Forscher entdecken 500 Jahre alte Baum-Mumien
Trondheim (dpa) - Jahrhundertealte Baummumien haben norwegische Wissenschaftler entdeckt. Die Kiefern seien schon seit fast 500 Jahren tot - und dennoch kaum verrottet, teilte die Technische Universität Trondheim (NTNU) am Donnerstag mit.
Die Stämme lagen nicht etwa besonders trocken und geschützt, sondern wurden im relativ regenreichen, milden Südwesten des Landes gefunden. Sie hätten also eigentlich besonders rasch verrotten müssen - ähnlich wie Holz in Regenwaldgebieten. Grund für die Haltbarkeit ist nach Ansicht der Wissenschaftler Harz, das die Bäume beim Sterben ausscheiden.
Die Forscher um Terje Thun hatten die mumifizierten Bäume im Bezirk Sogndal entdeckt, als sie nach alten Stämmen zur Bestimmung der Sommertemperaturen früherer Jahrhunderte suchten. Ihre Jahresringe erlauben Rückschlüsse auf die jeweiligen Temperaturen, da etwa das Wachstum der Bäume davon abhängt.
"Unsere Daten zeigten dann, dass das Holz viel älter war als erwartet", erklärte Projektleiterin Terje Thun. "Wir waren baff, als wir frisches Holz in Bäumen fanden, die seit dem 13. Jahrhundert gewachsen und schon vor 500 Jahren abgestorben sind." Es sei "sensationell", dass das Holz sich in dem besonders feuchten Klima an Norwegens Westküste so lange gehalten habe.
Die Wissenschaftlerin nannte als Grund für die "Mumifizierung", dass die Kiefern beim Absterben große Mengen Harz produzieren. Die klebrige Substanz hält Mikroorganismen ab, die das Holz sonst rasch zersetzen würden. Diese Eigenschaft hätten sich etwa die alten Ägypter zunutze gemacht, indem sie für die Konservierung ihrer Mumien Harz verwendeten, erläuterten die Wissenschaftler.
Unglaublich sei aber, dass die Wirkung dieser "Versiegelung" bei den Bäumen so viele Jahrhunderte anhalte. Einige der in Sogndal entdeckten Stämme seien schon bei Ausbruch der Pest um 1350 über hundert Jahre alt gewesen. Damit habe sich das Holz insgesamt knapp 800 Jahre gehalten.
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