
Zeckenzeit: Impfung gegen Borreliose in Sicht

Erste klinische Tests zur Verträglichkeit des neuen Borreliose-Impfstoffes sind positiv verlaufen. Die Experten zeigen sich optimistisch im Kampf gegen entzündete Zeckenbisse.
Wird es gegen die Borreliose, eine häufige von Zecken übertragene Infektionskrankheit, in absehbarer Zeit einen Impfstoff geben? Es gibt zumindest Hoffnung. In den vergangenen zwei Jahren wurde am Institut für Tropenmedizin der Universität Tübingen sowie an zwei weiteren Zentren in Deutschland und Österreich eine erste klinische Studie mit einem neuen Impfstoff durchgeführt. Die Impfung wurde gut vertragen, die Probanden entwickelten Antikörper, teilte die Universität Tübingen kürzlich mit.
Noch mindestens drei Jahre bis zum fertigen Impfstoff
"Unsere Erwartungen wurden erfüllt, ja fast übertroffen", erklärte dazu Professor Peter Kremsner, Leiter des Tropenmedizinischen Instituts an der Uni Tübingen, gegenüber unserer Zeitung. "Wenn sich alles so umsetzt, wie wir es jetzt sehen, wird es ein sehr wirksamer Impfstoff werden." Ein wenig Geduld ist allerdings noch vonnöten: Auch wenn alles gut geht und eine große Zulassungsstudie positive Ergebnisse bringt, werde es noch mindestens drei Jahre dauern, bis mit einem Impfstoff zu rechnen sei, schätzt der Experte.
Eine multizentrische Zulassungsstudie (Phase-III-Studie) soll mehrere tausend Personen umfassen. Kremsner weiß, dass viele Menschen auf diesen Impfstoff warten - wenngleich Borreliose nicht eine der schlimmsten, aber dennoch eine viel diskutierte Infektionskrankheit in unseren Breiten sei. Die Zahl der jährlich neu Infizierten wird von Experten auf mehr als 100.000 geschätzt. Rechtzeitig erkannt, kann die Krankheit mit Antibiotika gut behandelt werden. Die späte Form einer Lyme-Borreliose aber, das bestätigt auch Kremsner, kann ein Problem darstellen. Wobei allerdings manches der Borreliose angelastet werde, was in Wirklichkeit gar nicht Borreliose sei: "Man muss vorsichtig sein, wenn man die Diagnose stellt."
Der Zecken-Impfstoff im Test: Sehr gute Verträglichkeit
In der ersten klinischen Untersuchung mit dem in Österreich entwickelten Impfstoff ging es vor allem um die Frage der Verträglichkeit. "Nebenwirkungen gibt es natürlich", so Kremsner dazu; "ganz ohne Nebenwirkungen geht es nicht." Doch habe es sich um leichtere Nebenwirkungen gehandelt, die man von Impfungen allgemein kennt: Brennen, Schmerzen oder Verhärtungen an der Injektionsstelle oder - seltener - auch systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen oder leichtes Fieber. Insgesamt, so der Experte, sei der Impfstoff aber sehr gut verträglich.
Und er hat sich als sehr immunogen herausgestellt, was bedeutet: Er hat die gewünschte Abwehrreaktion des Körpers hervorgerufen; die Probanden entwickelten Antikörper gegen die verabreichten Oberflächenmerkmale der Borreliose-Erreger. "Alle Geimpften haben eine erstaunlich gute Immunantwort gezeigt", sagt Professor Kremsner; man hofft, dass sie nicht nur ein Jahr, sondern mehrere Jahre anhält.
Nach FSME- jetzt auch wirksame Borreliose-Impfung
Während es gegen die ebenfalls von Zecken übertragene, gefürchtete Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) seit langem eine wirksame Impfung gibt, sind entsprechende Bestrebungen bei Borreliose bisher im Sande verlaufen. Das Problem seien vor allem die vielen verschiedenen Borrelien-Stämme, die den Menschen krank machen können, teilt das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in Langen auf Anfrage mit; sprich, es gibt nicht nur einen einzigen Borreliose-Erreger.
Der Impfstoff, der jetzt in Entwicklung ist, berücksichtigt laut Kremsner erstmals fast alle Oberflächenmerkmale der existierenden Borrelien; 97 bis 99 Prozent der verschiedenen Arten beziehungsweise Serotypen der Erkrankung würden mit dem Impfstoff erfasst. Dies lasse hoffen, dass es mit dem Impfstoff ein besseres Ende nehme als mit einem, der vor längerer Zeit in den USA entwickelt worden war und sich alleinig gegen die dort verbreitete Borrelien-Unterart "borrelia burgdorferii sensu stricto" richtete. Er wurde schon vor Jahren wieder vom Markt genommen.

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