
Gen für Selbstheilung entdeckt
Münster (dpa) - Schneidet man einen Plattwurm in hundert Teile, wächst aus jedem Schnipsel ein neues Tier. Wie der Wurm das macht, ist noch unklar. Forscher haben in den Tieren nun ein Gen entdeckt, dass bei dem Prozess eine Schlüsselrolle spielt - und in verwandter Form auch beim Mensch vorkommt.
Das Gen Smed-SmB, so hoffen die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster, kann sich als wertvolles Werkzeug für die Stammzellforschung erweisen. Über den Fund berichtet das Team um Luca Gentile und Hans Schöler im Fachjournal "Development".
In den Zellen der Würmer (Schmidtea mediterranea) stoppten die Wissenschaftler gezielt die Produktion des auf Smed-SmB zurückgehenden Proteins. Kurz danach sei die Regenerationsfähigkeit der Würmer komplett zum Erliegen gekommen. Die wandlungsfähigen Körperzellen (Neoblasten) hörten auf, sich zu teilen. Zudem waren sie nicht mehr in der Lage, in amputierten Tieren Zellhaufen zu bilden, mit denen die Regeneration beginnt. Auch nicht verletzte Würmer starben zwei bis vier Wochen nach der Behandlung, da verschlissene Zellen ihres Körpers nicht mehr durch neu gebildete ersetzt wurden.
"Viele Mechanismen der Gewebereparatur sind bis heute weitgehend unverstanden. Mit Smed-SmB haben wir jedoch die Möglichkeit, endlich mehr Licht in die "Black Box" der Regeneration zu bekommen", erklärte Gentile. Die Wissenschaftler hoffen, aus den Experimenten mit Plattwürmern künftig auch wichtige Erkenntnisse für den Menschen ziehen zu können. Ob und in welcher Form das möglich sein wird, sei noch schwer abzuschätzen. Fest stehe jedoch: Rund drei Viertel der Gene, die in den Zellen der Würmer aktiv sind, ähneln denen des Menschen.
Die Diskussion ist geschlossen.