Arbeiten in der Antarktis - das ist Deutschlands südlichster Arbeitsplatz
Vor 10 Jahren wurde die Neumayer-Station III von deutschen Forschern in der Antarktis in Betrieb genommen. So sieht die Arbeit am Südpol aus.
Manch einer ist bei winterlichen Temperaturen sicherlich froh, seiner Arbeit in einem warmen Büro nachgehen zu können. Das dürfte besonders für Menschen gelten, die am Südpol arbeiten. Seit 10 Jahren forschen Wissenschaftler in der Station Neumayer III, die vom deutschen Alfred-Wegener-Institut der Antarktis betrieben wird. Schon vor 20 Jahren begannen die Vorbereitungen für "Deutschlands südlichsten Arbeitsplatz", wie das Institut die Einrichtung bezeichnet.
Neumayer-Station III ist auf beweglichem Eis errichtet
Die Neumayer-Station III dient den Forschern als Basis für wissenschaftliche Arbeiten und als Wohnung zugleich. Sie ist in einer speziellen Konstruktion aus rund 100 Containern und 16 Fundamentplatten errichtet, der Untergrund besteht schließlich nur aus Schnee und Eis - und weißt noch eine weitere Besonderheit auf. Die Forschungsstation wurde auf driftendem Schelfeis errichtet und ist sozusagen ständig in Bewegung. Nach 25 Jahren, solange soll die Station mindestens in Betrieb bleiben, wird die Basis eine Strecke von vier Kilometern zurückgelegt haben, wie das Alfred-Wegener-Institut berechnet hat. Sie befindet sich 2000 Kilometer vom geografischen Südpol entfernt.
Wer dort tätig ist, darf jedenfalls nicht kälteempfindlich sein. Die kälteste jemals gemessene Temperatur an der Station lag bei unter -50 Grad Celisus. Auch aus der Region waren schon Forscher in der Antarktis im Einsatz, wie der Wertinger Markus Eser.
Aufgebaut wurde die Station in Teilen noch in Deutschland. Ein Eisbrecher brachte die Gebäudekomplexe dann in die Antarktis, wo sie ab 2008 montiert wurden. Im Februar 2009 begann dann die Forschungsarbeit.
Über eine verschließbare Rampe gelangen Fahrzeuge in die Station. Größere Anlieferungen und Transporte werden mithilfe von Schiffen erledigt. Für kleinere Geräte benutzen die Forscher Schlitten oder sogenannte Pistenbullis.
Forscher bauen in der Neumayer-Station III Gemüse an
Trinkwasser gewinnen die Forscher direkt vor Ort über eine Schneeschmelze. Lebensmittel können die Wissenschaftler teils sogar selbst anbauen - über ein seit Kurzem neben der Basis befindliches Experimental-Gewächshaus. Dort testet das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, wie unter extremen Bedingungen Gemüse angebaut werden kann. So sollen wertvolle Erkenntnisse für den in Zukunft möglichen Nahrungsanbau auf dem Mond oder dem Mars gewonnen werden.
Die Energieversorgung läuft über eine Windkraftanlage und über ein Blockheizkraftwerk, den anfallenden Müll sammeln die Forscher in Containern, er wird per Schiff abtransportiert. In der Basis gibt es für die Forscher auch eine Küche.
In der Neumayer-Station III werden vor allem drei Bereiche untersucht. Forscher betreiben ein Meteorologie-Observatorium, ein Spurenstoff-Observatorium und ein seismologisches Observatorium. Das heißt sie erforschen die Wetterbedingungen in der Antarktis, die Luftqualität und den Einfluss der Menschen darauf sowie die Entstehung von Erdbeben.
Wie der Name bereits verrät, gab es vor der Neumayer III zwei weitere Forschungsstationen am Südpol. Die erste Basis wurde 1980/81 errichtet, weil diese mit der Zeit immer weiter im Eis versank, wurde sie 1993 durch die zweite Station an einem anderen Standort ersetzt. Benannt sind die Einrichtungen nach dem 1826 geborenen Georg von Neumayer, der sich als Geophysiker und Hydrograph der Südpolarforschung gewidmet hatte. (lare/dpa)
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