Gentest hilft Ärzten bei Entscheidung zu Brustkrebs-Therapie
Viele Frauen mit positivem Brustkrebsbefund müssen sich keiner Chemotherapie unterziehen. Dabei spielt ein Gentest eine entscheidende Rolle.
Diagnose Brustkrebs - Bei rund 69.000 Frauen stellen Ärzte die Krebserkrankung bei Frauen in Deutschland pro Jahr fest. Für mehr als 17.850 Betroffene endet die Krebskrankheit tödlich. Brustkrebs ist mit ca. 30,5 Prozent die häufigste Krebserkrankung bei Frauen aller Industriestaaten.
Dank Vorsorgeuntersuchungen mit Mammographie wird der tückische Tumor früh entdeckt. Ärzte stecken jedoch bisher beim Befund "Mammakarzinom" in der Zwickmühle. Für den Mediziner stellt sich dann die Frage, welche Therapie für die entsprechende Patientin die richtige ist? Gleich das volle Chemotherapie-Programm in Kombination mit Hormonen zu fahren oder genügt es, betroffenes Gewebe zu entfernen, die Erkrankte zu bestrahlen und nur mit einer Hormontherapie zu behandeln. Die meisten Patientinnen bekommen heute eine Kombination aus Hormon- und Chemotherapie verabreicht.
Der Arzt konnte ebenfalls nicht vorhersehen, wann es trotz Operation und Hormontherapie zu einem Rückfall kommt, einem sogenannten Rezidiv. Bei der bisherigen Entscheidung spielten u.a. Tumorgröße, betroffene Lymphknoten und bestimmte Zelleneigenschaften eine Rolle. Das könnte sich nun ändern. Die gerade veröffentlichte TAILORx-Studie belegt, dass bei den meisten Frauen mit Östrogenrezeptor-positivem und HER2-negativem Mammafrühkarzinom keine Chemotherapie nötig ist. Ein Gentest hilft dem behandelnden Arzt bei der wichtigen Entscheidung.
Brustkrebs: Gentest hilft Ärzten bei Therapieentscheidung
In Deutschland wenden Mediziner den Test namens "Oncotype DX" bereits seit 2009 an. Die Wirkung wurde jedoch immer wieder angezweifelt. Es mangelte schlicht an entsprechenden Studien. Bis jetzt. Die Ergebnisse der TAILORx-Studie wurden auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology in Chicago präsentiert und im New England Journal of Medicine veröffentlicht. Sie kann für die bisher vermisste Klarheit sorgen und vielen an Brustkrebs erkrankten Frauen die Chemotherapie ersparen.
Seit 2006 versucht die Studie zu ergründen, ob ein entsprechender Gentest bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemotherapie helfen kann. Dabei wird die Aktivität von 21 Genen bestimmt. Das Ergebnis ergibt einen Wert zwischen 0 und 100. Je höher der Wert ausfällt, desto höher ist die Gefahr der Wiedererkrankung an Brustkrebs. An der Studie nahmen 10.253 Frauen im Alter von 18 bis 75 Jahren teil, bei denen ein entsprechendes Mammafrühkarzinom entdeckt worden war. Bei allen Frauen war der seit 2004 kommerziell erhältliche Test durchgeführt worden.
Brustkrebs der Studienteilnehmerinnen war zwischen einem und fünf Zentimeter groß
Die Krebspatientinnen einte, dass der Tumor maximal fünf Zentimeter groß war, die Lymphknoten noch nicht befallen waren und auf das Hormon Östrogen ansprach, jedoch keine Rezeptoren für den Wachstumsfaktor HER2 aufwies.
1.629 Patientinnen freuten sich über einen Wert von 10 Punkten oder weniger. Bei ihnen verzichteten Ärzte wegen der günstigen Prognose auf eine Chemotherapie. Fünf Jahre später erlitten fast 94 Prozent keinen Rückfall und mehr als 99 Prozent wiesen keine Fernmetastasen auf. Bei 6.711 Brustkrebs-Patientinnen landete das Ergebnis im Graubereich zwischen einem Wert von 11 und 25. Nach dem Zufallsprinzip teilten die Mediziner sie in die beiden Gruppen "Hormontherapie" und "Kombinierte Hormon- und Chemotherapie" ein.
Neun Jahre nach der Operation lebten noch 93,9 Prozent der Hormontherapie-Patientinnen, bei 83,3 Prozent der Frauen blieb ein Rezidiv aus. Bei der der Kombi-Gruppe erfreuten sich 93,8 Prozent am Leben, 84,3 Prozent blieb eine Wiedererkrankung erspart. Wichtigste Erkenntnis: Die Chemotherapie hatte keinen Vorteil. Einzig bei Frauen bis zu 50 Jahren und einem Test-Wert zwischen 16 und 25 schien die Chemobehandlung besser zu wirken. Die genauen Gründe hierfür müssen noch erforscht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass allen anderen Brustkrebs-Patientinnen zeitraubende und meist sehr belastende Chemotherapien hätten erspart bleiben können.
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