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Medizin
20.10.2017

Faszination Mensch: Warum kriegen wir eigentlich Gänsehaut?

Warum kriegen wir eigentlich Gänsehaut?
2 Bilder
Warum kriegen wir eigentlich Gänsehaut?
Foto: Imago Stock & People

Unser Körper steckt voller Rätsel. Was passiert eigentlich beim Niesen? Wieso gibt es Schluckauf? Und wie oft am Tag blinzeln wir? Ein Experte kennt Antworten.

1966 kam ein filmischer Meilenstein in die Kinos: „Die phantastische Reise“, ein amerikanischer Science-Fiction-Streifen. Darin wird die Reise eines Rettungsteams in einem auf Mikrobengröße verkleinerten U-Boot gezeigt, das in den Körper eines im Kalten Krieg übergelaufenen tschechischen Wissenschaftlers injiziert wird, um ein tödliches Blutgerinnsel in dessen Kopf „von innen“ zu entfernen. So beginnt eine phantastische Reise durch den Körper des Mannes. Wie es wohl wäre, dem Rettungsteam einmal nachzureisen?

Fiktiv, versteht sich. Ziel wäre auch nicht ein Blutgerinnsel. Im Fokus sind vielmehr ganz alltägliche Körperphänomene. Deren Sinn, vor dem Hintergrund der Evolution etwa, vielleicht nicht ganz nachvollziehbar ist. Oder warum sollte beispielsweise das Weinen einen Überlebensvorteil verschaffen? Wir unternehmen die Reise nicht ohne einen ausgewiesenen Experten. Mitglied des Teams ist Paul Dietl. Der 57-jährige Mediziner ist Professor an der Universität Ulm. Das Fachgebiet des gebürtigen Innsbruckers ist die Physiologie, also die Lehre von physikalischen und biochemischen Vorgängen im Körper.

Die Reise kann beginnen.

Sie beginnt im Gesicht, in der Nase. Diese ist kein ganz ungefährlicher Ort. Dringt unser fiktives Mini-U-Boot nämlich dort ein, kann es für die Reisenden schnell ziemlich ungemütlich werden. Schuld ist der Trigeminusnerv, der gereizt reagiert, wenn seine Nervenenden in der Nasenschleimhaut Fremdkörper – Staub, Pollen, was auch immer – wahrnehmen. Dann baut sich eine heftige Kaskade auf, die in drei Phasen abläuft: Erst tiefes Einatmen der Luft. Dann wird der Atem kurz angehalten. Schließlich ziehen sich die an der Atmung beteiligten Muskeln im Bauchraum und in der Brust mit einem Schlag zusammen. „Dabei entsteht ein enormer Druck, der die Fremdkörper aus dem Nasenbereich wieder entfernen soll“, sagt Dietl.

„Hatschiiii“ mit bis zu 160 Stundenkilometern

Die „Windgeschwindigkeit“, die beim Niesen aufkommt, kann bis zu 160 Stundenkilometer betragen. „Obwohl es sich beim Niesen physiologisch gesehen um einen Reflex handelt, ist es dennoch zumindest teilweise willentlich beeinflussbar. Man kann etwa durch das Pressen der Zunge an den Gaumen und das Zuhalten der Nase den Luftausstoß verhindern.“

Um zu vermeiden, mit hoher Geschwindigkeit aus der Nase geschleudert zu werden, fahren wir auf unserer phantastischen Reise zu den Augen. Dort gibt es einen unwillkürlichen Automatismus, der offenkundig Reinigungszwecken dient. Das ist der Lidschlag. „Er soll das Austrocknen der Augen verhindern und säubert zudem die Oberfläche der Hornhaut von Partikeln“, erläutert Professor Dietl. Das Blinzeln ist zwar willentlich beeinflussbar, findet aber so gut wie immer ohne unser Zutun statt. Zehn bis 15 Mal pro Minute. Etwa 15000 Mal am Tag. 440 Millionen Mal im Leben – wenn man 80 Jahre alt wird.

Auch das Blinzeln stellt für die Besatzung unseres winzigen U-Boots durchaus eine Gefahr dar. Rasch schiebt sich das Lid über das Auge, sodass wir beidrehen und ins Augeninnere reisen.

