Deutsche haben weniger Vorbehalte gegen Ausländer
Die Flüchtlingszahlen steigen deutlich. Doch die Angst vor Ausländern sinkt. Das stellt eine aktuelle Studie fest - und sagt, warum das so ist.
Trotz der steigenden Zahl von Flüchtlingen sind die Ängste der Deutschen vor Überfremdung in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa geben inzwischen nur halb so viele Deutsche wie noch im Jahr 2000 an, dass es in Deutschland zu viele Ausländer gebe. In der vom Stern in Auftrag gegebenen Umfrage gaben 16 Prozent der Ostdeutschen und zehn Prozent der Westdeutschen an, dass der Ausländeranteil in Deutschland zu hoch sei.
Multi-Kulti ist gelebter Alltag in Deutschland
Die Zahlen belegen eine Entwicklung, die auch andere Institute wie die Bertelsmann-Stiftung in ihren Studien sehen. Für Stiftungs-Projektmanager Franco Zotta ist der Grund für die steigende Akzeptanz von Ausländern vor allem eine Veränderung der Gesellschaft: „Das Zusammenleben verschiedener Kulturen ist mittlerweile völlig normal“, sagt Zotta. Beinahe jedes Kind habe Mitschüler mit Migrationshintergrund, auch fremdländisch aussehende Lehrer seien Alltag. Die meisten Erwachsenen hätten Arbeitskollegen mit Migrationshintergrund. Auch in den Parteien gebe es immer mehr Politiker mit ausländischen Wurzeln.
Die geringere Akzeptanz in Ostdeutschland erklärt Zotta mit zu wenigen persönlichen Kontakten mit Fremden: „Im Osten wohnen praktisch keine Ausländer, dort herrscht keine Normalität im Umgang miteinander und deswegen ist die Ablehnung am höchsten.“ Je mehr die Leute miteinander zu tun hätten, desto mehr akzeptierten sie sich, sagt der Forscher.
Deutschland: Gute Wirtschaftslage fördert Akzeptanz und Integration
Zu der insgesamt steigenden Akzeptanz in Deutschland trage auch die gute Wirtschaftslage bei. „Den Leuten geht es gut und es gibt genug freie Stellen auf dem Arbeitsmarkt“, sagt Zotta: „Die Ausländer werden nicht als Konkurrenz, sondern als Hilfe gesehen.“ Ohne die Zuwanderung aus dem Ausland wäre zum Beispiel die Pflege in Deutschland nicht zu stemmen, fügt er hinzu. „Wenn die Lage entspannt ist, sieht man das Positive der Zuwanderung.“ Dies sei ein wesentlicher Unterschied zur schwierigen Situation Anfang der neunziger Jahre, als viele Flüchtlinge unter anderem aus dem damaligen Bürgerkriegsland Jugoslawien ins Land kamen. Kurz nach der Wiedervereinigung sei die Republik mit sich selbst beschäftigt und die wirtschaftliche Lage deutlich angespannter gewesen.
Bertelsmann-Experte Zotta sagt, dass „Deutschland ein reiferes Einwanderungsland geworden ist“, egal ob es um länger hier lebende Ausländer oder um Asylbewerber gehe. Mittlerweile habe rund ein Fünftel der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Die Deutschen hätten zwar hohe Erwartungen an die Einwanderer, zum Beispiel dass sie Deutsch lernen, aber sie zeigten gleichzeitig eine steigende Bereitschaft zur Hilfe beim Einleben. Dass sich die Asylbewerber und die Migranten dauerhaft in der Bundesrepublik integrieren, sei kein Selbstläufer, sagt Zotta: „Aber Deutschland ist robust, ich sehe da gute Chancen.“
Die Diskussion ist geschlossen.