Flimmerhärchen erstarren im blauen Dunst
Rauchen legt den Reinigungsmechanismus der Bronchien lahm. Der Effekt hält bis zu acht Stunden an.
Raucher kennen es. Und auch ihre Partnerinnen und Partner: Gerade aufgewacht, kommt mit dem Gang ins Badezimmer ein geräuschvoller Husten, gefolgt vom Auswurf mal mehr, mal minder dunklen Schleims. Auch tagsüber räuspert, hüstelt und keucht der Betroffene. Der Raucherhusten ist in Raucherhaushalten ein alltäglicher Begleiter. Doch nicht nur das: Mit jeder Erkältung – die Raucher in der Regel deutlich stärker plagt – wird ihnen klar, dass mit ihren Bronchien etwas anders ist. Möglicherweise ein Anlass, endlich mit dem Rauchen aufzuhören. Denn gegen Raucherhusten ist kein Kraut gewachsen.
Flimmerhärchen funktionieren nicht mehr
„Wer raucht, schaltet die Müllabfuhr in seinen Bronchien ab“, erläutert Dr. Michael Barczok, Vorstandsmitglied im Bundesverband der Pneumologen. Denn die Flimmerhärchen in den Bronchien, die „wie ein Förderband allen Dreck nach oben abtransportieren“, erstarren im blauen Dunst.
„Funktionsfähige Flimmerhärchen sehen unter dem Elektronenmikroskop aus wie ein Getreidefeld im Wind“, fügt Dr. Petra Bubel hinzu, Landesvorsitzende des Deutschen Berufsverbands der Hals-Nasen-Ohren-Ärzte in Sachsen-Anhalt. „Als Schutz vor Eindringlingen produzieren die Bronchien Schleim, und der wird von den Härchen nach oben transportiert, wo er sich mit Speichel vermischt und unbemerkt verschluckt wird“, erklärt die in der Lutherstadt Eisleben niedergelassene Ärztin. Bei Rauchern kommt dieses System zum Stillstand.
Und da der Effekt pro Zigarette sieben bis acht Stunden anhält, werde bei einem durchschnittlichen Raucher, um beim Bild der Müllabfuhr zu bleiben, den ganzen Tag über nicht gekehrt, sagt Barczok. „Nachts nimmt die Müllabfuhr die Arbeit wieder auf.“ Das Ergebnis: der morgendliche Husten. Er ist sogar ein gutes Zeichen: Der Körper transportiert Schadstoffe ab.
Hört man mit dem Rauchen auf, können sich die Flimmerhärchen erholen
Und die Flimmerhärchen können sich wieder erholen, wenn Raucher mit dem Rauchen aufhören, erläutert Privatdozent Tobias Raupach, Internist und Sprecher der Arbeitsgruppe Tabakprävention der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Daher müssen viele zunächst etwas mehr husten, nachdem sie mit dem Rauchen aufgehört haben.“
Dennoch sollte der Husten Rauchern ein Warnsignal sein. Er deute auf unumkehrbare Veränderungen in den Bronchien hin, sagt Bubel. „Wenn Sie häufiger husten oder es beim Atmen bisweilen pfeift, wenn Sie schon bei leichten körperlichen Anstrengungen Atemnot haben, sollten Sie zum Lungenarzt gehen.“ Die Umbauvorgänge in den Bronchien seien möglicherweise Vorboten schlimmerer Erkrankungen. Bei etwa der Hälfte aller Raucher entwickle sich mit der Zeit eine chronisch-obstruktive Bronchitis (COPD), sagt Barczok.
Eine Faustregel laute: Frauen entwickeln nach 20, Männer nach 30 „pack years“ – also Jahren, in denen pro Tag eine Schachtel Zigaretten geraucht wurde – diese chronische Krankheit. Wer zwei Schachteln raucht, muss die Jahresangabe halbieren. Wenn es so weit gekommen ist, ist die Lungenleistung messbar beeinträchtigt und die Lunge unumkehrbar geschädigt. (dpa)
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