Das nächste Phänomen, das wir untersuchen, ist fast noch gefährlicher: der Strom der Tränen. Beim Tränenfluss wird eine salzhaltige Flüssigkeit über Tränendrüsen des Auges abgesondert. Eigentlich, um die Hornhaut zu reinigen. Aber woher kommt das Weinen? „Weinen ist etwas ganz Seltsames“, sagt Paul Dietl. „So richtig erforscht ist es nicht. Vermutlich ist das Weinen eine Form der Kommunikation, es wird von allen Menschen, unabhängig welcher Kulturzugehörigkeit, verstanden.“ Gemeint ist hier nicht das Weinen eines Säuglings, der jedwedes Unwohlsein mangels anderer Kommunikationsmittel kundtut. Zwar weiß man, dass über das Weinen bestimmte Salze und andere Stoffe ausgeschieden werden. Doch dies reicht als Erklärung für das Weinen, das ja meist im Kontext mit Trauer, Schmerz oder Kränkung aufkommt, nicht aus. Jedenfalls kann das Weinen Aggressionen bei Anwesenden hemmen oder Zuwendung auslösen. Möglicherweise wird der Instinkt angesprochen, einen weinenden Säugling zu hegen und zu schützen.

„Weinen ist etwas ganz Seltsames“, sagt Professor Paul Dietl. So richtig erforscht sei es nicht.
Foto: Chepko Danil, Fotolia

Und plötzlich werden die Wangen rot

Die Reise führt nun in die Wangen. Sie sind unter anderem Projektionsfläche eines besonderen Phänomens: dem Erröten. „Rein physiologisch ist es leicht zu erklären“, sagt Dietl. „Gefäße weiten sich, es strömt Blut in die betreffende Region und man errötet.“ So weit, so gut. Doch wozu soll das nützlich sein? Welchen Vorteil könnte es in der Evolution haben, wenn man sieht, dass sich jemand schämt? Zumal auch nicht alle Menschen erröten, selbst wenn sie sich schämen. Dietl glaubt, dass das Erröten eine Spielart der Natur sein könnte, die keinen tieferen Sinn hat. Nur dass es für die Betroffenen unter Umständen ziemlich unangenehm ist.

Fröhlicher wird unsere Reise in der Mundregion, in der sich das Lachen abspielt. „Das ist übrigens viel komplexer, als man meint“, sagt Dietl. Bis zu 80 Muskeln müssen dafür betätigt und – natürlich unbewusst – koordiniert werden. Das Zwerchfell bewegt sich rhythmisch hin und her, der Atem geht viel schneller und bewegt sich auch schneller als sonst durch die Lungen. Dadurch werden die Stimmbänder in Schwingungen versetzt, der typische Laut des Lachens entsteht. „Lachen ist sicher eine Form der Kommunikation“, sagt Dietl. Es wird in allen Kulturkreisen verstanden, es ist entwicklungsgeschichtlich gesehen vermutlich älter als das Sprechen. Selbst höher stehende Affenarten können lachen.

Wer lacht, verzieht den Mund – wer gähnt, ebenfalls. Doch wozu dient das Gähnen? „Es ist lebensnotwendig“, erklärt Professor Dietl. Alle lungenatmenden Tiere machen das. Die Lungenbläschen müssen eine bestimmte Substanz ausscheiden, um die Lunge geschmeidig zu halten. Die Freisetzung findet über einen Dehnungsreiz statt – das Gähnen. Wer nicht gähnt, dessen Lunge wird immer steifer, bis sie nicht mehr funktioniert. Selbst beatmete Patienten auf einer Intensivstation erhalten von den Beatmungsmaschinen extra Atmungsschübe, die das Gähnen ersetzen sollen.

Bei der Hälfte der Menschheit sind die Bereiche um den Mund und Teile des Gesichts Schauplatz eines weiteren interessanten Phänomens. Wir sind beim Bartwuchs. „Der hat keinen echten Sinn“, sagt Dietl. Wäre er wirklich notwendig, hätten Frauen ihn auch. Stattdessen handelt es sich nur um einen Hinweis dafür, dass der betreffende Mann geschlechtsreif ist. „Für den Wärmehaushalt ist ein Bart jedenfalls annähernd nutzlos.“ Genauso wie Scham- oder Achselhaare. Bei beiden weiß man immerhin, dass dort Pheromone, also Sexualduftstoffe, anhaften können. „Insofern sind Schamhaare eine Art Oberflächenvergrößerung zur Darbietung dieser Lockstoffe.“ Zudem gilt das Gleiche wie beim Bartwuchs: Wer Achsel- und Schamhaare aufweist, zeigt dem anderen, dass er geschlechtsreif ist.

