ZNS-Lymphom: Charité untersucht Therapieform für aggressiven Hirntumor
Das ZNS-Lymphom ist ein seltener, aber sehr aggressiver Hirntumor. An der Charité forschen Mediziner nun an einer neuen Therapiemöglichkeit. Noch hat sie viele Nebenwirkungen.
Das primäre ZNS-Lymphom ist eine seltene, aber sehr aggressive Form von Hirntumor. Es siedelt sich im zentralen Nervensystem (ZNS) des Menschen an. Bei einigen Patienten lässt er sich mit einer Chemotherapie und speziellen Medikamenten zurückdrängen. Etwa bei einem Viertel aller Betroffenen spricht der Hirntumor auf diese Behandlung allerdings nicht an. In vielen Fällen kehrt das ZNS-Lymphom auch wieder zurück.
Mediziner der Charité forschen an Therapie für aggressiven Hirntumor
Deshalb forschen Mediziner der Charité in Berlin nun zusammen mit der Deutschen Studiengruppe für Primäre ZNS-Lymphome an einem Medikament, das speziell Menschen helfen soll, bei denen die herkömmliche Tumortherapie versagt hat. Jüngst veröffentlichten sie ihre vorläufigen Studienergebnisse in der Fachzeitschrift Journal of Clinical Oncology. In einer Mitteilung der Charité heißt es dazu: "Zwar stellen die Resultate noch keinen Therapiedurchbruch dar, eröffnen aber neue Perspektiven für am ZNS-Lymphom erkrankte Patienten."
Für ihre Studie haben die Mediziner an 37 Menschen, bei denen der Tumor schon mehrfach erfolglos behandelt wurde, den Wirkstoff Temsirolimus gegeben. Temsirolimus zeigte schon bei anderen Tumorarten, die wieder zurückgekommen waren, eine positive Wirkung. Der Stoff hemmt die Tumorzellen in bestimmten Signalwegen und blockiert damit einen Mechanismus, der für das Überleben der Zellen wichtig ist.
Temsirolimus gegen ZNS-Lymphom: Greift Hirntumor zwar an, hat aber Nebenwirkungen
Dr. Agnieszka Korfel, Oberärztin an der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité und Leiterin der klinischen Prüfung der Ergebnisse, erklärte die Ergebnisse der Studie in der Pressemitteilung der Charité so: „Es zeigte sich, dass die Substanz beim rezidivierten ZNS-Lymphom erstaunlich aktiv ist, bei unserem Patientenkollektiv allerdings mit einer nicht unerheblichen Toxizität einherging“, so die Wissenschaftlerin über die Ergebnisse.
Das heißt, das Mittel hatte starke Nebenwirkungen. Bei 20 der 37 untersuchten Patienten sprach der Wirkstoff an. Allerdings reichten die Nebenwirkungen von erhöhtem Blutzucker bis zu Infektionen und Hautausschlag. Dennoch meinen die Ärzte, mit der Behandlung mit Temsirolimus auf einem richtigen Weg zu sein. "Es erscheint uns sinnvoll, Temsirolimus in Kombination mit Zytostatika oder mit Rituximab und bereits in früheren Therapielinien einzusetzen“, sagt Korfel. „Vor dem Hintergrund der Toxizität des Wirkstoffs sollte er vor allem jüngeren Patienten angeboten werden und mit einer prophylaktischen Antibiose einhergehen“, fügt sie hinzu. hhc
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