Psychisch gesunde Freunde schützen gefährdete Jugendliche vor Depressionen
Jugendliche mit vielen psychisch gesunden Freunden haben ein reduziertes Risiko, Depressionen zu bekommen. Dafür haben britische Forscher einen mathematischen Beleg gefunden.
Mit Rechenmodellen wollen Forscher der britischen University of Warwick bewiesen haben, dass psychisch gesunde Jugendliche ihre Freunde vor Depressionen schützen können. Je mehr gesunde Freunde ein gefährdeter Jugendlicher hat, desto unwahrscheinlicher ist es, dass er eine Depression erleidet, so die These. Wer bereits an Depressionen leidet, könne mithilfe von gesunden Freunden leichter gesund werden, erklärt das Team um Mathematiker Edward Hill in der Studie, die in "Proceedings B" erschienen ist.
Depressionen: Machen fröhliche Freunde wirklich gesund?
Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die oftmals mit einem sozialen Stigma behaftet ist. Die neue Studie belegt nun, dass sich Depressionen nicht ausbreiten können, sogar verringert werden, wenn genügend gesunde Freunde gute Laune verbreiten. Das genaue Ergebnis lautet: Wer mindestens fünf gesunde Freunde hat, dessen Chance auf ein Leben ohne Depression ist doppelt so hoch. Freundschaften zwischen depressiven und nicht-depressiven Jugendlichen könnten durch Jugendclubs gefördert werden, schlug ein Forscher vor.
Unter deutschen Experten herrscht vor allem Skepsis gegenüber der These, dass gesunde Freunde Jugendliche vor Depressionen bewahren könnten. Martin Jung, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, erklärte: "Die Studie ist klinisch nicht wirklich relevant, da sie etwas beschreibt, was wir schon wissen: Stabile Kinder haben gute soziale Kontakte und werden weniger depressiv." Sybille Winter von der Charité-Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters betonte zudem, dass Jugendliche mit Depressionen meist gleichgesinnte Freunde hätten. AFP/sh
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