In die gleiche Kategorie fällt der Stimmbruch. Der ist lediglich ein Hinweis auf Geschlechtsreife. Sobald die Hoden Testosteron produzieren, kommt es in der Pubertät zu einem Wachstum des Kehlkopfs. Dadurch verändert sich die Frequenz der Luftschwingungen beim Sprechen und die Stimme wird tiefer, wobei die Stimmlage nichts Wesentliches aussagt. Männer mit tieferen Stimmen wirken vielleicht männlicher, sind aber nicht zeugungsfähiger. „Die tiefe Stimme ist eigentlich nur ein Begleitphänomen der allgemeinen Testosteronwirkungen. Ansonsten hat sie keine wesentliche Bedeutung.“

Die Reise führt vom Kopf weg in die Mitte des Körpers. Der ganze Kerl zuckt plötzlich, als sich das Zwerchfell zusammenzieht. Dadurch wird Atemluft in den Körper gesogen. An sich nichts Besonderes. Aber diesmal ist es anders. Plötzlich verschließt nämlich der Kehlkopfdeckel die Atemwege. Ein lautes „Hicks“ ist zu hören. „Was wir gerade erleben, ist ein Schluckauf.“

Einer soll 68 Jahre lang Schluckauf gehabt haben - am Stück

Der Grund, warum wir manchmal Schluckauf haben, ist unglaublich alt. Man muss zurückgehen in eine Zeit, als die Tiere an Land gingen und Lungen und Kiemen zugleich hatten. Kaulquappen und Lungenfische haben das heute noch. Ein Steuerungssystem in deren Gehirn ist aktiv, wenn die Atmung über die Kiemen erfolgt. Das Wasser wird durch Maul, Rachen und Kiemen geleitet, darf aber nicht in die Lunge geraten. Das verhindert der Kehlkopfdeckel, ein Gewebedeckel, der dann die Luftröhre abdeckt. Diese Funktion ist heute beim Menschen nicht mehr nötig. Allerdings wird dieses Reflexmuster manchmal unbeabsichtigt ausgelöst, wenn man Alkohol getrunken oder den Magen überdehnt hat. „Meist verschwindet der Schluckauf von allein“, erklärt Dietl. Aber es gibt auch chronische Verläufe. Das wird für die Betroffenen zur Hölle. Angeblich soll es einen Menschen gegeben haben, der zwischen 1922 und 1990 dauerhaft Schluckauf hatte.

Wir drehen bei und steuern unser Mini-U-Boot zu einem Arm, genauer gesagt zur Haut, die die Arme bedeckt. Als ein kalter Luftzug darüberstreicht, spannen sich kleine Muskeln an und stellen den bescheidenen Flaum an Härchen, die der Mensch dort aufweist, aufrecht. „Die Gänsehaut ist ein Schutzreflex gegen Unterkühlung“, sagt unser Experte Paul Dietl. „Ein Relikt aus der fernen Vergangenheit, obwohl wir als Menschen schon lange kein Fell mehr haben.“ Ein Fell wärmt bekanntlich. Warum sollten die einzelnen Haare aber mit Muskeln aufrecht gestellt werden? „Durch dieses Aufstellen entsteht ein Bereich, wo der Wind nicht hinkommt, er ist windstill.“ Dann sei es einfacher, seine Temperatur nicht an die Kälte zu verlieren. Beim Menschen macht das alles heute natürlich keinen Sinn mehr.

Völlig im Dunkeln tappt man als Physiologe übrigens bei der Frage, warum einem die Haare zu Berge stehen, wenn man sich graust. „Da bin ich ratlos. Niemand weiß, woher das kommt“, bekennt Dietl.

„Es gäbe noch so viele interessante Phänomene des menschlichen Körpers“, sagt er noch. Aber wie im Science-Fiction-Streifen von einst droht auch unserem U-Boot nach einer gewissen Zeit die schlagartige Rückverwandlung in die normale Größe. So reisen wir zurück, um den Körper über die Nase wieder zu verlassen. Eine Reise, die uns staunend zurücklässt. Der Körper, in dem wir stecken, der uns so vertraut erscheint – in ihm passiert so viel, von dem wir kaum wirkliche Kenntnis haben.

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