
Deutsche lassen sich mehr gegen Masern impfen

Die Europäische Impfwoche soll Impflücken schließen: Denn zu wenige Deutsche sind geimpft. Bei vielen Krankheiten fehlen nationale Impfziele zur Immunisierung.
Die Deutschen lassen sich wieder mehr gegen Masern impfen. Im vergangenen Jahr waren die Masern wieder verstärkt ausgebrochen. "Aber wir sind längst noch nicht gut genug. Die Impflücken sind noch immer zu groß", erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) am Montag in Berlin. "Impflücken schließen" ist auch das Motto der laufenden Europäischen Impfwoche bis zum 30. April.
Wie die ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände - mitteilte, sind 2015 für fast 1,2 Milliarden Euro Impfstoffe gegen Grippeviren, Gebärmutterhalskrebs oder Kinderkrankheiten an Ärzte abgegeben worden. Der Umsatz mit Impfstoffen legte demnach von 2014 auf 2015 von 1,07 Milliarden um zehn Prozent auf 1,17 Milliarden Euro zu. Besonders auffällig war der 50-prozentige Umsatzanstieg bei Impfungen gegen Masern von 95 auf 142 Millionen Euro.
Dennoch sind die Impfraten in Deutschland nach wie vor unzureichend und weit entfernt von den WHO-Impfzielen. Das im Juli letzten Jahres in Kraft getretene Präventionsgesetz hat die Voraussetzungen geschaffen, daran etwas zu ändern. Doch bis heute fehlt es an der Definition von konkreten Impfzielen und Maßnahmen zu deren Erreichung. "Das Präventionsgesetz muss umgesetzt werden", fordert der Impfstoffhersteller Sanofi Pasteur MSD in seinem Thesenpapier "Prävention als Auftrag. 10 Punkte für ein geimpftes Deutschland".
Europäische Impfwoche: Masern und Röteln im Fokus
Im Fokus der diesjährigen Europäischen Impfwoche (24. bis 30. April 2016), die unter dem Motto "Impflücken schließen" steht, steht die Immunisierung gegen Masern und Röteln. Die immer wieder kehrenden Masernausbrüche machen klar: Von einer Eliminierung dieser Erkrankung, die die WHO spätestens bis 2020 weltweit erreicht haben will, sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Die Ursache hierfür liegt in einem Nichterreichen einer stabilen Impfquote für eine vollständige Masernimpfung von über 95 Prozent. Anfang des Jahres vom Robert Koch-Institut veröffentlichte Daten belegen eine bundesweite Impfrate für eine vollständige Masernimpfung mit zwei Impfdosen von lediglich 84,8 Prozent bei Kindern bis zum Alter von 36 Monaten - trotz der Empfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO), die Impfung vor Vollendung des zweiten Lebensjahres abzuschließen. Warum Masern eine unterschätzte Gefahr sind
Impfen: Nationaler Aktionsplan gegen Masern
Während das Bundesministerium für Gesundheit einen nationalen Aktionsplan mit konkreter Zielsetzung für die Immunisierung gegen Masern formuliert hat, fehlen nationale Impfziele für andere Standardimpfungen. Doch gerade bei älteren Menschen klaffen große Impflücken. So haben sich in der Saison 2014/2015 bundesweit nur 36,7 Prozent der Personen ab 60 Jahren gegen Grippe impfen lassen. Hier strebt die Europäische Union eine Impfrate von mindestens 75 Prozent an. Gegen Tetanus hat etwa jeder Vierte dieser Altersgruppe keinen ausreichenden Impfschutz. Angesichts der Herausforderungen des demographischen Wandels an unsere Gesellschaft sollte jede Möglichkeit genutzt werden, die der Bevölkerung ein gesundes Älterwerden ermöglicht. Dies stellt schon aus gesundheitsökonomischer Sicht eine Notwendigkeit dar. Impfungen gehören zu den effektivsten und sichersten Präventionsmaßnahmen, verhindern kostenintensive Krankheiten und können somit einen wichtigen Beitrag zu einem auch weiterhin finanzierbaren Gesundheitssystem leisten.
Impfwoche 2016: Wichtiger Schritt war das Präventionsgesetz
Ein wichtiger Schritt zur Vermeidung impfpräventabler Erkrankungen war das in Kraft treten des Präventionsgesetzes im letzten Jahr. Mit diesem Gesetz hat die Politik den Stellenwert von Impfungen als eine der wichtigsten Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge anerkannt und einen gesetzlichen Rahmen zur Verbesserung des Impfschutzes geschaffen. Nun muss zur Erreichung von höheren Impfraten die Umsetzung gewährleistet werden. Hierzu sind bundesweit verbindliche Impfziele notwendig und entsprechende Maßnahmen, wie zum Beispiel mit Vorsorgeuntersuchungen gekoppelte Impfausweiskontrollen oder Recall-Angebotte. ots
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