutzenbewertung mit den Kassen verhandelt werden. Früher konnten Hersteller dagegen selbst entscheiden, wie hoch der Preis für die eigene Arznei sein soll. "Insgesamt erweist sich das AMNOG als sozialpolitisch erfolgreich und sinnvoll, weil die wissenschaftliche Bewertung von neuen Arzneimitteln die Spreu vom Weizen trennt", erklärte der Chef der Krankenkasse DAK-Gesundheit, Herbert Rebscher.
Arzneimittel müssen kritischer betrachtet werden
Rebscher sieht allerdings auch die Schwächen des AMNOG. So wurde zum Beispiel das Medikament Fampyra, ein Arzneimittel bei Multipler Sklerose, in den beiden Jahren nach der Prüfung zehn Mal so oft verkauft. Einen Zusatznutzen konnten die Forscher bei Fampyra aber nicht feststellen. Rebscher kritisiert daher den Einsatz des Arzneimittels: "Die kritische wissenschaftliche Bewertung der Präparate würde ein anderes Verordnungsverhalten der Ärzte erwarten lassen." AFP/sh
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