Delir: Verwirrung nach OP oft durch Stress oder Schlafentzug ausgelöst
Nach einer OP sind Patienten beim Delir oder Delirium verwirrt. Das Gehirn ist durch die Operation aus dem Gleichgewicht geraten. Doch Kliniken können etwas dagegen tun.
Apathisch liegt der Patient im Bett und ist verwirrt, dem es kurz zuvor noch gut zu gehen schien. Wenn Pfleger ein solches Verhalten feststellen, läuten die Alarmglocken. Vor allem nach Operationen tritt das Syndrom "Delir" (oder Delirium) auf, eine Störung im Gehirn, von der nach aktuellen Studien bis zu rund 80 Prozent der älteren Patienten auf Intensivstationen betroffen sind.
Delir/Delirium nach OP: Verwirrte Patienten können dauerhafte Schäden behalten
An der Charité-Klinik für Anästhesiologie beschäftigen sich Ärzte und Pfleger besonders intensiv mit Delir. Bei einem Delir handelt es sich um einen akuten Verwirrtheitszustand. Einige Patienten werden apathisch, andere schlagen um sich. Die Störung kann dauerhafte Schäden herbeiführen, wenn sie nicht erkannt wird. Nach einem Delir können sich Betroffene schlechter konzentrieren oder verlieren die Orientierung.
Nach OP: Delir kann mit dem Tod enden
Auch die Atmung und das Herz-Kreislauf-System können betroffen sein. Wird das Delir nicht entdeckt, so kann es zum Tod führen - die Sterblichkeit steigt mit jedem Tag. An der Charité werden die Patienten deshalb zu jedem Schichtbeginn getestet. Beim sogenannten Cam-ICU-Test buchstabieren Pfleger ein langes Wort mit vielen A, etwa "Ananasbaum". Der Patient soll die Hand des Pflegers bei jedem A drücken. Pfleger merken dann, wenn etwas nicht stimmt.
Schlafentzug oder Stress sind mögliche Ursachen für Delir/Delirium
Ein Delir steht immer mit Entzündungen im Körper im Zusammenhang. Wie genau das Delir ausgelöst wurde, bleibt meist unklar. Fachjournale berichten von Schlafentzug oder psychischem Stress als mögliche Ursachen. Schmerzen oder zu wenig Flüssigkeit sind weitere mögliche Auslöser. Zu viele Schmerzmittel dürfen aber nicht eingesetzt werden, denn auch sie können das Gehirn aus dem Gleichgewicht bringen.
Nach der Diagnose Delir muss erreicht werden, dass Patienten keine Angst haben. Musik oder Angehörige helfen dabei. Nach dem Aufwachsen aus der Narkose sollte Patienten Orientierung geboten werden. Die Brille muss bereitliegen, Patienten werden über Datum und Uhrzeit informiert, vom Pfleger oder durch eine gut sichtbare Uhr.
Durch ehrenamtliche Helfer, die Patienten Gesellschaft leisten, kann Delir vorgebeugt werden. Angehörige dürfen das Delir nicht "wegreden", sondern müssen Geduld beweisen und den Patienten schon vor der Operation bei der Angstbewältigung helfen. dpa/sh
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Das nicht erkannte postoperative Delir hat meinen Vater nach einem Oberschenkelhalsbruch letztlich das Leben gekostet. Erschwerend kam hinzu, dass mein Vater bereits eine leichte Demenz hatte, so war die Diagnose für die zusätzliche Verwirrtheit und die extreme Unruhe "klar". Da mein Vater bei einem Spaziergang einen Unfall erlitten hatte und wir Angehörigen auch deswegen noch unter Schock standen, ist das Thema Delir, von dem wir nämlich vorher noch nie gehört hatten (lediglich von einem banalisierenden Durchgangssyndrom) umso wichtiger und gehört meiner Meinung nach, falls es sich dort noch nicht finden sollte, das habe ich jetzt nicht recherchiert, zwingend in die medizinische Aus-, Weiter- und Fortbildung, und fortbildungsbezogen: immer wieder. Die Vehemenz, mit der wir rein instinktiv damals eine sofortige Zuweisung in ein Pflegeheim verhindern konnten (die lediglich auf Grundlage von Papier erstellt worden war und uns einfach willkürlich vorkam), die muss ein Angehöriger in einer solchen Situation, in der man nichts versteht und nur verzweifelt ist, erst mal aufbringen können.
Aufgeklärt über einen solchen möglichen Zustand nach einer OP hatte uns niemand. Davon haben wir erst im Lauf der weiteren Betreuung meines Vaters erfahren - zu spät. In dem betreuenden Krankenhaus lernte meine Mutter übrigens eine Frau kennen, deren Mann nach einer OP seit Monaten (!!!) nicht aus dem Delir herausgekommen war, ihr Mann war Mitte 60 und hatte keineswegs auch nur den Anflug eines dementiellen Syndroms vorher gehabt.. Hier ist also nichts zu beschönigen: die KHs, die Ärzteschaft ist hier dringend gefordert, und zwar interdisziplinär.