Düsseldorfer Patient: Aids-Erkrankter soll geheilt worden sein
Zum dritten Mal überhaupt soll ein HIV-Erkrankter geheilt worden sein. Ein Mediziner aus Nördlingen war federführend an der Behandlung beteiligt. Was er sagt.
Das Thema HIV und Aids ist in den vergangenen Jahren zumindest in unseren Breiten etwas aus dem öffentlichen Bewusstsein geraten. Denn es gibt inzwischen effektive Medikamente, mit denen man den Ausbruch der unbehandelt oft tödlich verlaufenden Immunschwäche zumindest aufhalten kann. Eine Heilung ist weltweit bislang erst einmal gelungen – beim sogenannten „Berliner Patienten“. Er ist seit zwölf Jahren virusfrei. Nun sieht es so aus, als könnten zwei weitere Patienten geheilt sein: der „Londoner Patient“ und auch der um die 50 Jahre alte „Düsseldorfer Patient“.
An der Therapie des Letzteren ist insbesondere Professor Dieter Häussinger, Direktor der Medizinischen Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, maßgeblich beteiligt. Der 67-Jährige, der in Nördlingen zur Welt kam und dort auch noch immer seinen ersten Wohnsitz hat, ist allerdings mit seinen Aussagen noch zurückhaltend. Von Heilung will er noch nicht sprechen, auch wenn die Ergebnisse in Düsseldorf sehr vielversprechend seien, wie der Internist meint.
HIV: Wie die Behandlung beim Düsseldorfer Patienten ablief
Wie funktioniert nun die Heilung eines HIV-Patienten? Die Sache ist ein bisschen kompliziert. Normalerweise befällt beim HIV das Virus bestimmte Abwehrzellen des Körpers und legt sie lahm. Dadurch wird das Immunsystem zerstört. Die Heilung fußt nun darauf, dass ein bestimmter Rezeptor auf diesen Abwehrzellen derart mutiert ist, dass er keinen HI-Virus aufnehmen kann. Die Abwehrzellen sind dadurch sozusagen immun gegen das HI-Virus.
Das Besondere ist nun weiter: Alle drei genannten Patienten hatten neben einer HIV-Infektion auch noch Blutkrebs. Darum wurden bei ihnen alle körpereigenen Stammzellen zur Produktion ihres Blutes zerstört – und bei einer Stammzellentransplantation durch Spender-Blutstammzellen ersetzt. „Und bei unserem ,Düsseldorfer Patienten‘ wies der Spender diese beschriebene Mutation des Rezeptors der Abwehrzellen auf“, berichtet Häussinger. Das heißt: Dem „Düsseldorfer Patienten“ wurden Blutstammzellen transplantiert, die gegen HIV quasi immun sind.
Nach vier Monaten ohne Medikamente: Immer noch keine HI-Viren im Blut
„Die Transplantation fand vor fünfeinhalb Jahren statt. Zur Sicherheit bekam er in den vergangenen Jahren auch Mittel, die das Virus eindämmen können. Diese haben wir vor vier Monaten abgesetzt.“ Aber der Patient weise immer noch keine HI-Viren im Blut auf. „Er könnte also geheilt sein.“ Sicher könne man das eher in zwei bis drei Jahren sagen. „Aber es sieht gut aus“, sagt Häussinger. Auch bei den anderen beiden Patienten waren Stammzellentransplantationen vorangegangen. Das Verfahren sei aber viel zu aufwendig, um es bei allen HIV-Patienten anzuwenden. Es komme derzeit nur in Frage, wenn der Patient auch Blutkrebs habe.
Häussinger erhofft sich von den Erkenntnissen der Behandlung des „Düsseldorfer Patienten“ (der aus Anonymitätsgründen so genannt wird) Rückschlüsse für die weitere Behandlung von HIV oder auch anderen Erkrankungen. Der Nördlinger ist seit 1988 Professor und seit 1994 federführend an der Düsseldorfer Uniklinik tätig. Er hat mehr als 15 Fachbücher veröffentlicht.
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